Regierung und Union bringen wichtige Energie-Gesetze auf den Weg

Die Bundestags-Fraktionen von SPD, Grünen und CDU/CSU haben eine Einigung zu verschiedenen zentralen Energiegesetzgebungen erzielt, die noch in dieser Woche beschlossen werden sollen – also vor der Bundestagswahl. Dabei geht es unter anderem um heimische Ladepunkte, aber auch den Betrieb von öffentlichen Ladesäulen.

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Bild: E.ON / Malte Braun

Die Einigung betrifft drei Gesetze, vor allem aber den „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts zur Vermeidung von temporären Erzeugungsüberschüssen“, den die Fraktionen von SPD und Grünen im Dezember in den Bundestag eingebracht hatten. Mit Unterstützung der Unions-Fraktion aus CDU und CSU soll der Entwurf in dieser Woche in zweiter und dritter Lesung im Plenum beschlossen werden.

Das geplante Gesetz soll laut der Koalition vor allem dazu dienen, „insbesondere Vorsorge für Zeiten temporärer Erzeugungsüberschüsse“ zu treffen. In Zeiten von temporären Erzeugungsüberschüssen (wenn weniger Strom verbraucht als in diesem Moment erzeugt wird) muss der Strom zu teilweise stark negativen Preisen abgegeben werden. „Diese negativen Preise erhöhen die Kosten der Förderung der erneuerbaren Energien und die Kosten des Stromsystems insgesamt“, zitiert das Portal Golem aus einer Erklärung.

Um solche Erzeugungsspitzen und die Last allgemein besser zu verteilen, sollen zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen oder andere Erzeuger temporär ein- oder ausgeschaltet werden können, um das Netz zu stabilisieren. Die „Balkon-Solaranlagen“ mit einer Einspeiseleistung von maximal 800 VA sind von der Regelung aber ausgenommen. Der 92-seitige Gesetzentwurf sieht zudem vor, dass Stromanschlüsse mit größeren Verbrauchern wie Wärmepumpen und Wallboxen oder Stromerzeuger mit mehr als 7 kW künftig mit einem „intelligenten Messsystemen und einer Steuerungseinrichtung am Netzanschlusspunkt“ ausgestattet werden müssen – hier wäre also die Elektromobilität direkt betroffen. Sprich: Hier soll der Smart-Meter-Rollout neu geregelt werden, denn nichts anderes sind die „intelligenten Messsysteme und Steuerungseinrichtung am Netzanschlusspunkt“.

Der BDEW weist in einer eigenen Mitteilung noch auf eine weitere Maßnahme hin, die für die Elektromobilität vorübergehend relevant ist: Denn es wurde auch die Verlängerung Übergangsregelung für Ladesäulen von De-minimis-Unternehmen bis Ende 2026 in den Gesetzentwurf aufgenommen. Eigentlich muss der Betrieb der Ladesäulen vom Netz-Geschäft getrennt sein – indem es sich zumindest auf dem Papier um zwei eigene Gesellschaften handelt. Gerade kleinere und mittlere Stadtwerke sind hier bei der Umsetzung oftmals noch nicht soweit, weshalb der BDEW in der Verlängerung Planungssicherheit und eine Stärkung der Elektromobilität sieht.

„Die Einigung ist eine gute Nachricht für die Energiewende. Mit enormem Einsatz und Tempo und einem Kraftakt aller Beteiligten wurden zentrale Energiegesetze auf den Weg gebracht – ein starkes Signal für die Energieversorgung“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Jetzt zählt die Umsetzung! Die Gesetzesänderungen müssen in dieser Sitzungswoche verabschiedet werden. Diese Beschlüsse sind von zentraler Bedeutung für die Energiewende und die Versorgungssicherheit in Deutschland.“

Während der BDEW die Inhalte der fraktionsübergreifenden Einigung lobt, betont die SPD in einem kurzen Statement die Einigung an sich als wichtigen Schritt. „SPD, Grüne und Union haben nun gemeinsam acht Gesetze zu Energie und Wirtschaft geeint. Es gibt damit eine funktionierende Mehrheit jenseits der AfD im Deutschen Bundestag“, sagt SPD-Abgeordnete Verena Hubertz. „Man muss nur wollen. In guten und konstruktiven Gesprächen haben wir unter anderem Gesetze zum Emissionshandel, zum Ausbau der Photovoltaik und zur Flexibilisierung der Bionenergie vereinbart.“

golem.de, spdfraktion.de, bdew.de, bundestag.de (Gesetzentwurf als PDF)

