ACEA-Jahresbilanz: Mehr E-Busse bevölkern Europas Straßen, E-Lkw verlieren an Fahrt
Im Lkw-Bereich unterteilt die ACEA ihre Statistik in unterschiedliche Gewichtsspannen. Als mittelschwere Lkw führt der Verband alle Trucks mit 3,5 bis 16 Tonnen, als schwere Lkw alle Fahrzeuge ab 16 Tonnen. Im Bussektor zoomt die Organisation auf alle für den Personentransport bestimmten Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen. Soviel zu den Definitionen.
Bei den mittelschweren Lkw verzeichnete die ACEA in der EU über alle Antriebe hinweg einen leichten Zuwachs um 5,6 Prozent von 55.842 im Jahr 2023 auf 58.944 Trucks im Jahr 2024. Rechnet man die EFTA-Staaten Island, Norwegen und Schweiz sowie Großbritannien hinzu, erhöht sich die Zahl der Neuzulassungen auf 75.369 Einheiten. Mittelschwere E-Lkw mit einem Stecker kamen innerhalb der EU dabei auf 4.188 Exemplare (-21 Prozent zu 2023).
E-Anteil bei mittleren Lkw rückläufig
Wichtig: Der Verband unterscheidet generell nicht zwischen Batterie-elektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden, sondern weist alle extern ladbaren Fahrzeuge zusammen aus. Im Lkw-Bereich sind PHEV allerdings recht selten, sodass die meisten aufgeführten Plug-in-Fahrzeuge rein elektrisch fahren dürften. Die elektrifizierten mittelschweren Lkw mit 3,5 bis 16 Tonnen machten jedenfalls 6,1 Prozent der gesamten Neuzulassungen in diesem Bereich aus. Erweitert man den Blickwinkel um die EFTA-Staaten und UK, liegt die Zulassungszahl bei 6.433 mittelschweren E-Lkw und die E-Quote bei 8,5 Prozent. Das sind in beiden Fällen leicht rückläufige E-Anteile, 2023 waren mittelschwere E-Lkw schon beliebter gewesen.
Im Länder-Ranking steht Deutschland mit 2.378 elektrifizierten E-Lkw zwischen 3,5 und 16 Tonnen an der Spitze der europäischen Staaten. 2022 waren es noch 1.563 Einheiten, der Zuwachs betrug 2023 also 52 Prozent. Mit großem Abstand folgen Frankreich (642), Spanien (242) und Dänemark (212). Jenseits der EU gehören in Europa zudem Großbritannien (1.645), Norwegen (327) und die Schweiz (270) zu den Wachstumstreibern in diesem Bereich.
Nachmeldungen erschweren den Durchblick
Auffällig ist, dass es für die 2023er Statistik der ACEA im Laufe des vergangenen Jahres offenbar noch etliche Nachmeldungen im Bereich der mittelschweren E-Lkw gab, denn die Werte in der Statistik haben sich binnen eines Jahres teils stark verändert. Das erklärt die Diskrepanzen zwischen unserem Jahresrückblick 2023 und den nun genannten Vergleichszahlen 2024/2023. So haben wir auf Basis der im Januar 2024 erschienenen ACEA-Zahlen beispielsweise vor einem Jahr ebenfalls Deutschland an der Spitze des Länder-Rankings gemeldet, inzwischen weist die ACEA für 2023 aber Frankreich vorne aus (mit 2.534 statt zunächst 44 gemeldeten mittelschweren E-Lkw!). Bei Deutschland umfasst die Abweichung zwischen beiden Veröffentlichungszeitpunkten „nur“ drei Fahrzeuge.
Doch weiter geht’s: Kommen wir zu den schweren Lkw, die bei der ACEA mit über 16 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht definiert werden. Der EU-Gesamtmarkt sackte 2024 auf 268.952 zugelassene Einheiten ab (-8,5 Prozent gegenüber 2023, nach +14,7 Prozent im Jahr zuvor). Einschließlich der EFTA-Staaten und UK ging es auf 316.908 schwere Trucks (-8,1 Prozent) runter. Schwere Lkw mit Stecker machten dabei EU-weit 3.328 Exemplare (+29 Prozent, nach +240 Prozent im Jahr zuvor) und im erweiterten Rahmen 4.291 Einheiten (+31,5 Prozent) aus, was einen E-Anteil bei den Neuzulassungen von 1,2 bzw. 1,4 Prozent entspricht.
Schwere E-Lkw gewinnen leicht an Boden
Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es bei den schweren Lkw noch 0,9 bzw. 1,0 Prozent E-Anteil. Hier bleibt es also beim Aufwärtstrend, auch wenn die anfangs enormen Wachstumsraten (Beispiel: Deutschland mit einem Plus von 146 Prozent von 2022 auf 2023) zunehmend in den zweistelligen Bereich drehen. Bei freilich weiterhin geringen absoluten Zulassungszahlen.
