Porsche will sich von zwei Vorständen trennen

Die VW-Marke Porsche will sich von Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen trennen. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche soll Gespräche mit den beiden Managern über ein „einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand“ führen.

Bilder: Porsche / Montage: electrive

Das gab der Hersteller in einer Pflichtmitteilung bekannt. Der Aufsichtsrat haben den Aufsichtsratsvorsitzenden beauftragt, diese Gespräche zu führen – mehr als einen Satz umfasst die mit „Mögliche personelle Veränderungen im Vorstand“ überschriebene Mitteilung nicht.

Welche Gründe hinter der Entscheidung stehen, sich von den beiden Top-Managern trennen zu wollen, gibt der Aufsichtsrat nicht an. Es gibt aber kaum Zweifel, dass es mit der jüngsten, wirtschaftlichen Entwicklung bei Porsche zusammenhängt. 2024 galt zwar ohnehin als Übergangsjahr mit Modellwechseln bei vier von sechs Baureihen. Allerdings gibt es Berichte, wonach Porsche auch im laufenden Jahr die eigenen Ziele bei Absatz und Marge verfehlen dürfte – auch von einem Sparprogramm ist die Rede.

Im Falle von Detlev von Platen, der seit 2015 das Ressort Marketing und Vertrieb verantwortet, könnte die Schwäche im wichtigen Markt China eine Rolle gespielt haben. Dort lag Porsche 28 Prozent unter dem 2023er Absatz, weltweit waren es „nur“ drei Prozent weniger verkaufte Autos. Allerdings sind auch andere deutsche Autobauer (auch außerhalb des VW-Konzerns) von einem starken Absatz-Rückgang in China betroffen. Da Porsche aber 2025 unter den Absatz von 300.000 Fahrzeugen fallen könnte, könnte der Aufsichtsrat an neuen Impulsen im Vertrieb interessiert sein.

Dass sich Porsche auch von Finanzvorstand Meschke trennen will, kommt auf den ersten Blick überraschend. Der Manager ist seit 2009 im Vorstand und seit 2015 zudem stellvertretender Vorstandsvorsitzender. In dieser Funktion hat Meschke oft CEO Oliver Blume vertreten, wenn dieser in seiner Rolle als VW-CEO gebunden war. Daher galt Meschke auch als logischer Nachfolger, sollte Blume die Doppel-Funktion in Wolfsburg und Stuttgart aufgeben.

Das Duo Blume/Meschke hatte beim Porsche-Börsengang 2022 noch Margen von 20 Prozent versprochen, für 2024 dürfte Porsche Schätzungen zufolge 14 bis 15 Prozent erreichen – immer noch ein sehr gutes Ergebnis in der Autobranche, aber eben unter den eigenen Zielen. Zudem dürfte der Aufsichtsrat deutlich mehr interne Einblicke haben, als öffentlich bekannt ist.

Doch auch nach außen hat sich in einer strategisch wichtigen Frage eine Bruchlinie entwickelt: Meschke hatte sich öffentlich dafür ausgesprochen, sich für eine Veränderung der CO2-Ziele der EU für Neuwagen ab 2035 einzusetzen – ein Schritt, den Blume bisher zumindest abgelehnt hat. Im Oktober 2024 hatte Meschke gefordert: „Das Verbrenner-Verbot muss fallen.“ Ein Zusammenhang dieser Aussagen mit der angestrebten Vertragsauflösung ist natürlich nicht bestätigt. Allerdings soll Porsche-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche laut der „Automobilwoche“ „uneingeschränkt hinter Blume“ stehen – und habe nun mit der Trennung von Meschke „für klare Verhältnisse in Zuffenhausen sorgen“ wollen, falls ein Neuanfang im Vorstand ohne Blume anstehe. Ein möglicher Gegenspieler Meschke mit eigenen Ambitionen und Ansätzen wird nun wohl vorzeitig aus dem Spiel genommen.

porsche.com, automobilwoche.de (Spekulation zu Hintergründen)

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