Zeekr erhält Kontrolle über Lynk & Co und fixiert Absatzziele
Dass die reine E-Auto-Marke Zeekr die Kontrolle bei Lynk & Co übernimmt, zeichnete sich bereits vor einigen Monaten ab: Im Herbst 2024 berichtete die staatliche Zeitung „Economic Daily“ aus China, Geely wolle seine Marken für New Energy Vehicles konsolidieren. So kam es dann auch: Geely-Tochter Volvo Cars, die Lynk & Co zusammen mit der Geely Group 2017 als Joint Venture gegründet hatte, veräußerte ihren 30-prozentigen Anteile intern an Zeekr. Weitere Prozente trat Geely ab, sodass Zeekr mit besagten 51 Prozent zum Mehrheitseigner werden konnte. Die komplementären 49 Prozent der Marke besitzt weiter Geely. Parallel soll Geely Auto aber planen, seinerseits die Beteiligung an Zeekr auf rund 62,8 Prozent zu erhöhen. Indirekt behält die Konzernmutter also das Sagen.
Begründet wurde die Transaktion im Wert von 5,4 Milliarden Yuan (rund 710 Millionen Euro) mit “ einer neuen Entwicklungsphase bei Lynk & Co“. Geelys offizielles Statement lautete im November 2024 wie folgt: „Der vorgeschlagene Schritt zielt darauf ab, technologische Synergien zwischen den beiden Marken zu beschleunigen, die Produktportfolios zu straffen und die Entwicklung von Talenten zu fördern, was letztendlich zu einem höheren globalen Umsatzvolumen führen soll“.
Und dieses angestrebte Umsatzvolumen fasst Zeekr-CEO Andy An nun in konkrete Zielzahlen: So bringt die Marke Zeekr 2025 drei neue Modelle auf den Markt und strebt für das laufende Jahr einen Absatz von 320.000 Einheiten an. Zum Vergleich: 2024 kam Zeekr auf 222.123 verkaufte Fahrzeuge (+87% YoY). Bei Lynk & Co soll 2025 der Launch von zwei Neumodellen erfolgen und der Absatz auf 390.000 Einheiten steigen. Hier schlugen 2024 285.441 Fahrzeuge zu Buche (+30% YoY). Die neue Zusammengehörigkeit beider Marken unterstreicht An mit dem Statement, dass Zeekr und Lynk & Co zusammen ein Wachstum von 40 Prozent und den Verkauf von 710.000 Fahrzeugen erreichen wollen. Chinas erfolgreichster E-Autobauer BYD kam 2024 bekanntlich auf 1,76 Millionen abgesetzte Einheiten.
Die Wurzeln beider Geely-Marken unterscheiden sich dabei durchaus: Lynk & Co fokussierte sich mit seiner Gründung 2016 vor allem auf Hybride und Plug-in-Hybride, bietet seit Kurzem aber auch reine Elektroautos. Mit dem teilelektrifizierten SUV Lynk & Co 01 war die Marke bei ihrem Debüt in Europa nur mäßig erfolgreich, was zum Teil aber auch am Vertriebsmodell gelegen haben dürfte. In China lief es bisher zwar besser, die Dynamik schwächt sich aber ab. Unter einem neuen Markenchef arbeitet Lynk & Co derzeit an einem Neustart und bringt mit dem 02 (in China als Z20 verkauft) nun unter anderem auch ein Batterie-elektrisches SUV nach Europa.
Zeekr hat sich hingegen seit seiner Gründung 2021 auf vollelektrische Pkw konzentriert und ist damit in China erfolgreich – die Expansion in weitere Märkte, auch in Europa, läuft derzeit. Der Lynk & Co 02 ist dabei technisch eng mit dem Zeekr X verwandt – es gibt also internen Wettbewerb. Mit der Erweiterung des Lynk & Co-Modellportfolios auf BEV kommen sich beide Marken also zunehmend näher – zumal sie eine vergleichbare Designsprache verfolgen.
Andy An betont aber eine unterschiedliche Positionierung der Marken: Zeekr soll sich demnach auf Fahrzeuge jenseits des 300.000-Yuan-Preisschilds (rund 39.000 Euro) konzentrieren und Mittelklassewagen mit BEV- sowie Großraumfahrzeuge mit Hybridantrieb hervorbringen. Lynk & Co soll hingegen eher den Markt für Fahrzeuge ab 200.000 Yuan RMB (rund 26.000 Euro) adressieren – und zwar mit vollelektrischen Kleinwagen und mittleren bzw. großen Fahrzeugen mit Hybridantrieb. Synergien erhoffen sich die Verantwortlichen zudem beim Vertrieb und bei der Übersee-Expansion.
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