Audi und Porsche prüfen wohl US-Fertigung

Anders als die Marke VW produzieren Audi und Porsche derzeit noch nicht in den USA. Angesichts der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf Autoimporte könnte das zum Problem werden. Daher werden im VW-Konzern offenbar mehrere Möglichkeiten diskutiert.

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Bild: Audi

Audi und Porsche produzieren bisher nur außerhalb der USA – Porsche sogar nur in Europa. Audi hat zwar ein Werk in Mexiko, die angedrohten Zölle von US-Präsident Trump zielen aber auch auf die beiden Nachbarländer im Norden und Süden der Vereinigten Staaten ab. Also selbst den Q5 (inkl. PHEV) und künftig den Q8 e-tron könnte Audi nicht zollfrei in den USA verkaufen. Porsche mit der Produktion in Stuttgart, Leipzig und Bratislava ebenfalls nicht.

Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf mehrere mit den Vorgängen vertrauten Personen schreibt, gibt es im Konzern nun Überlegungen, das zu ändern – und künftig auch Audis und Porsches in den Vereinigten Staaten zu fertigen. Allerdings hat man sich in Wolfsburg offenbar noch nicht auf einen Plan festgelegt, denn es kursieren verschiedene Szenarien.

Ein Plan sieht vor, zum Ende des Jahrzehnts sehr große E-SUVs von Audi und Porsche auf Basis der Scalable Systems Platform (SSP) gemeinsam zu bauen – nähere Details zu Kapazitäten oder einem potenziellen Standort werden aber nicht genannt. Eine weitere Möglichkeit, Volkswagens Premiummarken in den USA zu lokalisieren, böte sich für die Wolfsburger über die Marke Scout. In South Carolina – Scouts neuer Heimat – gibt es schon länger Gerüchte, dass sich zu den zwei bereits angekündigten Scout-Elektro-Pick-ups auch ein Audi-Modell gesellen könnte, das in Ingolstadt unter dem internen Codenamen „Hardqore“ läuft. Das Werk wird seit Februar 2024 gebaut, die Produktion für Scout soll Ende 2026 anlaufen. Ausgelegt ist die Anlage auf 200.000 Autos pro Jahr.

„Am wahrscheinlichsten gilt unter Insidern ein Ausbau des VW-Werks Chattanooga im Bundesstaat Tennessee“, so das „Handelsblatt“. Das Werk habe noch Kapazitäten für eine Erweiterung (auch des angrenzenden Zulieferparks), die wohl auch benötigt werden würde: Das Werk hat eine Kapazität von 200.000 Fahrzeugen und zuletzt wurden dort 150.000 Einheiten des Verbrenner-Modells Atlas und 25.000 Exemplare des MEB-Stromers ID.4 gebaut. Audi und Porsche würden wohl eine andere Plattform nutzen, aber auch große E-SUV in den Vereinigten Staaten produzieren – unabhängig vom tatsächlichen Werksstandort.

Wann in Wolfsburg eine Entscheidung fallen soll, geht aus dem Bericht nicht hervor. Das hat einen einfachen Grund, denn der Konzern will die finale Regelung abwarten. Wie genau die möglichen bis wahrscheinlichen Zölle ausgestaltet werden und wie hoch sie sind, dürfte die Entscheidung über Modelle, Stückzahlen und Werksbelegungen maßgeblich beeinflussen.

Die Diskussionen um eine US-Produktion ist vor allem bei Audi nicht neu. Die deutschen Premium-Konkurrenten Mercedes (Tuscaloosa, Alabama) und BMW (Spartanburg, South Carolina) produzieren seit vielen Jahren in den USA die dort gefragten SUV-Modelle für den Weltmarkt – mit Verbrenner- und Elektroantrieben. Sie wären also weitaus weniger von möglichen Importzöllen betroffen als die beiden VW-Marken. Laut dem „Handelsblatt“-Artikel schätzt die Ratingagentur Moody’s, dass ein Zoll von zehn Prozent für Autoimporte aus Europa den VW-Konzern rund zehn Prozent seines Betriebsergebnisses kosten könnte – „da besonders margenstarke Modelle betroffen wären“.

Bereits 2022 wurde Audi-intern der Bau eines Werks für Elektroautos in den USA diskutiert – damals ging es aber nicht um drohende Zölle, sondern die Förderregeln des Inflation Reduction Acts. Im Oktober 2022 hatte der damalige Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann angegeben, dass eine Entscheidung Anfang 2023 fallen solle – auch ein Mehr-Marken-Werk des Konzerns stand zur Diskussion. Da Audi nie mit dem Bau einer US-Fabrik begonnen hat, hat man sich in Ingolstadt damals offenkundig gegen eine US-Fertigung entschieden.

handelsblatt.com

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