Lilium meldet erneut Insolvenz an

Die Pläne, den E-Flugtaxi-Entwickler Lilium zu retten, sind wieder gescheitert. Lilium hat am Freitag erneut Insolvenz am Amtsgericht Weilheim angemeldet. Es ist der zweite Insolvenzantrag innerhalb von vier Monaten.

Bild: Lilium

Das haben die „Wirtschaftswoche“ und das „Manager Magazin“ von mehreren Quellen erfahren. Welche Kanzlei das Verfahren begleiten wird, steht wohl noch nicht fest. „Die erhoffte Rettung durch ein Investorenkonsortium ist damit gescheitert, Lilium fehlen die finanziellen Mittel“, schreibt die „WiWo“. Der erneute Gang vor das Insolvenzgericht hatte sich aber in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet.

„Trotz aller Bemühungen haben sich aus den fortgeschrittenen Finanzierungsoptionen, die eure Gehaltszahlung und die Zukunft von Lilium sichern sollte, leider nichts ergeben“, schreibt Lilium in einer Mail an die Mitarbeitenden. Die Gespräche mit Investoren will die Geschäftsführung aber weiterführen und hofft also immer noch, dass es bei Lilium weitergeht.

Lilium hatte Ende Oktober 2024 Insolvenz angemeldet, nachdem sich Hoffnungen auf eine Bürgschaft des Bundes und Landes Bayern zerschlagen hatten. Von den damals mehr als 1.000 Angestellten sind einige freiwillig gegangen, rund 200 wurde Mitte Dezember gekündigt. Und als sich vor Weihnachten immer noch keine Rettung abgezeichnet hatte, wurde auch den verbleibenden 750 Mitarbeitenden gekündigt.

An Weihnachten selbst gelang dann aber doch noch die Rettung: Ein Investorenkonsortium namens „Mobile Uplift Corporation“ hatte einen Kaufvertrag unterzeichnet und sicherte 200 Millionen Euro Finanzierung zu. Die Initiatoren waren angeblich Earlybird und die Beteiligungsgesellschaft General Capital, die später auch weitere Investoren wie Fifth Wall und 468 Capital sowie den Batterielieferanten Customcells ins Boot holten – so hatten auch wir es berichtet. Den 750 Angestellten der letzten Kündigungswelle wurde ein neuer Job angeboten.

Doch Anfang Februar wurde bekannt, dass die  Übertragung auf die neue Gesellschaft immer noch nicht erfolgt ist und die Angestellten noch kein Gehalt für den Januar erhalten haben. Auf wichtigen Firmenkonten fehlte Geld, da zugesagte Zahlungen noch nicht eingegangen sein sollen. Mitte Februar war das Geld immer noch nicht da, weshalb sich das Management dazu entschlossen hatte, den Betrieb so lange einzustellen, bis die Gehälter gezahlt werden können. Auch von einem möglichen Insolvenzantrag war in der vergangenen Woche schon die Rede.

Nur: Laut dem „Manager Magazin“ stand hinter der „Mobile Uplift Corporation“ nicht wirklich das angekündigte Investorenkonsortium. „Das Geld, so der geheime Plan, sollte hauptsächlich von jemand anderem kommen: Marian Boček (42), slowakischer Unternehmer und Chef der Batteriefirma InoBat“, schreibt das Magazin. Boček solle Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand per LinkedIn angeschrieben haben, als er von den Problemen erfahren habe – und habe seine Hilfe angeboten.

Boček hatte in der Folge immer wieder die kurzfristige Zahlung der dringend erwarteten 150 Millionen Euro in Aussicht gestellt, daher gab es Anfang der Woche nochmals Hoffnung. Eingegangen ist aber auch dieses Geld offenbar nicht und andere Übergangslösungen, an denen das Management parallel gearbeitet hat, sind wohl auch nicht umgesetzt worden. Wie die „Wirtschaftswoche“ jetzt schreibt, sei „Boček aber nur Treuhänder und verfügt womöglich nicht selbst über das nötige Kapital“. Fest steht nur: Der Inobat-Gründer hat die Tranchen – trotz anderslautender Behauptungen in den vergangenen Wochen – nicht überwiesen. womöglich, weil er „ebenfalls auf das Geld seines Finanziers wartet“, so die „WiWo“. Gerüchten zufolge sollen über Boček chinesische Investoren eine Übernahme von Lilium anstreben, an Bočeks Firma Inobat ist etwa der chinesische Zellhersteller Gotion High-Tech beteiligt.

In einem „Bild“-Interview Mitte Februar bestritt Boček, lediglich ein Strohmann zu sein. Gegenüber dem „Manager Magazin“ gab der Slowake an, dass die ersten Mittel unmittelbar nach Vertragsunterzeichnung „freigegeben“ worden seien. Weitere würden laut dem Bericht folgen, nachdem „Verwaltungs- und Abschlussmodalitäten geklärt“ seien. Angekommen ist davon aber wohl nichts.

Das Ergebnis ist für Lilium und vor allem die Angestellten verheerend. Denn auch eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes wie bei der ersten Insolvenz im Oktober ist dieses Mal unwahrscheinlich. „Die Bundesagentur für Arbeit darf einer Vorfinanzierung nur dann zustimmen, wenn es auch Chancen für den Erhalt des Unternehmens gibt“, schreibt das Wirtschaftsmagazin. Und das ist bei zwei Insolvenzen in vier Monaten und dem jetzt quasi gescheiterten Verkauf an das Konsortium eher unwahrscheinlich.

wiwo.de, mananger-magazin.com

1 Kommentar

zu „Lilium meldet erneut Insolvenz an“
Peter
22.02.2025 um 10:37
Tut mir für die Angestellten leid, denen um Weihnachten herum nochmal Hoffnung gemacht wurde. Das beschriebene Finanzgeflecht klingt aber alles andere als seriös. Da hat sich das Management wohl im Panikmodus an den kleinsten Strohhalm geklammert. Ungefähr so vage und unrealistisch wie die Produktversprechen der E-Flugtaxifirmen...

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