Neuer China-Autogigant? Dongfeng und Changan sollen vor Fusion stehen
Dongfeng und Changan unterstehen in China unmittelbar der Kommission zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen – somit kann die chinesische Regierung direkt Einfluss auf beide Konzerne nehmen. Offenbar nutzt sie diesen Zugriff nun dazu, einen neuen großen Autohersteller zu formen. Wie unter anderem die „FAZ“ unter Berufung auf lokale Medienberichte schreibt, gaben beide Unternehmen am Sonntag in Börsen-Pflichtmitteilungen an, eine Restrukturierung mit anderen Unternehmensgruppen des Zentralstaats zu prüfen. Das jeweils andere Unternehmen nannten sie aber nicht.
Trotzdem lösen die zeitgleichen Ankündigungen umfangreiche Spekulationen zu einer möglichen Fusion aus. Teils fallen die Gerüchte schon recht konkret aus. So schreibt etwa das Portal 36kr, dass Dongfeng den neuen Konzern dominieren und auch dessen derzeitiger Vorsitzender, Yang Qing, zum Gesamtvorsitzenden werden soll. Der Vorsitzende von Changan, Zhu Huarong, werde dagegen keine Rolle mehr spielen, da er in de Ruhestand gehe. Wie 36kr weiter berichtet, soll der neue Autokonzern auf einen Jahresabsatz von etwa 4,58 Millionen Einheiten kommen – und somit BYD überholen. Weltweit würde sich der neue Player damit hinter Stellantis und vor Ford auf Platz fünf der größten Autohersteller einreihen.
Als Grund für die potenzielle Zusammenlegung äußern Branchenkenner, dass die staatlichen Autokonzerne in China mit der Elektrifizierung hinterherhinken und
auf dem nationalen Automarkt gleichzeitig ein harter Wettbewerb bei großen Überkapazitäten tobt. Die „FAZ“ zitiert Fachleute mit den Worten, dass die Fabriken im Land weit mehr als 40 Millionen Fahrzeuge produzieren könnten. Vergangenes Jahr wurden im Inland aber je nach Zählweise nur rund 25 Millionen Autos verkauft.
Der Markt steuert also in den Augen vieler Beobachter auf eine Konsolidierung zu. Zumal Zhang Yuzhou, Chef der Kommission zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen (SASAC), bereits vergangenes Jahr kritisierte, dass die staatseigenen Unternehmen in der Entwicklung von Elektroautos nicht schnell genug seien. Er kündigte seinerzeit bereits eine Überprüfung an. Neben Dongfeng und Changan gehört auch FAW zu den Auto-Staatskonzernen, die der Kommission unmittelbar unterstellt sind.
Zu Dongfeng ist bekannt, dass der Hersteller 2024 nach eigenen Angaben knapp 2,5 Millionen Autos absetzte, Changan meldete knapp 2,7 Millionen verkaufte Einheiten. Das Gros davon produzierte das Duo aber nicht in Eigenregie, sondern im Zuge von Joint Ventures: Dongfeng kooperiert etwa mit Nissan, Honda und Peugeot-Citroën, Changan mit Ford und Mazda. Im Markt für New Energy Vehicles (NEVs), wie Batterie-elektrische Autos und Plug-in-Hybride in China stets bezeichnet werden, versucht Changan allen voran mit Marken wie Deepal oder Avatr zu punkten. Dongfeng gründete analog u.a. seine Marke Voyah. Der E-Absatzanteil beider Unternehmen liegt aber deutlich unter dem Schnitt in China: 2024 lag der NEV-Anteil in der Volksrepublik bekanntlich bei 40,9 Prozent.
cnevpost.com, carnewschina.com, autonews.gasgoo.com, faz.net
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