845.000 Ladepunkte in der EU – doch kaum welche für Lkw
Die EU-Verordnung über die Infrastruktur für alternative Treibstoffe (AFIR) schreibt vor, dass im transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) schrittweise eine Mindestzahl an Lademöglichkeiten aufgebaut werden muss. Laut einer internen Bestandsaufnahme, über die die „Deutsche Verkehrs-Zeitung“ berichtet, rechnet die EU-Kommission damit, dass die Mitgliedstaaten bis 2030 das durch die AFIR vorgeschriebene Mindestnetz an Ladestationen für Elektrofahrzeuge aufbauen können. Voraussichtlich würden das die meisten Staaten sogar früher schaffen als 2030.
Ende 2024 hat die Zahl der Ladepunkte in der Europäischen Union demnach bei 845.000 Stück gelegen, das waren 180 Prozent mehr als 2021. Und auch die Ladeleistung pro Station hat die EU-Kommission ermittelt. Sie ist pro Ladepunkt von durchschnittlich 26 auf 33 kW gestiegen. Und: Es gibt in der EU mittlerweile über 15.000 Ultraschnelllader mit einer Leistung von über 350 kW, so die EU-Kommission.
Das wohl größte Problem aus Sicht der EU sind jedoch für Elektro-Lkw geeignete Ladesäulen. Von ihnen sind in der EU mittlerweile immerhin schon 13.500 Fahrzeuge registriert – und der politische Wunsch ist groß, den Lastverkehr schnell weiter zu elektrifizieren. Zwar können E-Lkw die Schnellladesäulen mit ihren CCS-Steckern problemlos nutzen – doch es scheitert meist daran, dass Ladestationen nicht für die Abmessungen von Lkw ausgerichtet sind. Noch immer müssten an vielen Standorten die Anhänger und Auflieger abgekuppelt werden, um die Ladesäulen zu erreichen – doch selbst wenn ein Trucker dazu bereit ist, so mangelt es mitunter an Abstellmöglichkeiten für die Anhänger und Auflieger.
Laut der AFIR soll es aber bis 2030 über 20.000 für Lkw geeignete Ladepunkte entlang der Strecken des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) geben. Damit dieser Ausbau schnell voranschreitet, wird dieser „erheblich“ über den EU-Haushalt mitfinanziert, und zwar vor allem über das mit zwei Milliarden Euro ausgestattete Förderprogramm Alternative Fuels Infrastructure Facility (AFIF). Bei der letzten Förderrunde Anfang Februar erhielt zum Beispiel Milence den Zuschlag für mehr als 111 Millionen Euro für den Aufbau von 71 Lkw-Ladeparks in Belgien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden und Spanien. Und E.ON Drive Infrastructure (EDRI) bekam 45 Millionen Euro für die Errichtung von 427 Lkw-Ladepunkten und 932 Pkw-Ladepunkten bewilligt.
Die EU-Kommission kritisiert zugleich die bürokratischen Hürden für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. „Planungs- und Genehmigungsverfahren sollten nicht Jahre dauern, sondern Monate“, schreibt sie laut der „DVZ“. „Wettbewerb ist das beste Mittel, um die Kosten im Griff zu behalten. Die Behörden müssen ihre Praktiken bei der Konzessionsvergabe auf den Prüfstand stellen.“
AFIR schreibt vor, dass zwischen 2025 und 2030 entlang der TEN-V-Straßen mindestens alle 100 Kilometer eine Schnelllademöglichkeit für schwere Nutzfahrzeuge entstehen muss, entlang der Kernstrecken alle 60 Kilometer. Es gibt zudem Zielvorgaben für Lademöglichkeiten auf gesicherten Lkw-Parkplätzen und in städtischen Ballungsräumen. Wasserstofftankstellen müssen die EU-Staaten in jedem städtischen Verkehrsknoten und alle 200 Kilometer entlang des TEN-V-Kernnetzes einrichten. Die optimale Tank- und Ladenetzdichte über die Mindestanforderungen hinaus müsse durch den Markt bestimmt werden, heißt es in der Kommission.
Gemäß der AFIR gibt es zwei Hauptziele beim Ausbau der Ladeinfrastruktur in der EU: Auf den Strecken des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) müssen alle 60 km Schnellladestationen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mit einer Leistung von mindestens 150 kW installiert werden. Weiterhin müssen auf den Strecken des TEN-V-Kernnetzes alle 60 km und im größeren TEN-V-Gesamtnetz alle 100 km Ladestationen für schwere Nutzfahrzeuge mit einer Mindestleistung von 350 kW errichtet werden. Eine vollständige Netzabdeckung muss in beiden Fällen bis 2030 erreicht werden.
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