BMW iX5 soll Verbrenner-Plattform nutzen
Die Neue Klasse wurde von BMW-Managern in der Vergangenheit als „Cluster-Architektur“ bezeichnet, die theoretische alle Baureihen der Münchner vom 1er bis zum großen 7er abdecken können soll. In diesem Jahr startet die neue E-Plattform mit dem iX3 aus dem Werk Debrecen, ehe die Neue Klasse mit insgesamt sechs Modellen in weiteren Werken in Europa und auch in Mexiko und China ausgerollt wird. Bereits vor einem Jahr hat sich aber abgezeichnet, dass es sich bei den ersten sechs Modellen der Plattform vor allem um Fahrzeuge mit den Kennziffern 1 bis 4 handelt – konkret von einem iX1-Nachfolger bis zum SUV-Coupé iX4. Für größere Fahrzeuge ab der Modell-Kennziffer 5 war der Umstieg auf die Neue Klasse wohl erst später geplant.
Jetzt zeichnet sich ab, dass der Wechsel in einigen Fällen gar nicht vollzogen werden könnte. Und zwar berichtet das britische Magazin „Autocar“, dass die nächste Generation des X5 inklusive des Elektro-Ablegers iX5 „auf einer verbesserten Version der Cluster Architecture (CLAR)-Plattform von BMW basieren“ wird – also jener Multi-Energy-Plattform, die bereits heute die Grundlage für den X5, aber zum Beispiel auch den i5 ist. Die Rede ist von einem der umfassendsten Entwicklungsprogramme, „das BMW und seine M-Abteilung jemals durchgeführt haben“.
iX5 soll 800-Volt-System erhalten
Eine Bestätigung aus München gibt es nicht, „Autocar“ führt zwei mögliche und auch naheliegende Begründungen an. Zum einen ist der X5 mit Verbrennungsmotoren global nach wie vor ein sehr wichtiges Modell für BMW, die Antriebsvielfalt von reinen Verbrennern über Plug-in-Hybride bis zu rein elektrischen Ableger soll daher auch beim Nachfolger ab 2026 beibehalten werden. „ Der Wechsel zur Architektur der Neuen Klasse hätte erhebliche Änderungen an den Verbrennungsmotoren des X5 erfordert, um in eine Plattform zu passen, die hauptsächlich für Elektrofahrzeuge gebaut wurde, was zu übermäßigen Mehrkosten geführt hätte“, schreibt „Autocar“.
Der zweite Grund soll dem Bericht zufolge in der Produktion liegen: Sowohl der X5 als auch der Batterie-elektrische iX5 sollen weiterhin zusammen im US-Werk Spartanburg gebaut werden. Anders als in Europa, wo Debrecen als reines Elektroauto-Werk geplant ist und selbst im BMW-Stammwerk München bald nur noch Stromer der Neuen Klasse gebaut werden sollen, ist für Spartanburg kein kompletter Umstieg geplant. Daher dürfte es einfacher und günstiger sein, die Elektro-Version auf Basis der modifizierten CLAR zu bauen anstatt eine zweite Plattform in dem Werk zu integrieren. Auch das für 2028 angekündigte Brennstoffzellen-Serienmodell soll auf dem iX5 basieren – und damit ebenfalls auf der CLAR und nicht auf der Neuen Klasse. Schon die Kleinserie des iX5 Hydrogen auf Basis der aktuellen X5-Generation verwendet diese Plattform.
Wichtig ist aber, dass es sich um eine verbesserte Variante der CLAR handeln soll, die sich deutlich von den aktuellen Elektromodellen auf Basis dieser Plattform unterscheidet. Denn BMW wird wohl einige Features der Neuen Klasse in die modifizierte CLAR einbringen. Dabei soll es sich laut „Autocar“ sowohl um die Elektroantriebe der dann sechsten Generation handeln als auch die Neuheiten an der Batterie, die in der Neuen Klasse debütieren. Sprich: Auch der iX5 wird ein 800-Volt-System erhalten und großvolumige Rundzellen anstelle der bisherigen prismatischen Zellen nutzen.
Da jedoch für entsprechend große Batterien, wie sie für die Reichweiten-Anforderungen der Kundschaft nötig sind, mehr Platz zwischen den Achsen erforderlich ist, soll der Radstand der nächsten X5-Generation wohl größer ausfallen und das Modell nahe an die Fünf-Meter-Marke kommen. In dieser Größenklasse hat BMW mit dem in Dingolfing gebauten iX, der gerade erst überarbeitet wurde, bereits ein SUV-Modell auf dem Markt. Das spricht dafür, dass der iX nach nur einer Generation eingestellt wird und 2028 vom Markt verschwindet – und der iX5 dann alleine das Segment bedient. Mit 800 Volt und den E-Antrieben der sechsten Generation hat er ohnehin die modernere Technologie an Bord.
BMW verabschiedet sich von starrer Plattform-Logik
In Spartanburg werden neben dem X5 auch das zugehörige SUV-Coupé X6 und das noch größere Modell X7 gebaut. Gemäß der Produktionslogik wäre auch hier die modifizierte CLAR die Plattform der Wahl – selbst wenn keine Brennstoffzellen-Version offiziell geplant ist. Der X7 der zweiten Generation soll 2027 auf den Markt kommen, die insgesamt vierte Generation des X6 wird für 2028 erwartet – entweder zur Premiere oder kurz danach wohl auch mit einem Elektro-Ableger.
Grundsätzlich deutet BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber aber an, dass man sich von der starren Plattform-Logik weg hin zu mehr Flexibilität und Technologie-Transfers zwischen den Plattformen entwickeln werde. „Wir befinden uns in einer Phase, in der Flexibilität erforderlich ist. Wir müssen uns von der Art und Weise lösen, wie wir Plattformen bisher wahrgenommen haben“, wird Weber von „Autocar“ zitiert. „Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass die Kunst, die Vielfalt im eigenen Portfolio zu meistern, darin liegt, wie man die Hauptkomponenten – Motoren, Batteriezellen, Bordcomputer, Steuergeräte, App-Funktionen und Software-Upgrades – nutzt und vernetzt. Dabei kommt es nicht so sehr auf die Struktur der Plattform selbst an, sondern auf die einzelnen Komponenten und darauf, wie man sie einsetzt.“
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