Vinci Autoroutes testet induktives Laden während der Fahrt

Die französische Autobahngesellschaft Vinci Autoroutes will auf einem 1,5 km langen Abschnitt der A10 in der Nähe der Stadt Angervilliers bei Paris das induktive Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt erproben. Allerdings handelt es sich dabei aktuell im einen begrenzten Test – mit gerade einmal vier Fahrzeugen.

Bild: Vinci Autoroutes

Seit Anfang Januar werden hierfür unter der Fahrbahn Induktionsspulen installiert. Bis April 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und dann die Batterien von vier mit Empfängerspulen ausgestatteten Elektrofahrzeugen während der Fahrt kabellos mit Energie versorgt werden. Für den Test wurden jeweils ein Lkw, ein Transporter, ein Auto und ein Reisebus mit solchen Empfängerspulen ausgestattet, um das dynamische Induktivladen direkt mit unterschiedlichen Fahrzeugtypen zu erproben.

Die Installation der „Coils“ genannten Induktionsspulen ist seit dem 6. Januar erfolgt, aber nur unter dem rechten Fahrstreifen der A10 bei Angervilliers. Aktuell sind sie aber noch nicht aktiviert. Den Bauarbeiten voraus gegangen sind zunächst Labortests und dann größer angelegte Versuche auf einer abgesperrten Fläche. Der Wechsel von der ausgewiesenen Teststrecke auf die viel befahrene Autobahn ist die letzte Phase des Projekts „Charge as you drive“, wie Vinci Autoroutes mitteilt.

Zum Einsatz kommt ein System der israelischen Firma Electreon, die auf induktive Ladesysteme spezialisiert ist. Wie schon 2023 angekündigt, handelt es sich dabei um ein „System der nächsten Generation“ mit deutlich erhöhter Stromübertragungskapazität, zusätzlichen Softwarefunktionen wie Echtzeitüberwachung und einer robusteren Architektur. Damals war aber noch von einem zwei Kilometer langen Autobahn-Abschnitt die Rede, jetzt sind es noch 1,5 Kilometer.

Mit konkreten Leistungsdaten für das dynamische Laden der Fahrzeuge hält sich Vinci Autoroutes in der Mitteilung zurück. Es heißt dort eher allgemein, dass das dynamische Induktionsladen bei großflächiger Anwendung „zu einer deutlichen Reduzierung der CO2-Emissionen im Vergleich zu schweren Nutzfahrzeugen führen“ könne, die an Ladestationen aufgeladen werden müssen und „sehr große Batterien“ mitführen müssen. „Mithilfe dieser Technologie kann der Einsatz von Rohstoffen (Lithium, Nickel, Kobalt) zur Herstellung dieser Batterien reduziert und die konstruktionsbedingten CO2-Emissionen begrenzt werden“, so der Autobahnbetreiber. Zahlen zu diesen Aussagen werden aber nicht genannt – das wird sich eventuell nach den Testfahrten ab April ändern.

Vinci Autoroutes ist der Konsortialführer des Projekts. Beteiligt sind ebenfalls Vinci Construction, Hutchinson, die Universität Gustave Eiffel und Bpifrance, die französische Investmentbank des öffentlichen Sektors.

