Audi-Werk Brüssel schließt die Tore

Am 28. Februar endet die Produktion bei Audi in Brüssel. Dass am Freitag der letzte Q8 e-tron in Belgien gebaut wird, war lange angekündigt – verdeutlicht aber wenige Tage vor dem Aktionsplan der EU-Kommission symbolisch den Umbruch der Autobranche.

Bild: Audi

76 Jahre wurden in dem Werk Brüssel-Forest Autos gebaut – am Freitag, den 28. Februar 2025 wird in den Hallen das letzte Auto montiert, dann schließt der aktuelle Eigentümer Audi die Anlage. 3.000 Arbeitsplätze fallen weg, eiligst wurde noch ein Sozialplan verhandelt. Nach mehr als acht Millionen Autos.

Nachdem bereits Anfang 2024 Gerüchte aufgekommen waren, dass Audi die Nachfolge-Generation des Q8 e-tron ab 2027 in Mexiko bauen könnte, kam im Juli der Schock für die Beschäftigten: Aufgrund des „weltweiten Rückgangs der Kundenbestellungen im Premium-Elektrosegment“ endet die Produktion des Q8 e-tron nicht erst 2027, sondern früher. Als Verhandlungen zu Alternativen oder Käufern ins Leere laufen, verkündet Audi: Ende Februar 2025 ist Schluss.

Aus Protest gegen die Schließung und weil sich Unternehmen und Gewerkschaften nicht auf Abfindungsprämien einigen können, standen die Bänder in Brüssel bereits früher still. Viele waren davon ausgegangen, dass sie auch gar nicht mehr anlaufen. Tatsächlich hat Audi aber die Fertigung, wie vorab von electrive berichtet, nochmals angefahren. Um nur wenige Wochen später für immer zu enden.

Gerade mit der Produktion eines Elektroautos war die Audi-Belegschaft in Brüssel auf die Zukunft ausgerichtet, seit 2018 wurde dort der e-tron quattro – später in Q8 e-tron umbenannt – gebaut. 600 Millionen Euro hatte Audi dafür investiert und auch 2023 nochmals Änderungen vorgenommen, um das Werk für die Überlaufproduktion des in Zwickau gebauten Q4 e-tron vorzubereiten.

Nur: Weder die Verkaufszahlen des Q8 e-tron noch des Q4 e-tron haben sich so schnell so entwickelt wie bei Audi erhofft. Und das Werk in Brüssel hat laut Audi schon lange strukturelle Probleme, die die Kosten trieben. Die Logisitk und Produktion sind teuer, weil es vor Ort kein eigenes Presswerk gibt und Karosserieteile von anderen Werken dorthin transportiert werden müssen. Eine Erweiterung ist nicht möglich, da auf der einen Seite Wohnviertel und auf der anderen Seite Bahngleise das Gelände begrenzen.

Somit wird das Werk Brüssel gewissermaßen zu einem Symbol für die Lage der europäischen Autoindustrie. Der traditionelle Autobau hat die europäischen Hersteller groß und weltbekannt gemacht – und viele junge Unternehmen sind daran gescheitert, selbst vergleichbar gute Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Elektroautos sind die Zukunft, das Entwicklungstempo ist enorm. So können Herausforderer mit schlanken Strukturen und neuen Methoden Druck aufbauen. Dass die Transformation kommt, ist unausweichlich, das genaue Tempo ist der entscheidende Faktor. Nur wenige Tage, nachdem in Brüssel die Autoproduktion endet, wird die EU-Kommission wenige Kilometer entfernt ihren Aktionsplan vorstellen, mit dem die europäische Autobranche zukunftsfest gemacht werden soll.

7sur7.be (auf Französisch), yahoo.com

3 Kommentare

zu „Audi-Werk Brüssel schließt die Tore“
erFahrer
28.02.2025 um 08:08
Vielen Dank. Ein trauriger Beleg für die Käuferlenkung durch die fossilen Lobbyisten. Zudem eben auch Ergebnis einer Verschiebung des Marktes nach Grünheide (was eigentlich in Gör und Ingolstadt etc. bleiben sollte). Schade auch deshlab, da gerade nur dieses Werk komplett mit Solarstromanlagen eingedeckt ist. Wenigstens diese produzieren nun für Belgien und das dortige EU-Parlament wohl auch weiterhin sauberen Strom.
Frank
28.02.2025 um 20:36
Warum ziehen nicht die Chinesen ein. Keine Strafzölle, scheinen weniger abzuschrecken, als Energiekosten und Bürokratie.
Josef
01.03.2025 um 11:23
Denke weil das Werk ziemlich klein ist und so eingebettet, dass es kaum noch erweiterbar ist...in der verbauten Umgebung.

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