Flexis verspricht smarte E-Transporter mit 450 km Reichweite

Flexis, das 2024 gegründete Joint Venture für hochvernetzte E-Transporter von Renault, der Volvo Group und dem Logistikunternehmen CMA CGM, kündigt drei Modelle mit bis zu 450 Kilometern WLTP-Reichweite an. Der Serienstart ist für 2026 vorgesehen, als erste Kunden werden u.a. DB Schenker, Colis Privé und HIVED genannt.

Bild: Flexis

Flexis ist vergangenes Jahr mit dem Versprechen gegründet worden, eine neue Generation von smarten Elektro-Transportern hervorzubringen. Gesellschafter sind Renault, die Volvo Group (nicht zu verwechseln mit Volvo Cars) und CMA CGM, wobei die beiden Hersteller zusammen 90 Prozent an dem Joint Venture halten. Die Produktion der Flexis-Transporter wird 2026 in einem Renault-Werk in der Normandie angestoßen. Diese Woche liefert das Joint Venture erstmals einen Zwischenstand zum Entwicklungs- und Vorbereitungsprozess. Demnach sind bis dato 350 Millionen Euro in Flexis‘ Forschung und Entwicklung geflossen. Der Hauptfokus liegt dabei auf der EV-Only-Skateboard-Plattform, die alle Antriebskomponenten beherbergt. Mit technischen Daten hält sich das Joint Venture zwar weiterhin zurück, einige bisher unbekannte Features stellt Flexis aber heraus. Darunter eine Reichweite von bis zu 450 Kilometern.

Ferner wird es zum Anfang drei Modelltypen geben, die auf dem Elektro-Skateboard basieren: den Step-in Van, den Panel Van und den Cargo Van. Wie der Namen nahelegt, zeichnet sich der Step-in Van dadurch aus, dass die Laderaum-Innenhöhe mit 1,90 Metern so hoch angelegt ist, dass die Mitarbeiter im Laderaum stehen können. Auf den mitgelieferten Bildern ist zu erkennen, dass das Fahrzeug deutlich höher als breit ist. Die genauen Maße nennt Flexis aber noch nicht. Der Zugang erfolgt über seitliche Schiebetüren und eine hintere Rolltür. Außerdem kann der Fahrer den Laderaum vom Cockpit aus begehen. Wichtig noch: Flexis spricht von einem mittelgroßen Transporter, womit in der Regel Lieferwagen in der Gewichtsklasse um 2,8 Tonnen bezeichnet werden.

Allerdings gehört zu den wenigen Kennziffern, die Flexis aktuell liefert, die Aussage, dass die eigenen Transporter „300 kg leichter ausfallen“ als analoge Fahrzeuge, die auf bestehenden Verbrenner-Plattformen elektrifiziert wurden. Solche Modelle sind etwa Fords E-Transit Custom oder die strombetriebenen Stellantis-Lieferwagen. Auch bei der Fahrzeuglänge liefert Flexis keinen konkreten Wert, sondern sucht den Vergleich zur Konkurrenz: Man sei „25 Zentimeter kürzer als die traditionellen leichten Nutzfahrzeuge“, der Wendekreis betrage 10,3 Meter.

Dieser Wendekreis dürfte vor allem dem sogenannten Panel Van zu Eigen sein. Diese Variante bezeichnet Flexis als besonders städtetauglich und manövrierfähig. Hier beträgt die Höhe des gesamten Fahrzeugs 1,90 Meter, sodass der Lieferwagen „problemlos in städtische Tiefgaragen und Parkhäuser passt“. Zum Ladevolumen macht Flexis bei keinem seiner drei Modelle Angaben. Optisch wirkt das Fahrzeug wie ein futuristischer Verwandter des typischen VW-Transporters.

Dritter im Bunde ist der Cargo Van, der speziell für die urbane Zustellung auf der letzten Meile konzipiert ist. Er wartet u.a. mit einer anpassbaren Box auf, die verschiedene Breiten, Höhen und Ladeflächen sowie modulare Lösungen wie gekühlte Bereiche integrieren kann.

Zum E-Antrieb selbst äußert sich Flexis noch sehr vorsichtig. Klar ist: Es dürfte verschiedene Batterieoptionen und wohl auch Leistungsstufen geben. In einer Skizze im Presse-Kit versteckt sich der Hinweis, dass der E-Motor weit nach hinten gerückt sei. Die Positionierung des Aggregats soll einer innovativen Hinterachs-Konstruktion zu verdanken sein. Auf einem mitgelieferten Motoren-Foto ist zudem „150 kW“ zu lesen – ein Anhaltspunkt für die Leistung.

Grundsätzlich zeichnet sich die Skateboard-Plattform durch ihren flachen Aufbau aus – mit einer horizontal im Unterboden verbauten Batterie. Schon länger bekannt ist, dass die Systemspannung 800 Volt betragen wird, was sich u.a. in schnellen Ladezeiten niederschlagen soll. Hier nennt Flexis als Orientierung eine Aufladung der Batterie „auf 80 % in weniger als 20 Minuten“. Zudem lässt die Reichweite von 450 Kilometern nach WLTP aufhorchen. Mit diesem Wert würde sich Flexis im Feld der mittelgroßen Transporter sehr weit oben einreihen.

