Porsche will mehr Verbrenner bauen

Porsche plant „umfangreiche Maßnahmen zur Stärkung der kurz- und mittelfristigen Ertragskraft der Gesellschaft“. Dazu zählt auch „die Erweiterung des Produktportfolios um zusätzliche Fahrzeugmodelle mit Verbrennungsmotor bzw. Plug-in Hybrid“.

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Bild: Porsche

Porsche zählte unter den deutschen Autobauern zu jenen mit den ambitioniertesten Elektro-Zielen. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung – allerdings nicht nur bei den Elektroautos – hält sich der Sportwagenbauer vorerst mit Investitionen in die Elektro-Zukunft zurück und hält länger an dem bekannten Geschäftsmodel mit Verbrennern und Hybriden fest. Bereits im Jahresverlauf 2024, als sich die wirtschaftliche Entwicklung bereits abzeichnete, hatten die Zuffenhausener ihre Pläne aufgeweicht und Neuauflagen von Verbrenner-Plattformen erwogen – oder geplante Elektromodelle sollen einen Hybrid oder reinen Verbrenner erhalten.

Eine Entscheidung hierzu war erst für die Vorlage der Geschäftszahlen für 2024 im März erwartet worden. Jetzt hat das Unternehmen vorab vorläufige Zahlen vorgelegt und auch die mit dem Aufsichtsrat abgestimmte, „langfristige Unternehmensplanung“ veröffentlicht. Diese beinhaltet aber auch noch die Planung für das Geschäftsjahr 2025, hat also auch kurzfristige Auswirkungen.

Das betrifft vor allem ein Sparprogramm, denn die Prognose für 2025 ist für Porsche-Verhältnisse alles andere als gut: Das Unternehmen erwartet 2025 einen Umsatz von 39 bis 40 Milliarden Euro und eine operative Umsatzrendite von „nur“ zehn bis zwölf Prozent. 2024 hat Porsche wohl noch knapp 14 Prozent Marge erreicht, das 2022 beim Börsengang ausgegebene Ziel waren mittelfristig 20 Prozent. Eine Marge von zehn Prozent wäre der schlechteste Wert seit langem.

Unterstützt Audi beim Verbrenner-Macan?

Um gegenzusteuern plant Porsche nicht nur „Anpassungen an der Unternehmensorganisation“ und den Ausbau der besonders lukrativen Sonder- und Exklusivmanufaktur, sondern eben auch entgegen der bisherigen Planung weitere Verbrenner- und PHEV-Modelle. Details hierzu gibt es noch nicht, wohl aber eine wichtige Zahl: „Aufwendungen insbesondere in der Fahrzeugentwicklung und in Batterieaktivitäten der eigenen Konzerngesellschaften führen zu einem deutlichen Mehraufwand“, so Porsche – und geht von 800 Millionen Euro in diesem Jahr aus.

Bisher war geplant, das mit den anstehenden Modellwechseln quasi alle Porsche-Baureihen auf Elektro-Plattformen umgestellt werden und – wenn möglich – die bestehenden Verbrenner-Modelle mit einem weiteren Facelift noch einige Jahre parallel gebaut werden – etwa beim kommenden Cayenne. So war es auch im Falle des Elektro-Macan geplant, doch mit der fast dreijährigen Verzögerung musste das Verbrenner-Modell in der EU aufgrund der Datenschutz-Vorschriften vom Markt genommen werden, weshalb das früher meistverkaufte Porsche-Modell aktuell nur rein elektrisch zu haben ist. Bereits mit den Gerüchten aus dem Jahr 2024 hatte sich abgezeichnet, dass sich Porsche nach Alternativen umschaut – und entweder doch noch Verbrenner- oder Hybridantriebe in die in der Entwicklung befindlichen Elektromodelle integriert oder eben die Verbrenner-Plattformen parallel weiterentwickelt.

Im „Manager Magazin“ wird jetzt eine weitere Variante ins Spiel gebracht: Unterstützung von Audi. Die Ingolstädter Schwestermarke im VW-Konzern hat ebenfalls mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, hat aber im Mittelklasse-SUV-Segment mit dem Q5 noch ein Verbrenner-Modell im Angebot. Ob Audi nur die Plattform liefert (bereits der „alte“ Verbrenner-Macan hatte sich die damalige Version der Plattform mit dem Q5 geteilt) oder eventuell sogar die Produktion übernimmt, steht noch nicht fest. Eine finale Entscheidung über einen neuen Verbrenner-Macan sei noch nicht gefallen, heißt es in dem Bericht. Wenn er kommt, dann soll er Anfang 2028 auf dem Markt sein.

