Audi schafft eigene Organisations-Einheit für Transformation
Die Leitung des Bereichs übernimmt Yvonne Bettkober, die zuletzt die weltweite Organisationsentwicklung und Transformation der Volkswagen AG sowie von CARIAD verantwortet hat, wie Audi mitteilt. Ziel der sogenannten „Audi Agenda“ von CEO Gernot Döllner ist es, das ganze Unternehmen strukturell neu auszurichten, Kosten zu senken, die Produktivität und Innovation zu steigern und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Um den Fokus der „Audi Agenda“ auf die Produkte und Kundenbedürfnisse zu untermalen, hatte der Vorstand bereits zum Jahreswechsel das Baureihenprinzip in der Technischen Entwicklung eingeführt (bei Audi „Zusammenarbeitsmodell“ genannt) und auch andere Bereiche neu organisiert, um flache Hierarchien und schnelle Entscheidungswege zu schaffen. „Übergeordnetes Ziel: Entscheidungen beschleunigen und mit festem Blick auf Kundenbedürfnisse die Innovationskraft des Unternehmens stärken“, so Audi.
Audi plant Umbau mit Milliarden-Sparprogramm
Für eine „erfolgreiche und umfassende Unternehmenstransformation“ bündelt Audi alle für den Umbau wesentlichen Steuerungsfunktionen ab dem 1. März 2025 in der neuen Abteilung „Transformation, Consulting und Organisation“. Die neue Leiterin Yvonne Bettkober verfügt über mehr als 20 Jahre internationale Managementerfahrung, unter anderem bei Volkswagen, Microsoft und Amazon Web Services. „Mit Yvonne Bettkober konnten wir eine ebenso versierte wie erfahrene Managerin gewinnen. Mit ihrem Hintergrund in der internationalen Technologie- und Digitalbranche bringt sie wertvolle Perspektiven ein, die wir genau jetzt in der Transformation von Audi brauchen“, sagt Audi-CEO Döllner. Und Bettkober selbst ergänzt: „Die aktuellen Herausforderungen erfordern schnelles Handeln mit kurzen Entscheidungswegen. Ich freue mich darauf, mit meinen Erfahrungen dazu beizutragen, dass sich das Potenzial und die Power entfalten kann, die im Team Audi steckt.“
Nur: Die Änderungen, die Döllner bei Audi durchsetzen will, gehen deutlich tiefer als die Schaffung der neuen Transformations-Abteilung, die das Unternehmen in der Mitteilung verkündet. Mehr oder weniger parallel dazu will das „Handelsblatt“ aus Konzernkreisen Details über die Sparpläne bei Audi erfahren haben – dabei geht es um Milliardensummen und „erhebliche Einschnitte“ bei den Beschäftigten und Zulieferern, so die Wirtschaftszeitung.
So will Audi offenbar bis 2030 die Materialkosten um bis zu acht Milliarden Euro senken – also bei fünf verbleibenden Jahren im Schnitt (!) um 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Und auch die Personalkosten sollen um eine Milliarde Euro pro Jahr sinken, heißt es in dem Bericht: „Dazu sollen Stellen massiv abgebaut, Zusatzleistungen gestrichen und Dienstleistungen ausgelagert werden.“ Die bis 2029 laufende Jobsicherung verhindert zwar bis dahin betriebsbedingte Kündigungen an deutschen Standorten, danach wären aber auch betriebsbedingte Kündigungen möglich. Bis 2029 muss das Audi-Management also auf Abfindungen, freiwilliges Ausscheiden oder den Übergang in die Rente setzen.
Um wie viele Stellen es geht, ist noch nicht bekannt – Management und Arbeitnehmer haben über die laufenden Verhandlungen Stiilschweigen vereinbart und halten sich bisher auch daran. Bei der Konzernmutter VW werden im Zuge der Tarifeinigung kurz vor Weihnachten bis zu 35.000 Stellen abgebaut, Porsche wird rund 1.900 Arbeitsplätze streichen.
Klar ist nur, dass bei Audi der Absatzrückläufig ist, 2024 waren es 1,67 Millionen Einheiten oder zwölf Prozent weniger als 2023. Davon wiederum waren 164.500 Elektroautos (-7,8 %), was einem E-Auto-Anteil von etwas unter zehn Prozent entspricht. Vor allem auf den einst wichtigen Märkten USA und China hat Audi massive Probleme. In China wird nun der Versuch gestartet, mit der Submarke AUDI E-Autos ohne die vier Ringe an der Front zu verkaufen, um den Trend umzukehren. Und da Audi – anders als Mercedes und BMW – kein US-Werk hat, wären die Ingolstädter von einer Eskalation im Zollstreit stärker betroffen. Es wird zwar über eine US-Fertigung (gemeinsam mit Porsche, das vor den gleichen Problemen steht) nachgedacht, ein Werksbau kostet aber viel Geld und dauert eine ganze Weile.
Mit dem Sparkurs soll Audi wieder höhere Renditen erzielen, im Konzern ist wohl von „höheren einstelligen Umsatzrenditen“ bis zum Ende des Jahrzehnts die Rede. In den ersten drei Quartalen 2024 kam Audi nur noch auf 2,5 Prozent, was in der Branche selbst für Volumenhersteller als zu niedrig gilt. Die Geschäftszahlen für das vierte Quartal und Gesamtjahr 2024 legt Audi erst Mitte März vor.
audi-mediacenter.com (Neue Abteilung), handelsblatt.com (Bericht zu Sparprogramm)
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