GM entlässt Hälfte des Personals von Cruise

Der US-Automobilkonzern General Motors (GM) hat wie angekündigt sämtliche ausstehenden Anteile der Robotaxi-Firma Cruise von anderen Aktionären aufgekauft. Ziel: Cruise mit anderen GM-Abteilungen zusammenzulegen und das Robotaxi-Geschäft aufzugeben. Der Schritt geht mit einer Entlassungswelle einher.

Bild: Cruise

Nachdem GM seinen Cruise-Anteil von 90 auf 100 Prozent erhöht hat, will das Unternehmen nur rund die Hälfte der 2.300 Beschäftigten von Cruise übernehmen. Die andere Hälfte muss das Unternehmen binnen 60 Tagen verlassen. Unter den Mitarbeitern, die gehen sollen, sind auch einige Top-Manager, darunter CEO Marc Whitten, Personalchef Nilka Thomas und Technologiechef Mo Elshenawy. Unter den Leuten, die bleiben dürfen, sollen vor allem technische Entwickler sein.

Aus deutscher Sicht spannend ist bei der Entlassungswelle die Frage, inwieweit sie auch den Standort München betrifft. Hierzu gibt es bislang keine offiziellen Informationen. Denn Cruise hatte 2020 den deutschen Radarhersteller Astyx vom Zulieferer ZF Friedrichshafen gekauft und dessen Münchner Zentrale zu seinem Deutschlandstandort gemacht. Das Unternehmen firmiert heute als Cruise Munich GmbH. Wie viele Menschen aktuell an dem Standort arbeiten, ist unbekannt. Auf der Website heißt es aber, der Campus in München sei 11.000 Quadratmeter groß. Bei der Übernahme hieß es, Astyx habe 60 Mitarbeiter.

Grund für die Entlassungswelle ist der Sparkurs von GM: Das Unternehmen hat seit der Übernahme von Cruise im Jahr 2016 über zehn Milliarden US-Dollar in Cruise investiert, die vor allem in Technologie für autonomes Fahren sowie den Aufbau und Betrieb eines eigenen Robotaxi-Dienstes flossen. Nun will das Unternehmen in diesem Bereich eine Milliarde US-Dollar pro Jahr sparen – und hat erkannt, dass das Geschäft mit Robotaxis zu kostspielig ist und die Google-Schwester Waymo die Nase vorn hat. Außerdem steht auch die Amazon-Tochter Zoox in den Startlöchern.

Das bei Cruise erlangte Know-how will General Motors weiter nutzen und deshalb auch rund die Hälfte der Belegschaft übernehmen. So soll Cruise mit anderen technischen Abteilungen von General Motors zu einer gemeinsamen Einheit zusammengelegt werden, die sich auf die Weiterentwicklung des Fahrassistenzsystems „Super Cruise“ für Privatautos konzentrieren soll – und zwar bis diese ebenfalls vollständig autonom fahren können.

„Durch die Kombination der spezialisierten Technologie und des Talents von Cruise mit unserem Team, das Super Cruise entwickelt, werden wir in der Lage sein, unsere Arbeit sowohl im Bereich des assistierten als auch des autonomen Fahrens zu beschleunigen“, sagte Dave Richardson, Senior Vice President of Software and Services Engineering. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Cruise, um unsere gemeinsame Arbeit zu beschleunigen.“

Cruise war als Robotaxi-Dienst einst aggressiv in viele US-Städte expandiert, musste seinen Betrieb aber vorübergehend einstellen, nachdem eines seiner Fahrzeuge bei einem Unfall im Oktober 2023 in San Francisco eine Fußgängerin rund sechs Meter mitgeschleppt hatte. Zwar erkannte das Fahrzeug damals offenbar die Kollision, nicht aber, dass die Frau nach dem Crash unter dem Auto lag. Bei der Aufklärung des Unfalls soll Cruise den Behörden Informationen vorenthalten haben, weshalb es eine Geldstrafe von 1,5 Millionen US-Dollar aufgebrummt bekam.

Im Sommer 2024 begann Cruise, seine Fahrzeuge wieder in mehreren US-Städten auf die Straßen zu bringen, allerdings vorerst nur mit Sicherheitsfahrern an Bord, die bei brenzligen Situationen eingreifen können. Mittlerweile hat Cruise seinen Kunden mitgeteilt, dass der Dienst eingestellt wird.

gm.com (Übernahme), cnbc.com, heise.de (Entlassungen)

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