Das weckt offenbar auch in der Logistikbranche Interesse. Flexis gibt an, inzwischen zehn Absichtserklärungen mit Logistikanbietern in Frankreich, Großbritannien und Deutschland unterzeichnet zu haben, „die ein potenzielles Volumen von bis zu 15.000 Fahrzeugen über drei Jahre beinhalten“. Namentlich genannt werden darunter die Anbieter Colis Privé aus Frankreich, HIVED aus Großbritannien und DB Schenker aus Deutschland. Alle drei sind nicht nur potenzielle Abnehmer, sondern liefern laut Flexis schon länger Input, um die Fahrzeuge noch in der Entwicklungsphase auf die betrieblichen Anforderungen der Branchenakteure hin zu optimieren.

Eine wichtige Rolle spielen dabei nicht nur der Aufbau und die Effizienz der Transporter, sondern auch integrierte Softwarelösungen und digitale Services. Hier will Flexis mit einer „vollständig vernetzten Transporter-Plattform“ punkten, „die modernste Technologie mit anpassungsfähigen Flottenmanagementlösungen kombiniert“. Die zugrundeliegende E/E-Architektur steuert Renault-Tochter Ampere bei. Kunden sollen u.a. auf eine zentrale digitale Plattform („FlexE Connect“) und auf die Dienstleistungen eines Kundenbetriebszentrums zurückgreifen können. Beim Service setzt Flexis zusätzlich auf die Netzwerke von Renault und der Volvo Group.

Auch beim späteren Vertrieb soll speziell eine Mutter die Wege ebnen: Flexis werde seine Fahrzeuge direkt an Logistikanbieter und Flottenmanager verkaufen, sie aber auch an die Renault Group und Renault Trucks liefern, „die sie unter ihren eigenen Marken in ihren Vertriebsnetzen anbieten werden“, wie das Joint Venture mitteilt. Bis es soweit ist, testet das Unternehmen aktuell unter Hochdruck „die ersten 20 repräsentativen Prototypen“.

Philippe Divry, CEO von Flexis, ist überzeugt, mit den Fahrzeugen den Nerv der Branche zu treffen: „Unsere Mission bei Flexis ist es, die Elektrifizierung der urbanen Logistikindustrie zu unterstützen und zu beschleunigen, die danach strebt, nachhaltiger zu arbeiten, die Rentabilität zu verbessern und die
Betriebssicherheit und den Schutz der Fahrerinnen und Fahrer in einem wachsenden Sektor zu verbessern.“ Seit der Gründung arbeite sein Team mit Kunden und Logistikakteuren zusammen, um […] das B2B-Angebot auf dem Markt mit einer Lösung verbessern, die zu 100 Prozent elektrisch, 100 Prozent vernetzt, 100 Prozent urban und zu 100 Prozent individualisierbar ist.“

Mit Blick auf den Vernetzungsgrad des Transporter äußert Pierre Sirolli, Leiter der Flexis Services und Lösungen: „Durch die Datenkonnektivität der Flexis-Fahrzeuge und ein Expertenteam bieten wir personalisierte Empfehlungen, um die Gesamtbetriebsführung unserer Kunden zu verbessern.“ Die Lösungen umfassten beispielsweise die Optimierung von Lieferwegen, die signifikante Reduzierung von Fahrzeugausfällen durch vorausschauende Wartung sowie die Absicherung des Ladevorgangs der Fahrzeuge. „Mit einer durchgängigen Beratungsunterstützung erstellen und implementieren wir Maßnahmen, um mögliche Probleme zu lösen.“

Schon länger bekannt ist, dass die E-Transporter von Flexis ab 2026 im Werk Sandouville in der Normandie gebaut werden, wo heute bereits der Renault Trafic samt E-Version montiert wird. Mit den Flexis-Transportern wollen die drei Gesellschafter ihre jeweiligen Stärken kombinieren. Renault selbst führt hier das eigene Knowhow bei Elektrofahrzeugen und Software sowie der Produktion von Light Commercial Vehicles (LCV) an. Die Volvo Group bringt Transportlösungen mit Fachwissen über maßgeschneiderte Dienstleistungen, Betriebszeit und Produktivität ein und CMA CGM das Logistik-Fachwissen, insbesondere für die Automobilindustrie und die Dekarbonisierung von Lieferketten.

Quelle: Infos per E-Mail, flexis-mobility.com

2 Kommentare

zu „Flexis verspricht smarte E-Transporter mit 450 km Reichweite“
Gregor
29.01.2025 um 10:22
Endlich kommt hier Druck auf den Kessel. Ich fahre einen Renault Master und würde diesen simplen Camper endlich als e Version haben. Die Verbrenner Umbaukisten (Ducato, Transit etc) sind aber alle extrem schwer und letztendlich ineffizient, da es immer noch Verbrennergestelle sind.Wenn also endlich Iveco/Hyunday und dieses Produkt hier Druck bringen, dann müssen die etablierten Modelle auch endlich zukunftsfähig werden.Und von den absurden Preisen der eVersionen von Ducato und Transit will ich gar nicht reden, das grenzt schon an Wucher und muss was mit Förderungen zu tun haben, die einige Länder noch gewähren.
Thomas Kretzschmar
30.01.2025 um 07:46
Hallo Gregor, da geht es mir ähnlich wie Dir. Ich war gerade auf der CMT und was da an E-Campern gezeigt wurde war erbärmlich. Allerdings muss man das realistisch sehen. Die drei Camperfahrzeuge (Übertreibungen dienen zur Verdeutlichung der Situation) spielen bei der Entwicklung solcher Transporterkonzepte sicherlich keine Rolle. Wir, bzw. die Camper Hersteller, müssen schauen, was am Ende bei rauskommt. Und wenn wir Glück haben, sind das Fahrzeuge, die sich auch gut als Camper ausbauen lassen. Wenn ich die Beschränkung auf 2,8 t lese stimmt mich das aber eher skeptisch.

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