11 Kommentare

zu „Regierung und Union bringen wichtige Energie-Gesetze auf den Weg“
Martin Seiler
28.01.2025 um 11:00
Die Kostenreduktion ist sicher wichtig. Allzuviel wurde in der Vergangenheit einfach dem Strompreis angelastet. Vorteilhaft ist es aber auch, wenn sich Erzeuger und Staat ernsthaft um zusätzliche Wege für Stromsenken bemühen. Zum einen können beide den Zubau von bekannten Speicheranlagen vorantreiben, zum andern den so wichtigen Übergang von Strom zu Wärme. Wärmespeicherung ist die ideale weil steuerbare volatile Stromsenke. Eine Renaissance der Speicheröfen in Wohnungen steht da an, mit hoffentlich innovativer und effizienter Technik, zum andern kann man der Forschung einen Gefallen tun und den Umbau von Fernkraftwerken zur Verwendung von Wärmespeichern vorantreiben. Das wäre dann technisches Neuland, in dem sich Deutschland einen Namen machen kann. Es gibt allerhand Versuche mit wasserbasierten Speichersystemen für Wohnanlagen oder auch Hochtemperatursysteme auf Öl- oder Sandbasis. Das ist die Zukunft, die man nicht zu verschlafen braucht.
Battie
28.01.2025 um 13:39
Speicheröfen braucht es nicht, es gibt Wärmepumpen, die aus dem Strom an die dreifache Wärmemenge machen können. Also bloße Wärmespeicher genügen. Im übrigen haben Wärmepumpenheizungen in der Regel auch direkte Heizelemente eingebaut. Die könnten natürlich dicker ausgelegt werden als notwendig, wenn es sich dann über den Strompreis rentiert. Erdsondennutzer kann der Boden als Wärmespeicher dienen, praktisch. Bei allem ist kaum mehr verständlich, warum beim Gebäudeenergiegesetz ein derartiger Aufstand gegen die Wärmepumpe gemacht wurde, wenn nun auf der anderen Seite überschüssiger Strom einfach weggekippt weren soll. Das sind bis jetzt zwar noch nicht die Riesenmengen, es wird aber in den kommenden Jahren rasch immer mehr werden!
David W
28.01.2025 um 13:00
Das ist lange überfällig, genauso wie die Einspeisevergütung meiner Meinung nach für Neuanlagen abgeschafft gehört. Die paar ct reißen es eh nicht raus und verkomplizieren nur alles. Stattdessen sollte die Vergütung der Einspeisung an den tatsächlichen, aktuellen Strompreis gekoppelt werden. Das schafft Anreize netzdienlich einzuspeisen (und zu verbrauchen). Technisch ist das alles gelöst, nur leider nicht umgesetzt. Abregeln ist ja auch vollkommen in Ordnung und sinnvoll, einfach abschalten hingegen maximal doof, dann kann man die Energie nämlich auch nicht zum Eigenverbrauch nutzen und muss sie teuer zukaufen obwohl man zig kW vom Dach hätte. Bzw. muss dann seinen eigenen Akku zyklisieren.
Max
29.01.2025 um 07:36
Wenn man sich allein nach dem Strompreis an der Strombörse richtet, egal ob bei Einspeisung oder Verbrauch, ist das nicht netzdienlich sondern das Gegenteil (systemdienlich). Das liegt daran, dass dies zeitweise zu einem sehr hohen Gleichzeitigkeitsfaktor führt (also das Netz zu einzelnen Zeitpunkten sehr stark und sonst sehr wenig genutzt wird). Netzdienlich wäre es, wenn der Gleichzeitigkeitsfaktor möglichst konstant ist. Was ich sagen will ist: Systemdienlich (dynamische Stromtarife) ist oft das Gegenteil von netzdienlich (dynamische Netzentgelte) wird aber trotzdem häufig als Synonym benutzt.
Gregor
28.01.2025 um 13:00
Es gibt bereits eine Regelung, welche Wallboxen betrifft. Dies ist 14a. Der Netzbetreiber Mitnetz schreibt dazu: "Derzeit können wir gar nix steuern, also machen wir das auch nicht." Die Anmeldung der PV Anlage dauert bis zum Finale ca. 1 Jahr bei denen. Und die Rückfragen die wir in der Zeit bekamen, waren haarsträubend und hätten mit guter Verwaltung intern geklärt werden müssen.Nun soll also der nächste Steuerunghammer kommen (den ich für wirklich Sinnvoll halte) und die Anlagenbetreiber und Netzbetreibern sollen dann irgendwas Regeln und Steuern...wir auch immer?Na dann mal los, wo kommen die einfachen und effizienten Lösungen? Oder muss bald jede PV Anlage ab 7kW einen zusätzlichen Rundsteuerempfänger eingebaut bekommen? Auf Kosten der Anlagenbetreiber?
Michael K
29.01.2025 um 08:59
