Tesla will Robotaxi-Dienst im Juni in Texas starten

Tesla-Chef Elon Musk hat während des Earnings Call zu den jüngsten Quartalsergebnissen angekündigt, dass sein Unternehmen im Juni seinen seit Jahren erwarteten Robotaxi-Service starten will, und zwar zunächst in der texanischen Metropole Austin. Unterdessen verzögert sich die Einführung von Full Self-Driving (FSD) in Europa weiter.

Bild: Tesla

Die frischen Quartals- und Jahreszahlen haben es gezeigt: Die Zeiten des ewigen Wachstums bei Tesla sind vorerst vorbei. Entsprechend muss der Elektroautokonzern spannende Visionen vorlegen, um Investoren zu überzeugen, weiter an Tesla zu glauben. Und genau das tat CEO Elon Musk am Mittwochabend (Ortszeit) bei einem Earnings Call mit Anlegern und Medien. Seine wohl wichtigste Botschaft: Es kann endlich mit Robotaxis losgehen.

Schon ab Juni will Tesla nun in der Technologie-affinen Großstadt Austin, in deren Nähe die Tesla-Fabrik Giga Texas liegt, einen Ride-Hailing-Dienst mit selbstfahrenden Autos anbieten, auch Robotaxis genannt. Musk betonte, dieser werde „unbeaufsichtigt“ sein, sprich es werde keinen sogenannten Sicherheitsfahrer hinterm Lenkrad geben.

Der Robotaxi-Service in Austin soll der Testlauf für ein solches Angebot in vielen weiteren Städten sein – schon bis Ende kommenden Jahres soll er in vielen Ländern der Welt aktiv sein. Doch das klingt leichter, als es ist, schließlich hat jedes Land andere rechtliche Rahmenbedingungen für autonomes Fahren – soweit diese überhaupt im jeweiligen Land schon existieren.

Ankündigungsweltmeister Elon Musk

Doch Elon Musk ist in Sachen autonomes Fahren schon seit langem ein Ankündigungsweltmeister. So kündigte er bereits für 2018 an, dass ein Tesla fahrerlos von einer US-Küste zur anderen fahren werde. Doch das ist immer noch nicht passiert, vielmehr benötigt auch die fortgeschrittene Version von Teslas Autopilot-System mit dem Beinamen Full Self-Driving (FSD) bis heute menschliche Aufsicht, im Tesla-Jargon nennt sich das dann FSD Supervised. Auch hat Musk schon vor langem versprochen, dass Tesla-Kunden ihre eigenen Fahrzeuge zu einem Tesla-Netzwerk für Ride-Hailing hinzufügen und so Geld verdienen können.

Zurück zu den Plänen für Austin: „Wir wollen nur einen Zeh ins Wasser stecken, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist, und ein paar weitere Zehen ins Wasser stecken, wobei die Sicherheit der Öffentlichkeit und der Personen im Auto oberste Priorität hat“, sagte Musk. Die in Austin eingesetzten Fahrzeuge werden aber nicht etwa Kunden gehören, die sie in dem Tesla-Netzwerk zur Verfügung stellen. Nein, sie werden Teil einer Flotte sein, die Tesla selbst gehört. Und natürlich soll der Dienst für Fahrgäste kostenpflichtig sein.

Musk muss liefern

„Im Laufe der Jahre hat der Tesla-Chef viel Kritik einstecken müssen, weil er immer wieder versprochen hat, dass vollautonome Fahrzeuge nur noch ein bis zwei Jahre entfernt seien – und dann nicht geliefert hat. Jetzt wurde der Zeitrahmen für Musks Versprechen deutlich verkürzt“, urteilt das Tech-Blog The Verge. Zumal Musk diesmal besonders dick auftrug und sagte: „Dies ist keine weit entfernte, mythische Situation. Es ist buchstäblich fünf bis sechs Monate entfernt.“

Wenn das Robotaxi-System von Tesla im Juni tatsächlich in Austin starten sollte, dürfte es sich vorerst um herkömmliche Tesla-Modelle mit Lenkrad und Gaspedal handeln, aber ohne Fahrer am Steuer. Dagegen hat Tesla sein Lenkrad-loses Cybercab erst für 2026 angekündigt. Dass auch die aktuellen Tesla-Fahrzeuge ohne Sicherheitsfahrer auskommen können, zeigt ein diese Woche von Tesla veröffentlichtes Video. Darin sind Dutzende von Fahrzeugen des Typs Model 3 und Model Y zu sehen, die ohne menschliches Eingreifen über das Gelände der Tesla-Fabrik im kalifornischen Fremont fahren, und zwar von der Produktionslinie zu einem Parkplatz. Die gefahrene Strecke soll laut Tesla rund zwei Kilometer lang sein. Bald soll es dieses Verfahren auch in der Giga Texas geben.

Allerdings: Was auf den ersten Blick wie eine Innovation von Tesla aussieht, ist eigentlich kalter Kaffee. Denn BMW hat „automatisiertes Fahren im Werksumfeld“ (AFW) bereits seit 2022 in seinem Werk in Dingolfing erprobt und setzt es dort mittlerweile im Serienbetrieb ein. Auch im BMW-Werk in Leipzig gibt es bereits AFW, 2025 folgen die Werke Regensburg und Oxford. Der neue Standort im ungarischen Debrecen, in dem BMW seine Neue Klasse bauen wird, soll gleich ab Serienstart auf diese Technologie setzen.

Einführung von Full Self-Driving (FSD) in Europa wird noch dauern

Neben der Ankündigung des Robotaxi-Dienstes und den Infos zum autonomen Fahren in Tesla-Fabriken gab es auch ein Update zum Full Self-Driving (FSD). Anders als in dem Video in der Tesla-Fabrik ist es auf öffentlichen Straßen in den USA bislang nur als Supervised-Variante mit Sicherheitsfahrer an Bord zulässig und in Europa gar nicht. Supervised heißt, dass der Fahrer weiter auf die Straße achten muss, während das Auto automatisiert fährt.

In der Telefonkonferenz sagte Musk, er sei „zuversichtlich“, dass Tesla die Unsupervised-Variante von FSD, also die unbeaufsichtigte Variante ohne Sicherheitsfahrer (wie oben im Video zu sehen), noch in diesem Jahr in Kalifornien und weiteren Teilen der USA einführen werde.

Dafür scheint es mit der beaufsichtigten Variante von FSD mit Sicherheitsfahrer in Europa und China einmal mehr länger zu dauern als gedacht. Beim Zeitplan für Europa kritisierte Musk, dass es zu viele Regeln gebe. Deswegen spotte man, dass Amerika Innovationen entwickle und Europa reguliere, sagte er. Tesla wolle im Mai einen neuen Vorschlag für FSD in Europa vorlegen, bis zur Zulassung könne es dann aber ein weiteres Jahr dauern. Zuletzt hatte Tesla FSD in Europa fürs 1. Quartal 2025 in Aussicht gestellt, sprach aber auch davon, dass dies die behördliche Zustimmung voraussetze.

Mit Blick auf China klagte er, die dortige Regierung verbiete die Auswertung von lokalen Videos in den USA, während die US-Regierung nicht wolle, dass FSD direkt in China trainiert wird. Also nutze Tesla einstweilen Videos aus dem Internet, die Straßen-Szenen in China zeigen. Entsprechend dürfte die Einführung von FSD in China noch sehr lange dauern, obwohl Tesla mit einer eigenen Fabrik vor Ort in Shanghai vertreten ist.

theverge.com, teslamag.de, spiegel.de

0 Kommentare

zu „Tesla will Robotaxi-Dienst im Juni in Texas starten“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert