„Ein starker Heimatmarkt für Elektromobilität ist die beste Standortpolitik“ – Kerstin Andreae vom BDEW
Wenn wir die Elektromobilität fördern wollen, müssen wir nicht nur Autobauer und Gewerkschaften an einen Tisch holen, sondern auch die Energiewirtschaft und bei E-Lkw auch die Logistiker“, so Andreae bei der letzten Ausgabe von electrive LIVE. „Denn es geht nicht nur um ein Fahrzeug mit einem anderen Antrieb, sondern ein anderes System dahinter!“
Dass sich der BDEW für die freie Marktwirtschaft einsetzt und staatliche Förderprogramme mit restriktiven Vorgaben kritisch sieht, ist in der Branche bekannt. In seinem Elektromobilitätsmonitor gibt der Verband regelmäßig Updates zum Ladeausbau und hält darin fest, wie der Ladesäulen-Bestand jenem bei den Fahrzeugen vorausläuft. Daraus ist auch bekannt, dass die Auslastung der vorhandenen Ladepunkte im Schnitt nur bei 15 Prozent liegt. „Das bedeutet, dass es schwierig ist, die Forderung in den Raum zu stellen, wir bräuchten mehr Ladesäulen und diese müssten günstiger sein – es lässt sich derzeit damit kein Geld verdienen“, so Andreae. Die Henne-Ei-Frage – von vielen in der Branche schon ad acta gelegt – sei nach wie vor wichtig, weil man mehr Autos brauche.
„Wir wollen gar keine Förderung für den Ausbau – auch wenn es wieder in den Wahlprogrammen der Parteien stehen wird. Das Geld kann sich der Staat sparen!“ So klar und deutlich sagt es die BDEW-Hauptgeschäftsführerin bei electrive LIVE. „Was wir wollen, sind einfachere Genehmigungsverfahren und vor allem Flächen. Dann werden die Unternehmen weiter – wenn der Markt anzieht – Ladeinfrastruktur bauen.“ Und das sei nicht ihre persönliche Meinung, sondern von den Mitgliedsunternehmen in den Gremien erarbeitet.
Wenn nicht die Ladesäulen, dann also die Autos fördern? Bei einer Kaufprämie ist Andreae eher vorsichtig, „weil Kunden dann womöglich auf Kaufprämien warten“. Viel wichtiger sei eine positive Kommunikation rund um die Elektromobilität. „Wenn wir ein Produkt bewerben wollen, aber nur immer darüber sprechen, was nicht klappt, dann kann das nicht funktionieren – das ist Betriebswirtschaftslehre, 1. Semester“, so Andreae. Sie verweist auf eine Umfrage des Verbandes, für die Menschen vor und ein bis zwei Jahre nach dem Kauf eines Elektroautos befragt wurden. In der ersten Runde waren der Preis, die Reichweite und die Verfügbarkeit eines Ladepunkts die größten Sorgen. Nach ein oder zwei Jahren im Elektroauto sei nur noch die Sorge des Fahrzeugpreises geblieben – ob man sich das nächste Elektroauto leisten könne. „ 97 Prozent würden sich wieder ein E-Auto kaufen“, sagt die Verbands-Geschäftsführerin. „Egal, mit wem ich rede, es ist toll, ein E-Auto zu fahren. Es gibt also auch positive Geschichten, die man erzählen kann.“ Man müsse es nur tun.
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