Alles Quatsch. Es gehört ein Batteriespeicher in jedes neue Haus an den Netzanschluss als Bedingung und das unabhängig von PV oder nicht. Dann alle Stromverträge variabel, also abhängig vom Börsenpreis. Es wird bei negativen Preisen geladen und wenn der Preis steigt entladen. So zahlt sich der Kaufpreis von selbst und das Netz ist frei von Überschuss. Besser als jeder Stausee. Und ganz schlau waren dafür eAutos. Aber solange Lindner das blockiert wird das wohl nichts.
Aurel Liphardt
29.01.2025 um 17:00
Dem Kommentar kann ich nur voll und ganz zustimmen. Daran haben leider Herr Scholz, Herr Merz und Lindner und die Energieversorger kein Interesse , weil ihnen dann viele Steuern verloren gehen.Firma Senec hatte dieses System schon vor 10 Jahren angeboten. Damals wurde mein 8 kWh Batterie Speicher nachts bei Überkapazitäten gefüllt und mich hat es nichts gekostet.Aber schon damals hatten sich die Energieversorger vehement dagegen gewehrt, bis sie es dann freigeben mussten.
erFahrer
29.01.2025 um 16:31
Danke - gut auf den Punkt gebracht. Und die reduzierte Nachfrage in der Nacht ermöglicht es dann auch die VORHANDENEN Übertragungs-Netze auch für Windstrom quer durch D zu nutzen. Doch damit verlieren die „Freunde“ von FDP (Lindner) ihre unglaublich rentablen Einnahmen von ihren Stromkunden und der Staat all die Steuern und Abgaben auf Strom auf die man ebenfalls nicht verzichten will.
Till
29.01.2025 um 10:44
Das ist tatsächlich ein guter Vorschlag. Alle Neubauten nicht nur mit Solarpflicht sondern auch mit Speicher.Es gibt mittlerweile auch Speicher für 150€/kWh mit LFP. Das ist zu verkraften wenn man 10kwh zur Pflicht macht.
erFahrer
29.01.2025 um 10:00
Verrückt da wird im hopplahop-Verfahren offengelegt das die Energiewende auch mit dieser Regierung nicht verstanden wurde. Es wird immer noch als Stromwende „geführt und gefördert. Sie stehen auch 2025 kaum genutzt rum, die Heimspeicher, die BDL-BEV, die Warmwasserspeicher, die immer noch mit klimaüberhitzendes Erdgas betrieben Einrichtungen der Industrie und nun werden die EE-Erzeugung gebremst obwohl so ein großer Bedarf im Sektor Verkehr und Wärme vorhanden ist. Kein Wort im Gesetztes-Text der die übermäßigen Gewinne und Umsätze die sich die Netzbetreiber und alten Energiekonzerne mit Redispatch Umsätzen und negativ-Strompreis-Gewinn wie auch mit Merit-Order und der fehlenden Strompreiszone in die Bilanz spülen. Ein unrühmlicher Abgang mit vorprogrammierten Schaden für die Klimaziele von dieser Gesetzgeberei. (Noch ist die Abstimmung nicht auf der Tagesordnung zu erkennen) Empfehle sich die Expertenanhörung anzusehen, wie hier mit den Mrd . geschachert wird. Besonders Tennet sagt selbst das der Übertragungsnetzausbau 50% kleiner ausfallen könnte. Wir reden hier von aktuell 320.000.000.000 € die demnach viel zu hoch sind aber arbeiten an gesetzlichen Lösungen um wenige Mrd E mit denen man Bürgern und Gewerbetreibenden beschneiden will. Unrühmlich und klimagesetzlich sehr nahe an der Rechtsbeugung.
XY
29.01.2025 um 13:13
Da soll nun eine Gesetz beschlossen werden, welches die Abschaltung von Strom-Erzeugungsanlagen im Falle der Überproduktion von Strom erlaubt, damit die negativen Strompreise vermieden werden . Wie dumm ist das denn? Da wird viel Geld aus privater und öffentlicher Hand ausgegeben, um die Öko -Stromproduktion hochzufahren, und dann wird abgeregelt? Das darf doch nicht wahr sein. Warum wird kein Gesetz beschlossen, dass in jedem Haus mit Stromanschluss ein Speicher eingebaut wird, wo die Überschüsse zwischengespeichert werden können und bei Bedarf wieder verwendet werden können? Dies würde die Netze entlasten und die Stromversorgung partiell dezentralisieren. Zusätzlich könnten Heizkraftwerke mit Ziegelstein-Speichern ausgerüstet werden, um den überschüssigen Strom in Wärme umzuwandeln. Ideen dazu gibt es genug, die Technologie ist längst vorhanden, aber es fehlt der Blick auf’s große Ganze von Seiten der verantwortlichen Politiker. Stattdessen wird Lobby- Politik gemacht, nur nicht für den kleinen Mann. Kein Wunder, dass die derzeitige politische Situation so ist.

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