Bielefelder ÖPNV-Unternehmen erhält 25 eCitaro fuel cell

Das Bielefelder Verkehrsunternehmen moBiel nimmt in den kommenden Wochen die ersten neun von insgesamt 25 neuen eCitaro mit Brennstoffzellen-Range-Extender in Betrieb. Die restlichen 16 Fahrzeuge sollen noch in der ersten Jahreshälfte ausgeliefert werden. Insgesamt handelt es sich um acht 12-Meter-Solobusse und 17 Gelenkbusse mit einer Länge von 18 Metern.

Bild: Stadtwerke Bielefeld/Sebastian Bauer

Seit Mai 2022 setzt das ÖPNV-Unternehmen vier reine Wasserstoff-Busse des portugiesischen Herstellers Caetano ein. Im Gegensatz zu den vier H2-Bussen sollen die 25 eCitaro mit Brennstoffzellen-Range-Extender von Daimler Buses flexibler eingesetzt werden können. „Durch den größeren Akku haben die Busse generell eine größere Reichweite und können auch vollelektrisch fahren, wenn einmal kein Wasserstoff zur Verfügung stehen sollte“, erklärt Ralf Schönenberg, Leiter des Bereichs Fahrzeuge bei moBiel.

Als Solobus ist das Modell mit drei Batteriepaketen mit einem Energieinhalt von zusammen 294 kWh erhältlich. Als Gelenkbus sind es drei oder vier Pakete mit kumuliert bis zu 392 kWh. Die Brennstoffzelle leistet bei beiden Modellen 60 kW. Den Wasserstoff erhält das BZ-Modul aus Tanks mit je 5 kg Fassungsvermögen, die auf dem Dach montiert sind. Beim Solobus sind es fünf Tanks mit einem Fassungsvermögen von 25 kg H2, beim Gelenkbus sechs bzw. sieben Tanks mit 30 bzw. 35 kg H2.

Seit November kann der eCitaro fuel cell auch ausschließlich auf Wasserstoff als Treibstoff zurückgreifen. Dank eines neuen Betriebsmodus‘ kann die Brennstoffzelle mit Wasserstoff das komplette Laden der Batterie übernehmen. „Damit kann der eCitaro fuel cell die Anforderung von Verkehrsbetrieben abdecken, die den Einsatz von grünem Wasserstoff statt Netzstrom als Energiequelle bevorzugen“, so der Hersteller bei der Ankündigung.

Die bereits eingetroffenen neun Gelenkbusse sollen ab Anfang März in den regulären Betrieb gehen. Derzeit würde moBiel noch umfangreiche Testfahrten durchführen. Eingesetzt werden sollen sie zunächst im Bielefelder Süden. Sukzessive werden im ersten Halbjahr 2025 die restlichen 16 Busse geliefert, sodass bis Ende Juni alle in Betrieb sind, lässt das Unternehmen wissen.

Die Busse benötigen jedoch eine entsprechende Infrastruktur, um sie betreiben zu können. Diese entsteht derzeit im Innovationspark Sektorenkopplung. Dort sollen ab diesem Sommer alle 25 neuen eCitaro fuel Cell betankt und untergebracht werden.

Derzeit befindet sich auf dem Fußballfeld-großen Areal an der MVA Bielefeld allerdings bereits eine Wasserstoff-Tankstelle und eine Abstellhalle mit Werkstatt. Auf einer doppelt so großen Fläche sei aktuell „neue Technik im Bau“. Rund um die bereits existierenden Anlagen wird in den kommenden Monaten eine weitere Abstellhalle mit besonders leistungsfähigen Ladestationen fertiggestellt. Ferner ist ein Elektrolyseur in der Planung, mit dem die Stadtwerke Bielefeld Gruppe Wasserstoff selbst herstellen will – unter anderem aus Strom, der bei der Abfallverbrennung in der benachbarten MVA entsteht.

Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Wiebke Esdar: „Wir können stolz darauf sein, dass wir in Bielefeld die Verkehrswende mit solch modernen Mitteln vorantreiben können. Bund und kommunale Ebene ergänzen sich hier perfekt“. moBiel-Aufsichtsratsvorsitzender Dominic Hallau fügt hinzu: „Diese Investition zeigt, dass moBiel bereit ist, in die Zukunft zu investieren und bereits für andere Verkehrsunternehmen als Vorbild gilt.“

Um die Anschaffung der 25 neuen Busse zu realisieren, war jedoch die Unterstützung des Bundes notwendig. Die Mehrkosten wurden im Vergleich zu Dieselbussen zu 80 Prozent gefördert. Der ÖPNV-Betreiber spricht von 8,7 Millionen Euro, die das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) an Fördermitteln bereitgestellt hat. „Mit diesen Mitteln wollen wir den Verkehrsunternehmen im Land gezielt den Rücken stärken und bei den Herausforderungen auf dem Weg zu noch mehr Klimaschutz unterstützen“, so Oliver Hoch von der NOW GmbH, die die Förderung für das Bundesministerium koordiniert. Dass es künftig keine Förderung mehr gibt, darauf wird allerdings nicht hingewiesen. Eine Auskunft zur Gesamtinvestition gibt es nicht.

mobiel.de, now-gmbh.de

9 Kommentare

zu „Bielefelder ÖPNV-Unternehmen erhält 25 eCitaro fuel cell“
Tea Jay
10.02.2025 um 17:47
Schade um das Geld. Reine batterieelektrische Busse wären besser und günstiger im Betrieb.
Melvin
11.02.2025 um 07:33
„Damit kann der eCitaro fuel cell die Anforderung von Verkehrsbetrieben abdecken, die den Einsatz von grünem Wasserstoff statt Netzstrom als Energiequelle bevorzugen“Diese Betriebe werden schon bald merken, welcher Irrweg grüner Wasserstoff in der Straßenmobilität ist. Schade um die Gelder, die in rein batterieelektrische Busse besser angelegt wären.
Herr Holle
11.02.2025 um 07:58
Grober Unfug. Der Elektrolyseur zur Wasserstoff-Erzeugung muss jeden Tag laufen, auch wenn die Strompreise an der Börse hoch sind und grüner Strom kaum verfügbar ist. Und sowohl ineffizient als auch technisch viel zu komplex, das sorgt für Ausfälle und funktioniert nur mit sehr hohen Subventionen zu Lasten der Steuerzahler.
Mark Müller
12.02.2025 um 12:41
Das stimmt so nicht. Bei der Elektrolyse von Wasserstoff machen die Kapitalkosten für den Elektrolyseur nur etwa 30 Prozent der Kosten aus, die Energiekosten hingegen etwa 70 Prozent. Wenn man den richtigen Typ von Elektrolyseur wählt (PEM, nicht alkalisch), kann man ihn sehr wohl nur zeitweise betreiben. Zudem geht man allgemein davon aus, dass die Kosten für die Elektrolyseure in den nächsten paar Jahren mit zunehmender Industrialisierung der Produktion noch mindestens um die Hälfte fallen werden.
Stefan
11.02.2025 um 11:59
Oft stellt man neben Elektrolyseuren einen Batteriespeicher mit der Größe eines Tagesverbrauchs, um die weitestgehend durchgehende Versorgung mit günstigem Strom sicher zu stellen. Das wird auch in Zukunft so sein. Das steigert aber die Installationskosten für die Wasserstofferzeugung.
Markus
11.02.2025 um 09:25
Das Problem so hoher Förderung mit 80%. Dann rentieren sich auf einmal auch so seltsame Blüten wie riesige Akkus mit extra teuren Range Extender statt der günstigeren und vielleicht sogar aus versehen besseren Lösung. Dazu passend gerade frisch anderswo die Meldung das die einjährige Testphase des Schnellladers für den Bus am Bahnhof in Bensheim erfolgreich abgeschlossen wurde. Dort wurde ein Schwungmassenspeicher installiert der den Bus zwischen den Touren in 150 Sekunden lädt.
Charles
11.02.2025 um 10:39
Electrive: Könnt ihr bitte diesen Artikel inkl. der Kommentare verlinken, wenn wir in den nächsten 12-18 Monaten erfahren dass die Busse den Alltagstest leider nicht bestanden haben.Wieder knapp 9M€ auf dem Altar der Technologieoffenheit geopfert.
Michael
12.02.2025 um 07:12
Warum wird der teure Blödsinn immer noch gefördert? Weil die Bürokratie zu unflexibel ist und immer noch ein Pferd reitet, dass schon lange tot ist? Was haben denn all die "Versuche" mit Wasserstoffbussen gezeigt? Warum werden die Ergebnisse nicht ausgewertet und angewandt?
Mark Müller
12.02.2025 um 12:45
Zum Vergleich: Die Batterien haben also ca. 300 oder ca. 400 kWh Energie. Die H2-Tanks (5 oder 7 Stück) à 5 kg steuern zusätzliche ca. 450, bzw. ca. 630 kWh bei.

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