Allerdings gibt es selbst an einer reinen Plattform-Belieferung Audi-intern Kritik. „Audi trage immer den größten Anteil des Aufwands, Porsche profitiere von bereits entwickelten Plattformen und Aggregaten“, fasst das „Manager Magazin“ einige Vorbehalte aus Ingolstadt zusammen. Allerdings soll Audi wiederum bei einem „C Sport“ genannten Modell von Porsche profitieren, einem elektrischen TT-Nachfolger auf Basis des Porsche 718 – wohl zusammen mit einem weiteren Ableger bei Cupra. Da sich aber der Elektro-Boxster/Cayman aufgrund meherer Probleme (u.a. bei der Batterie) weiter verzögert, soll auch hier der Unmut seitens Audi wachsen.

Zurück zu Porsche: Abgesehen von den in diesem Artikel zitierten, sehr offenen Aussagen zu den Maßnahmen und Antriebsarten halten sich zu Zuffenhausener mit Details noch zurück. Weitere Aussagen soll es erst mit dem vollständigen, geprüften Geschäftsbericht am 12. März geben. Erste Analysten fordern angesichts der folgenreichen Ankündigung früher für Klarheit – und nicht viereinhalb Wochen Funkstille.

Zumal es bewegte Zeiten sind im Stuttgarter Nordwesten: Erst am Wochenende hatte Porsche verkündet, sich von gleich zwei Vorstandsmitgliedern trennen zu wollen bzw. Gespräche über eine vorzeitige Vertragsauflösung zu führen – betroffen sind Finanzvorstand (und Vize-CEO) Lutz Meschke sowie Vertriebsvorstand Detlev von Platen. Und es war Meschke, der 2024 den neuen Verbrenner-Kurs angedeutet hatte. Wie es bei Porsche – im Vorstand und strategisch – weitergeht, werden die kommenden Monate zeigen.

porsche.com, handelsblatt.com, manager-magazin.de (Paywall)

3 Kommentare

zu „Porsche will mehr Verbrenner bauen“
Gerd Heinrich
07.02.2025 um 10:22
Man steckt Entwicklungsresourcen in alte Technologien, will mehr vom Alten verkaufen und wundert sich dass der Anschluss dann verloren geht. Nicht nur Geld wird verschenkt, sondern vor allem Zeit und Marktanteile an Weltmarkt. Genau das erlebt Porsche doch jetzt schon im wichtigsten Automobilmarkt. Offenbar rechnen viele damit dass wir uns abschotten und für uns selbst eine alte Welt aufrechterhalten. Dafür ist der Planet zu klein
Josef
07.02.2025 um 11:23
So ist es...hab gerade einen Vortrag von Prof Fichtner gesehen, indem unter anderem der Anstieg der eAuto Verkäufe in China gezeigt wurden. Der Verkauf steigt linear und ist gerade bei 52% und Verbrenner bei 48%...bei linearer Fortschreibung sind bis 2028 ca 95% eAutos in China...also in nur 3 Jahren, in dem keine neue Iteration einer Entwicklung von einem OEM fertig ist. Was wir hier rumbasteln in Deutschland mit gerade mal 25000 eAutos zu 1.5 Mio in China pro Monat ist sowas von egal. Deutschland ist viel zu klein, damit ein OEM damit überleben kann. Wenn sie zu Verbrenner zurückgehen und Zeit verschwenden, haben sie vielleicht, wenn überhaupt, einen kurzen Erfolg, der verglüht wie das Anzündholz im Holzofen. Die Jagd nach Quartalszahlen und mangelnde Ausdauer wird Porsche zerstören.
Manfred
07.02.2025 um 10:44
In China ist der Markt für Porsche zusammengebrochen, und dass nicht weil man keine Verbrenner mehr anbietet, sondern weil z.B. ein chinesische Staubsaugerhersteller (Xiaomi) es schafft ein attraktives Auto zu erschwingliche China-Preisen zu bauen. Klar, Subventionen hin oder her. Der Heimatmarkt von Porsche ist nicht groß genug um genügend alte Verbrennertechnik zu verkaufen. Zumal die CO2 Besteuerung einen Teil des Profit frisst. Und Länder wie Frankreich oder GB es durch Luxussteuer oder CO2 Beschränkung fast unerschwinglich machen solch ein Auto zu fahren. Die Automobilindustrie ist auf einem Marathon, umkehren ist keine Option, zumal sich einige andere Hersteller der Ziellinie nähern.

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