UK bleibt Leitmarkt für E-Busse in Europa – aber E-Lkw-Absatz schwächelt
Die neuen Zahlen hat die Society of Motor Manufacturers and Traders (SMMT) veröffentlicht. Die 1.570 neuen Batterie- und Brennstoffzellenbusse bedeuten dem Verband zufolge ein Plus von 35,5 Prozent gegenüber 2023. In der Statistik ist dabei die Zulassung von Mini- , Solo- und Doppeldeckerbussen enthalten. Was erstaunt: Gegenüber dem britischen Gesamtmarkt fielen die E-Busse ab, denn dieser erlebte 2024 über alle Antriebe hinweg ein Wachstum von starken 70 Prozent auf 8.390 Busse – laut der SMMT das beste Jahresergebnis seit 2008.
Der E-Anteil hat sich in Großbritannien angesichts dieser Entwicklung verringert. Er fiel auf 18,7 Prozent. Klammert man die Minibusse (bis 6 Tonnen und 17 Sitzen) aus, kamen emissionsfreie Einzel- und Doppeldeckerbusse aber immer noch auf 43,9 Prozent der Zulassungen, was fast auf dem Niveau des Vorjahres liegt (2023: 45,1%). Dies auch vor dem Hintergrund einer konstanten Förderpolitik: Nach wie vor erhalten Betreiber im Land bei der Anschaffung von E-Bussen finanzielle Unterstützung aus dem ZEBRA-Programm.
Großbritannien bleibt mit diesen Zahlen weiterhin Europas größter Markt für emissionsfreie Busse. Zum Vergleich: Den 1.570 neuen emissionsfreien Bussen im Vereinigten Königreich stehen in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt nur 713 neue Einheiten (nur BEV ab 3,5 Tonnen) gegenüber. Ein Rückgang von 12 Prozent im Vergleich zu 2023. Stärkster EU-Markt war 2024 Italien mit 1.026 neuen Elektrobussen, was einem enormen Anstieg um 162 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Der Elektroanteil an allen Buszulassungen wuchs in Italien damit auf 21 Prozent.
Auch in der von uns bereits beleuchteten Statistik der European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) zeigt sich die Diskrepanz im europäischen Länder-Vergleich. Allerdings weichen die absoluten Zahlen der ACEA ab, da der Zuschnitt anders ausfällt: Die ACEA differenziert beispielsweise nicht zwischen Batterie-elektrischen und Plug-in-Hybrid-Nutzfahrzeugen.
Zoomen wir auf den E-Lkw-Markt in Großbritannien, verflüchtigt sich die Wachstumsstimmung. So verzeichnete das Land bei emissionsfreien Lkw (Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb) 2024 nur 217 Neuzulassungen, was laut SMMT einem Rückgang von 7,3 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Als Zuschnitt wählt der Verband Lkw ab 6 Tonnen. Auch der Gesamtmarkt gab nach drei Jahren des soliden Wachstums um 2,7 Prozent nach. Allerdings war 2023 auch ein besonders starkes Jahr, sodass die 44.988 Neuzulassungen im vergangenen Jahr noch immer das zweitbeste Jahresergebnis seit 2019 sind.
Der E-Anteil an den Neuzulassungen bewegte sich in diesem Kontext kaum und rangiert weiter auf sehr niedrigem Niveau (0,5%). Und dass, obwohl Großbritannien 2035 ein Verkaufs-Verbot für neue Verbrenner-Lkw mit bis zu 26 Tonnen fixiert hat. Mike Hawes, Vorstandsvorsitzender der SMMT, kommentiert: „Der leichte Rückgang bei der Erneuerung der Lkw-Flotte spiegelt einen Sektor wider, der sich nach dem starken Wachstum in der Zeit nach dem Covid wieder normalisiert. Da der größte Teil des Marktes noch fast einen ganzen Investitionszyklus vom Verkaufsende 2035 entfernt ist, müssen jedoch dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die stagnierende Akzeptanz von emissionsfreien Fahrzeugen anzugehen.“ Die Hersteller lieferten die Produkte – jetzt müssten die Betreiber überzeugt werden, zu investieren. Hawes fordert deshalb „eine sinnvolle steuerliche Unterstützung und den Ausbau der Infrastruktur“.
Auch im europäischen Vergleich fällt Großbritanniens schwächelnder E-Lkw-Rollout auf. Die ACEA registrierte allein bei schweren E-Lkw über 16 Tonnen (Zuschnitt: BEV + PHEV) in Großbritannien einen Abschwung von -3,5 Prozent (von 288 in 2023 auf 278 Einheiten in 2024), während dieser Markt in Deutschland um 71 Prozent anzog (von 606 auf 1.035 Einheiten).
smmt.co.uk (Busse), smmt.co.uk (Lkw)
1 Kommentar