ZF prüft wohl Ausgliederung der Antriebs-Sparte

Der Autozulieferer ZF prüft offenbar die komplette Ausgliederung der Sparte „Elektrifizierte Antriebstechnologien“. Unter dem Projektnamen „Verde“ wird angeblich genau das geplant. Würde das zutreffen, ginge die Neuaufstellung viel weiter als angekündigt.

zf friedrichshafen zentrale headquarter
Bild: ZF

Dass die Lage bei dem Zulieferer vom Bodensee angespannt ist, ist keine Neuheit. Bereits im vergangenen Sommer hatte ZF angekündigt, in Deutschland bis zu 14.000 Stellen zu streichen – vor allem in der Division „Elektrifizierte Antriebstechnologien“. Zu dieser gehört neben den E-Antrieben auch das Getriebe-Geschäft, sowohl für Plug-in-Hybride als auch konventionelle Verbrenner.

Damals angekündigt waren einzelne Standort-Schließungen, da die Division mittels Übernahmen (etwa von TRW und Wabco) zahlreiche Standorte in Deutschland übernommen hatte, es wurden aber auch mögliche, technologische Partnerschaften für einzelne Bereiche in Aussicht gestellt. Von einer Abspaltung der Division war aber keine Rede.

Doch genau das wird laut einem „Handelsblatt“-Bericht geplant. Das Projekt „Verde“ sei eine „geheime Verschlusssache“, für die Führungskräfte „eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben“ mussten, wie die Zeitung unter Berufung auf Konzernkreise schreibt. Demnach würde eine Ausgliederung mehr als 32.000 Beschäftigte treffen und ein Umsatzvolumen von 11,5 Milliarden Euro betreffen. „Jeder fünfte Mitarbeitende und knapp ein Viertel des Konzernumsatzes würden abgespalten“, so das „Handelsblatt“. Zwar sind in der E-Division „nur“ 8.000 Menschen direkt beschäftigt, eine Abspaltung würde aber nicht nur deren Hauptstandort Schweinfurt, sondern auch die Unternehmenszentrale in Friedrichshafen und das Getriebewerk in Saarbrücken betreffen.

ZF würde sein Kerngeschäft abspalten

Ein ZF-Sprecher betonte auf Anfrage: „Um der Division wieder profitables Wachstum zu ermöglichen und die dafür nötigen Investitionen zu tätigen, prüfen wir derzeit strategische Kooperationen und Partnerschaften.“ Das könne sich auf einzelne Komponenten oder auch die gesamte Division beziehen. Und: „Diese internen Prüfungen kommentieren wir nicht öffentlich.“

Sollte ZF tatsächlich die Abspaltung der ganzen Division prüfen – was nicht dementiert wurde – wäre das ein Vorgang mit enormer Symbolkraft: Das Kürzel ZF steht für Zahnrad-Fabrik, das Unternehmen wurde 1915 als Zeppelin-Tochter gegründet, um Getriebe für „Luftfahrzeuge, Motorwagen und Motorboote“ herzustellen. Würde das Unternehmen also das traditionelle Getriebe-Geschäft und die zukunftsträchtigen E-Antriebe abspalten, wäre das ein noch größerer Schritt als die Abspaltung der Continental-Antriebssparte als Vitesco Technologies. Continental war ein Reifenhersteller, der zum Auto-Zulieferer geworden ist. Bei ZF spielen die Zahnräder hingegen traditionell eine große Rolle. Würde die Antriebssparte wegfallen, blieben ZF etwa noch Geschäftsfelder wie Chassis Solutions, Elektronik und ADAS, Commercial Vehicle Solutions oder passive Sicherheitstechnik.

Selbst bei einer erfolgreichen Abspaltung ist die Zukunft unklar, da es auch auf den potenziellen Partner oder Käufer ankommt. Deutsche Zulieferer wie Bosch oder Schaeffler schließt das „Handelsblatt“ eher aus – wegen kartellrechtlichen Gründen oder der gerade erst erfolgten Vitesco-Übernahme durch Schaeffler. Zu den Interessenten gehören angeblich der Hyundai-Konzern mit seinem eigenen Zulieferer Hyundai Mobis und Foxconn. Die Taiwanesen sind bereits seit 2023 an der Achsen-Sparte von ZF beteiligt, als diese ausgegliedert wurde.

Der Haken: Die E-Division hat zwar Rekordaufträge von mehr als 30 Milliarden Euro vorliegen. Doch diese Verträge waren offenbar teuer erkauft, denn ZF soll teilweise für die Abschlüsse die Konkurrenz preislich unterboten haben – über die Grenze der Wirtschaftlichkeit hinaus. „Wenn wir die Aufträge vollständig abarbeiten, dann machen wie in den kommenden drei Jahren einen Verlust im mittleren einstelligen Milliarden-Euro-Bereich“, zitiert das „Handelsblatt“ einen Insider. Es ist also offen, wie attraktiv der Einstieg für die Interessenten ist.

Obwohl noch kein Käufer gefunden ist, soll der Zeitplan des Managements straff sein: Die Ausgliederung solle noch in diesem Jahr abgeschlossen sein, 2026 könnte ein möglicher Verkauf erfolgen, heißt es in dem Bericht. Tatsächlich wirkt es schon fast wie ein Notverkauf, denn der Zeitplan scheint festzustehen, bevor ZF überhaupt die Mittel zur Umsetzung geschaffen hat. Laut dem „Handelsblatt“ werden aktuell noch Spezialisten für die Ausgliederung gesucht, entsprechende Stellenanzeigen konnte die Wirtschaftszeitung einsehen.

handelsblatt.com

4 Kommentare

zu „ZF prüft wohl Ausgliederung der Antriebs-Sparte“
MWF
19.02.2025 um 07:33
Tja, unfassbar traurig. Aber Ergebnis unserer Entscheidungen. Auf Unternehmens-und Regierungsebene.
ganzjahresreichweite
19.02.2025 um 09:11
Was hat die Regierung damit zu tun , wenn ZF einen Grossauftrag abschliesst , der die eigenen Kosten nicht deckt?
sig
19.02.2025 um 09:06
na ja, die Regierung kann da wohl nix dafür. Die Entwicklung der Emissionsgrenzwerte war sehr gut absehbar, seit Beginn des NEFZ, die Industrie hat ja selbst mitgewirkt (incl. Meßverfahren, Thermofester, Abschalteinrichtung...) Die Entwicklung von BEV und Wachstum China ist auch nicht so überraschend, ModelS, i3, Zoe, Leaf kamen vor über 12 Jahren auf den Markt! Emissions/Maut Zonen, CO2 Handel ebenfalls nix unvorherseghbares Neues.Dank an Winterkorn, M. Müller, Kolben Klaus...!
Paradox
19.02.2025 um 11:06
Einsparpotenzial: Die Manager lassen sich durchweg die nächsten 3 Jahre so bezahlen , wie es die Ära Stufe 4 vorgibt . Ausschöpfung des Zukunftfonds Die Mitarbeitenden verzichten dafür 3 Jahre auf einen Teil der Zusatzzahlungen . Alle Arbeitsreisen und Weiterbildungen auf Manager /Führungskräfte Ebene werden für die nächsten 3 Jahre gestrichen . ( bringt eh nix)

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