Mullen kauft Nikolas Batteriegeschäft ab
Erste Produktionsanlagen des 2022 von Nikola gekauften Batterieherstellers Romeo Power hatte Mullen bereits im September 2023 erworben, nun übernahm Mullen weiteres Equipment für die Batterieproduktion in seinem Betrieb im kalifornischen Fullerton.
Konkret handelt es sich dabei um eine Produktionslinie für „standardmäßige Batteriechemien“ in großen Stückzahlen sowie ein elektrodynamisches Shaker-System (Vibrationstisch) zur internen Laborprüfung von Batterie- und Gesamtsystemkomponenten. Wenn der Aufbau dieser Anlagen in Fullerton abgeschlossen ist, wird Mullen USA nach eigenen Angaben dort über zwei Hoch-Volumen-Produktionslinien, zwei Politlinien (einmal für Standard-Batteriechemien und einmal für Feststoff-Polymer-Batterien sowie ein „komplettes Batterietestlabor“ verfügen.
Mullen konzentriere sich „ auf die Steigerung der US-Produktionskapazitäten als Reaktion auf die Nachfrage nach in den USA hergestellten Batteriekomponenten und -systemen“. Das Unternehmen plant, seine eigenen Nutzfahrzeugbatterien herzustellen und gleichzeitig andere Branchenanwendungen und kommerzielle Verkaufschancen zu erschließen. „Wir setzen unseren Plan zur Umstellung auf in Amerika hergestellte Batteriekomponenten weiter um und zwar genau hier in Südkalifornien“, sagt Mullen-CEO David Michery.
Genau diesen Plan hatte auch Nikola Motors verfolgt, als der angehende Nutzfahrzeug-Hersteller im Sommer 2022 die Übernahme von Romeo Power ankündigte. Damit hatte Nikola direkten Zugriff auf eine eigene Produktion von Batteriepacks für seine Batterie- und Wasserstoff-Lkw. Später wurde die Romeo-Produktion vom Kalifornien ins Nikola-Werk Coolidge (Arizona) verlagert. Doch inzwischen geht Nikola das Geld aus und das Übernehmen prüft seit Januar einen Verkauf oder Teilverkauf – was jetzt im Falle der Batterie-Produktion gelungen ist.
Kurz nach dem Börsengang im Jahr 2020 war Nikola an der Börse sogar höher bewertet worden als Ford, doch bald kam es zu einem Skandal, der Nikola in die Krise stürzte: Dem Gründer und damaligen CEO Trevor Milton wurden Falschaussagen über die Technologie des Unternehmens nachgewiesen und er wurde später wegen Betrugs verurteilt.
Seit diesem Eklat ist Nikola niemals aus den Turbulenzen herausgekommen. Einige der finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens sind auf Probleme mit seinen Elektro-Lkw zurückzuführen. Nikola rief im Jahr 2023 alle 209 verkauften Batterie-elektrischen Lastkraftwagen zurück und stoppte vorübergehend den Verkauf, nachdem bei einer Untersuchung von Bränden ein Fehler in den Batteriepacks festgestellt worden war.
Aber auch Mullen selbst hat eine bewegte Geschichte: Zunächst wollte man eine E-Limousine bauen, dann 2018 den chinesischen E-Sportwagen Qiantu K50 in den USA produzieren. Nur zwei Jahre später war plötzlich ein E-SUV namens MX-05 geplant, auch Tests von Feststoffzellen waren angekündigt. 2022 attackierte der Shortseller Hindenburg Research, der auch schon gegen Nikola vorgegangen war, auch Mullen. Das Unternehmen hat den Angriff aber überstanden – und nach der Übernahme von Bollinger und ELMS den Fokus doch wieder auf Nutzfahrzeuge gelegt. Inzwischen liegen große Aufträge über E-Transporter und E-Lkw vor – vom SUV MX-05 ist bei Mullen keine Rede mehr.
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