Audi-Werk in Brüssel bekommt doch einen Sozialplan

Audi wird die Produktion in seinem Werk in Brüssel wie geplant zum 28. Februar 2025 einstellen. Im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Konsultationsprozesses konnte Audi mit den Personalvertretern nun doch einen Sozialplan vereinbaren. Die Mitarbeiter erhalten dabei zusätzlich zum gesetzlichen Kündigungsgeld eine Unternehmensprämie.

Bild: Audi

Die Schließung der Audi-Produktionsstätte in Brüssel hatte sich schon lange abgezeichnet: Audi hatte das Werk in der belgischen Hauptstadt, in dem derzeit der vor allem in China beliebte Q8 e-tron samt Sportback-Ableger gebaut wird, im Laufe des vergangenen Jahres immer wieder öffentlich angezählt. Doch die Nachfrage nach dem Modell hat in China nachgelassen und der Nachfolger des Q8 e-tron soll in Mexiko gebaut werden. Da in Brüssel auch kein anderes Modell aus gefertigt werden soll, schließt der Volkswagen-Konzern damit erstmals in Europa ein Werk.

Rund 3.000 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Sie hatten sich in den vergangenen Monaten heftig gegen das Ende des Standorts gewehrt, zum Beispiel ein aus Reifen geformtes Audi-Logo vorm Werkseingang in Brand gesetzt und 200 Schlüssel von Neuwagen entwendet.

Im Rahmen des Sozialplans hat Audi nun sein Angebot für die Beschäftigten erweitert. Dieses umfasst eine freiwilligen Unternehmensprämie zusätzlich zum gesetzlichen Kündigungsgeld. Die Höhe dieser Audi Prämie hängt ab von der individuellen Betriebszugehörigkeit. Insgesamt gibt Audi laut eigenen Angaben mehr als das Doppelte des gesetzlich Erforderlichen für die Abfindungen der Mitarbeiter aus. Laut einem Bericht der belgischen Zeitung „Nieuwsblad“ sollen beispielsweise Mitarbeiter mit 30 Dienstjahren je nach Position und Gehalt eine Gesamtabfindung zwischen 200.000 und 400.000 Euro brutto erhalten.

Weiterhin beinhaltet der Sozialplan einige Unterstützungsangebote, die allen Beschäftigten offenstehen. Dazu zählen spezielle Altersregelungen für über 60-Jährige (dies trifft wohl auf ca. 200 Personen zu), Coaching-Angebote sowie sogenannte Outplacement-Services für Beschäftigte. Letzteres bedeutet, dass Mitarbeiter in neue Jobs bei anderen Unternehmen vermittelt werden sollen.

„Ich bin sehr froh, dass wir trotz schwieriger Verhandlungen doch noch gemeinsam mit den Sozialpartnern eine faire Einigung für die Beschäftigten erzielen konnten. Allen Verhandlungsparteien hat dieses Ergebnis bis zuletzt viel abverlangt. Aber schließlich haben sich alle besonnen und die Beschäftigten in den Mittelpunkt ihres Handelns gestellt“, sagt Thomas Bogus, CEO von Audi Brussels.

Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker ergänzt: „Wir tragen soziale Verantwortung für alle Beschäftigten. Deswegen war uns und mir ganz persönlich wichtig, dass wir eine gemeinsame Lösung mit den Sozialpartnern in Brüssel erzielen. Das haben wir mit dem jetzt vereinbarten Sozialplan erreicht.“

Das Werk in Brüssel hat eine lange Geschichte. 1949 wurde es als VW-Fabrik gegründet, dort wurden über die Jahrzehnte u.a. der VW Käfer, Golf, Passat und Polo gebaut. 2007 wurde der Name des Werks in Audi Brussels geändert und die Produktion bald auf den Audi A1 fokussiert. Nachdem die Produktion des A1 zu Seat nach Spanien verlagert wurde, wurde der Standort zum Schlüsselwerk für Elektromobilität verwandelt und ab 2018 dort der Audi e-tron gebaut, der später in Audi Q8 e-tron umbenannt wurde.

Audi hatte in der Vergangenheit immer wieder bemängelt, dass die Lage des Brüsseler Werks eine Expansion und die interne Logistik behindere – beides sei nötig, um den Standort wirtschaftlich zu betreiben. Das Werk liegt direkt an einer Bahntrasse, weshalb tatsächlich keine Erweiterungsflächen zugänglich sind. Außerdem gibt es vor Ort keinen Karosseriebau, weshalb in Brüssel keine Stand-Alone-Fertigung möglich ist – wichtige Karosserie-Komponenten müssen aus anderen Werken zugeliefert werden.

Damit war klar, dass Audi das Werk nicht mehr länger selbst betreiben will. Stattdessen hatte Audi bis Herbst nach einem Käufer für das Werk gesucht, die Suche dann aber Ende November aufgegeben.

audi-mediacenter.com, tagesschau.de, nieuwsblad.be (Niederländisch)

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