vinci-autoroutes.com

3 Kommentare

zu „Vinci Autoroutes testet induktives Laden während der Fahrt“
Manfred
06.02.2025 um 12:55
Wenn man davon ausgeht, dass man die die Strecke von 1,5Km in weniger als 1,5 Minuten zurücklegt und wenn man optimistisch mit 20KW/H laden würde, dann würde man ca. 0,5KW/H in de Zeit nachladen. Hochgerechnet auf eine Stunde sind das optimistische 20KWH die man nachladen würde. Um einen Nutzen aus der Technik zu haben, müsste man viele Autobahnkilometer damit ausstatten. Aber dafür ist solch ein Test ja da.
Adam
06.02.2025 um 17:21
Flächendeckend Straßennetze mit Induktionsspulen auszustatten, ist, gelinde gesagt, aberwitzig. Und "zu einer deutlichen Reduzierung der CO2-Emissionen" kommt es dadurch ganz bestimmt nicht - schöne Marketing-Welt - aber in der Praxis völlig untauglich. Warum? (A) Wer erinnert sich an die Tests mit staionären induktiven Ladern für E-Busse vor ca. 10 Jahren (Bsp. Berlin): Diese fielen aus unterschiedlichsten Gründen immer wieder aus - nahezu alle Verkehrsbetriebe sind auf sehr zuverlässige und schnellere (Zwischen)Ladung per Pantograf umgestiegen. Die Zuverlässigkeit und Ladeleistung von stationären induktiven Ladeinseln war einfach nicht wirtschaftlich. Existieren noch Verkehrsbetriebe mit induktiven Ladeinseln? (B) Staionäres induktives Laden ist in dezidierten Anwendungsfällen durchaus erfolgreich - Taxipark, Ladepark für Carsharing etc. Hier können sich die Kosten für das Einrichten und Ausrüsten mit induktiven Ladern ggf. amortisieren - wenn auf das Aufstellen konduktiver Lader verzichtet wird. (C) beim fahrenden induktiven Laden sind eventuell vorhandene Vorteile der induktiven Technologie im Nachteil: (C1) die Ladeleistung, besonders bei höheren Geschwindigkeiten ist ein Bruchtteil von dem stationären induktiven Ladern. Für eLKWs und eBusse unbrauchbar. (C2) Um von der Technologie ansatzweise zu profitieren, müssten Straßennetze flächendeckend ausgestattet - ist das realistisch? Welche CO² Emissionen würden dabei freigesetzt? Und würde das zu Einsparungen bei CO² Emissionen durch kleinere Batterien führen? Antwort: reine Illusion! (C3) Die Kosten einer fahrenden Ladung dürften deutlich über der stationären sein. Wer ist bereit (hypothetische) 100% Aufpreis pro kWh zu zahlen? (C4) DIe Ausstattung von Fahrzeugen mit Coils für eine fahrende Ladung dürfte ein Vielfaches(!) mehr kosten als mit Coils für eine stationäre induktive Ladung. (C5) Konduktive Lader werden damit nicht ersetzt. (C6) Neben den Spulen in der Fahrbahn sind zusätzliche Energie-Infrastrukturen entlang der Fahrbahnen nötig. (C7) Wartung der Coils in der Fahrbahn? Fällt eine Coil aus -> fallen alle aus? Baustellen einrichten, Fahrbahnen sperren, Asphalt abfräsen, weil die induktive Ladeinfrastruktur mal wieder streikt? (Siehe dazu (A)) (C8) Beständigkeit bei jedem Wetter? Fortlaufende Ladeabbrüche während des Fahrens? (Siehe dazu (A)) (C9) Selbst die ausgelaufenen Tests mit Oberleitungs-eLKW waren vielversprechender. Wegen des technologischen Fortschritts bei Batterien, Ladeleistung und Co. werden Oberleitungen im Fehrverkehr jedoch nicht kommen. (C10) Es existieren bereits erprobte und sichere Technologien Personen und Güter elektrisch in großen Mengen von A nach B zu tranportieren: auf der Schiene. // Es ist einfach aberwitzig zu glauben, das induktive Spulen in einer Fahrbahn flächendeckend, kostendeckend und nachhaltig zu einer Verkehrswende beitragen sollen, um CO2-Emissionen zu minimieren. Ein schlechter Marketing Gag - mehr nicht!
Egon Kohler
07.02.2025 um 17:11
Ich sehe das kritisch-wohlwollend so: Es ist denkbar, dass dynamisches induktives Laden auf bestimmten (kurzen) Strecken - wie z.B. Fahrwegen auf einem Betriebsgelände, wo sich viel interner, langsamer Verkehr gleichmässig bewegt (z.B. automatisierte Transport-Plattformen) - tatsächlich technisch und kommerziell Sinn macht. Denn die benötigte Dauerleistung der Fahrzeuge ist in diesem Fall relativ gering, und die teure Infrastruktur überschaubar, und der Vorteil dass keine stationären Ladevorgänge nötig sind kann die Nachteile ggf. aufwiegen. Im "normalen" öffentlichen Verkehr, aus vielen bereits von Adam genannten Gründen, absolut illusorisch - die wichtigste physikalische Grösse ist nunmal der Euro/Dollar/Yen, und bei diesem Kriterium fällt öffentliches dynamisches Laden gnadenlos durch.

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