Japaner wollen Tesla zu Nissan-Einstieg bewegen

Es klingt kurios, wird aber ernsthaft vorangetrieben: Nach dem Scheitern der Fusion von Nissan und Honda hofft eine japanische Initiative nun auf ein Investment von Tesla bei Nissan. Elon Musk macht aber wenig Hoffnung.

Bild: Nissan

Laut einem Bericht der „Financial Times“ will eine Beratergruppe um das ehemalige Tesla-Vorstandsmitglied Hiro Mizuno Elon Musk von einem Einstieg überzeugen. Die Gruppe glaubt, dass Tesla daran interessiert sein könnte, Nissans Werke in den USA zu übernehmen. Unterstützt werde der Plan auch durch den ehemaligen japanischen Premierminister Yoshihide Suga.

Die Überlegungen der Japaner sind durchaus konkret: Geplant sei ein Investorenkonsortium für Nissan, in dem Tesla der größte Geldgeber sei. Mit einem Tesla-Einstieg könnte Nissan verhindern, vollständig von Foxconn geschluckt zu werden – es sollen aber auch aktivistische Investoren und Private-Equity-Gruppen „den Konzern umkreisen“, wie es in dem Bericht heißt. Bei den aktivistischen Investoren fürchten die Japaner ein hartes durchgreifen, wenn das kriselnde Unternehmen streng auf Rendite getrimmt würde. Der Einstieg von Tesla mit dem Abstoßen der US-Werke dürfte demnach als das kleinere Übel gesehen werden.

Mehrere Nissan-Vorstandsmitglieder sollen laut der „FT“ über die Initiative informiert sein. Mit dem von Tesla angeführten Investorenkonsortium soll auch die Möglichkeit einer Minderheitsbeteiligung von Foxconn geschaffen werden. Nur die mehrheitliche Übernahme durch Foxconn soll offenbar verhindert werden – nachdem die zwischenzeitlich angestrebte Fusion mit Honda vom Tisch ist. Nissan selbst sucht nach neuen Partnern und hat auf „FT“-Anfrage die Informationen zu der japanischen Initiative nicht kommentiert.

Nissan verfügt über zwei Montagewerke in Tennessee und Mississippi mit einer Gesamtkapazität von rund einer Million Fahrzeugen pro Jahr – die Produktion von Elektroautos ist geplant. Im vergangenen Jahr wurden dort aber nur 525.000 Fahrzeuge gebaut, die Fabriken sind also nur etwa zur Hälfte ausgelastet. Daher hat Nissan bereits beschlossen, die Anzahl der Schichten in beiden Werken zu reduzieren. Tesla hat bereits E-Auto-Werke in Kalifornien und Texas und baut alle in den USA verkauften Fahrzeuge auch dort. Das eigene Werk für den E-Lkw Semi in Nevada ist noch im Bau.

Der Plan der japanischen Initiative hat aber zwei Haken. Obwohl die Fabrik-Auslastung der dortigen Werke gering ist, hat der US-Markt für Nissan bei Absatz und Umsatz eine große Bedeutung – das Unternehmen dürfte sich also gegen einen Verkauf der Werke an einen anderen Autobauer wehren. Und zum anderen müsste Tesla überhaupt ein Interesse daran haben, die vorrangig noch auf Verbrenner ausgerichteten Nissan-Werke zu übernehmen. Noch im Geschäftsbericht für 2024 hatte der US-Autobauer betont, mit neuen Fertigungsmethoden erst die Kapazität der bestehenden Werke auf insgesamt rund drei Millionen Fahrzeuge zu erhöhen (von derzeit 2,35 Millionen Einheiten), „bevor wir in neue Fertigungslinien investieren“, so Tesla wörtlich.

Und auch Elon Musk winkt indirekt ab. Mit Blick auf die „Unboxed“-Fertigungsstrategie, die 2026 mit dem Cybercab in der Giga Texas debütieren soll, schreibt Musk auf X: „The Tesla factory IS the product. The Cybercab production line is like nothing else in the automotive industry.“ Verbrenner-Werke zu übernehmen passt da eher nicht ins Programm.

ft.com, x.com

2 Kommentare

zu „Japaner wollen Tesla zu Nissan-Einstieg bewegen“
Frank
22.02.2025 um 09:32
Wie verzweifelt kann man als Unternehmen sein?
Frank
24.02.2025 um 14:40
In den 80er und 90er Jahren, hatte VW und Porsche sich die Japaner ins Haus geholt, um die Fertigung auf ein neues Niveau zu hieven. Jetzt scheint Tesla in der Fertigung die Nase vorn zu haben. Daher ist gut kopiert besser, als schlecht selbst gemacht für mich nachvollziehbar.

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