Bleiben wir beim Blick auf die einzelnen Länder: Auch bei den schweren E-Trucks ist Deutschland Vorreiter. Mit 1.035 Einheiten verzeichnete die Bundesrepublik einen Zuwachs um +71 Prozent gegenüber 2023. Dabei spielt die Bundesförderung (KsNI) weiterhin eine große Rolle, denn obwohl diese Anfang 2024 eingestellt wurde, kamen das ganze Jahr über noch zeitverzögert bezuschusste Fahrzeuge auf die Straße. In den Top-5 des ACEA-Länderrankings finden sich dahinter Frankreich (671, +22 Prozent), die Niederlande (478, +25 Prozent), Schweden (344, +19 Prozent) und Dänemark (235, +11 Prozent). Überraschungen gibt es keine: Das sind bei den Zulassungen schwerer E-Lkw dieselben Top-5-Staaten wie im vergangenen Jahr. Auch außerhalb der Europäischen Union herrscht Konstanz in Form von weiterhin ordentlichen Werten in den Nicht-EU-Staaten Norwegen (371, +90 Prozent), Schweiz (306, +61 Prozent) und Großbritannien (278, -4 Prozent).
Vergleicht man die Statistiken der ACEA im Zeitverlauf, gab es auch bei den schweren E-Lkw für 2023 einige Nachmeldungen, aber die Zahlen hat der Verband lange nicht so ausgeprägt nach oben korrigieren müssen wie bei den mittelschweren E-Trucks.
Diesel im Lkw-Bereich weiter bei 95 Prozent Marktanteil
Als Fazit für den gesamten Lkw-Bereich (ab 3,5 bis 44 Tonnen) lässt sich festhalten, dass Diesel-Lkw die EU-Neuzulassungen auch 2024 mit einem Anteil von 95,1 Prozent dominierten. Die Zulassungen von extern aufladbaren Lkw gingen gegenüber 2023 um 4,6 Prozent zurück und kommen nun auf einen Marktanteil mit 2,3 Prozent, was durch den 2024 leicht rückläufigen Gesamtmarkt einen zum Vorjahr stabilen Wert darstellt.
Wenden wir uns dem Busmarkt zu: Im Bussektor bildet die ACEA-Statistik alle neu zugelassenen mittelgroßen und großen Busse ab 3,5 Tonnen ab. In der Europäischen Union wuchs der Busmarkt 2024 über alle Antriebe hinweg auf 32.579 Bus-Exemplare. Das sind 9,2 Prozent mehr zugelassene Fahrzeuge als 2023. Einen Stecker hatten 6.587 Einheiten. Das entspricht gegenüber den 2023 zugelassenen 5.195 E-Bussen mit rein elektrischem oder Plug-in-Hybrid-Antrieb einem Zuwachs von 27 Prozent. Die BEV- und PHEV-Durchdringung bei den Neuzulassungen erreichte 2024 im EU-Busmarkt 20,2 Prozent, das sind deutlich mehr als die 15,9 Prozent aus dem Vorjahr. Jeder fünfte neu zugelassene Bus ab 3,5 Tonnen hatte 2024 in der EU also einen Stecker.
E-Busse in vielen Ländern Europas auf dem Vormarsch
Erweitert man die Statistik um die EFTA-Staaten und Großbritannien, ergeben sich 45.867 insgesamt zugelassene Busse (+15 Prozent YoY), darunter 9.076 E-Busse (+24 Prozent YoY), was einem leicht steigenden Anteil von 19,8 Prozent entspricht.
Interessant ist bei den E-Bussen der Blick ins EU-Länderranking (mal abgesehen davon, dass es auch hier zu Nachmeldungen für 2023 kam): Deutschland verliert seinen Spitzenplatz nämlich an Italien – das einzige EU-Land mit E-Bus-Zulassungszahlen im vierstelligen Bereich (1.175 Einheiten) und einer Wachstumsrate von 162 Prozent. Die Bundesrepublik findet sich mit einem zusammengeschmolzenen Plus von 4,9 Prozent auf Platz zwei (876 E-Busse), vor Frankreich (658, -11 Prozent), Spanien (617, +18 Prozent) und den Niederlanden (409, +130 Prozent).
Warum Deutschland die Pole-Position im E-Busmarkt verloren hat, haben wir bereits vergangene Woche in einem auf die nationale Statistik fokussierten Artikel erörtert. Betrachtet man ganz Europa, gehört der 2024er Spitzenplatz aber ohnehin wie in den Jahren zuvor Großbritannien mit 1.964 neuen E-Bussen und einer weiter konstant starken Wachstumsrate von 44 Prozent (im Jahr zuvor waren es 69 Prozent).
Zu Nutzfahrzeugen mit Brennstoffzellen-Technologie an Bord liefert die ACEA-Statistik übrigens keine Erkenntnisse. Diese werden in einer „Sonstiges“-Rubrik mit anderen alternativen Kraftstoffen (u.a. Gas) aufgeführt.
0 Kommentare