Lilium wohl weiter in Finanzproblemen

Die Rettung des bayerischen Flugtaxi-Startups Lilium gerät offenbar ins Stocken. Die Übertragung auf die neue Gesellschaft ist immer noch nicht erfolgt, die Angestellten haben noch kein Gehalt für den Januar erhalten – und legen teilweise schon die Arbeit nieder.

Bild: Lilium

Die für den 20. Januar geplante Übertragung des Lilium-Eigentums und der Vermögenswerte an die neue GmbH ist laut einem Bericht der „WirtschaftsWoche“ immer noch nicht abgeschlossen, obwohl es sich eigentlich um eine „Formalität“ handle. Das heißt, dass das Management derzeit nicht auf die Vermögenswerte zurückgreifen kann – und auf wichtigen Konten Geld fehlt. Daher konnten auch noch keine Gehälter für Januar ausgezahlt werden.

Hintergrund ist laut dem Bericht die Umbenennung der Käufer-Gesellschaft von MUC Mobile Uplift Corporation GmbH in die Lilium Aerospace GmbH. „Auf diesen neuen Namen laufen auch die Arbeitsverträge. Ein langer Rattenschwanz, der Probleme mit sich zieht“, so die „WiWo“. Dem Magazin liegt eine Mail vom Abend des 29. Januar vor, in der das Personal darüber informiert wurde, dass die Gehaltszahlungen für den Januar noch nicht eingeleitet worden waren. Demnach soll der Absender selbst erst am 27. Januar erfahren haben, dass die finanziellen Mittel noch nicht eingegangen waren. Das wurde für den 29. Januar erwartet, ist aber nicht erfolgt.

Und das Geld ist bis heute nicht eingegangen oder an die Mitarbeiter ausgezahlt worden. „Einige haben ihre Arbeit niedergelegt und fangen erst wieder an, wenn sie bezahlt werden“, zitiert die „WiWo“ einen anonymen Mitarbeiter. Andere Angestellte planen angeblich eine Protestaktion vor dem Büro in Gauting.

Lilium hatte Ende Oktober 2024 Insolvenz angemeldet, nachdem sich Hoffnungen auf eine Bürgschaft des Bundes und Landes Bayern zerschlagen hatten. Von den damals mehr als 1.000 Angestellten sind einige freiwillig gegangen, rund 200 wurde Mitte Dezember gekündigt. Und als sich vor Weihnachten immer noch keine Rettung abgezeichnet hatte, wurde auch den verbleibenden 750 Mitarbeitenden gekündigt.

An Weihnachten selbst gelang dann aber doch noch die Rettung: Ein Investorenkonsortium namens „Mobile Uplift Corporation“ hatte einen Kaufvertrag unterzeichnet und sicherte 200 Millionen Euro Finanzierung zu. Die Initiatoren sind demnach Earlybird und die Beteiligungsgesellschaft General Capital, die später auch weitere Investoren wie Fifth Wall und 468 Capital sowie den Batterielieferanten Customcells ins Boot holten. Den 750 Angestellten der letzten Kündigungswelle wurde ein neuer Job angeboten.

Doch genau jener Übergang gestaltet sich schwierig. Die Gläubigerausschüsse haben zwar schon zugestimmt, die Umsetzung soll sich aber bis Ende des ersten Quartals ziehen. Von den ausstehenden Zahlungen betroffen sind nicht nur die 750 Mitarbeitenden, sondern auch die 200 Angestellten aus der Kündigungswelle von Mitte Dezember – sie sind freigestellt, aber aufgrund der Kündigungsfrist noch bis Ende März offiziell beschäftigt. Die „WirtschaftsWoche“ rechnet mit Blick auf die Personalkosten der vergangenen Jahre vor, dass es sich „heruntergerechnet allein im Januar um eine siebenstellige Summe handeln“ dürfte – mögliche Abfindungszahlungen nicht eingerechnet.

Wie berichtet hatte Anfang Januar laut der „Gründerszene“ ein Investoren-Quartett fünf Millionen Euro in Form eines Wandeldarlehens überwiesen – dieses Geld wäre also theoretisch verfügbar. „Ob diese Summe jedoch demnächst auf dem richtigen Konto landet und zur Überbrückung reicht, bleibt abzuwarten“, so die „WiWo“.

wiwo.de

1 Kommentar

zu „Lilium wohl weiter in Finanzproblemen“
Jörg
08.02.2025 um 12:46
Das ist wenig überrasche, bei jedem Flugzeugmodell macht der Aufbau der Produktion und des Serienanlauf bis zum Break-Even-Punkt ab dem ein ausgeliefertes Exemplar positv zum Cash-Flow beiträgt ein vielfaches der Entwicklungskosten bis zu Zulassung aus. Dies hat zuletzt den kanadischen Luftfahtkonzern Bombardier in die Pleite getrieben, der mit der C-Series zwar ein der Konkurenz in fast jeder Hinsicht überlegenes Flugzeug konstruiert hatte, aber die jahrelangen Kapitalspritzen für den Serienalauf nicht stemmen konnte.

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