EV4, Concept EV2 und PV5: Kia gibt Ausblick auf seine Elektro-Zukunft
Im Pkw-Bereich will Kia mit dem bereits enthüllten EV4 und dem Ausblick auf das kommende Serienmodell EV2 nichts weniger als „die EV-Kernpalette komplettieren“. Vom kleinen EV2 über den Kompakt-Crossover EV3, die neue Limousine EV4. in einigen Märkten mit dem Mittelklasse-SUV EV5 und den beiden bekannten 800-Volt-Stromern EV6 bis hin zum großen EV9 will Kia die gesamten Kundenanforderungen abdecken – grob gesagt von vier bis fünf Meter Fahrzeuglänge.
Blicken wir zunächst auf den EV4, den Kia als „vielseitig und praktisch“ beschreibt. Wie bei der Design-Präsentation vor einigen Tagen schon enthüllt, kommt das Modell als Limousine (Viertürer) und Schrägheckmodell, das auch als Fünftürer bezeichnet wird. Nach der Premiere der Studie auf dem Kia EV Day 2023 in Seoul gab es zwar das finale Design der Serienversionen, aber noch keine Daten zum Antrieb.
Das hat Kia jetzt nachgeholt, wenn auch mit keinen großen Überraschungen. Der EV4 ist eng mit dem EV3 verwandt, nutzt also auch die 400-Volt-Version der reinen Elektro-Plattform E-GMP. Es gibt zwei Akku-Versionen: Das Standard-Range-Modell hat 58,3 kWh im Unterboden verbaut, beim Long-Range-Modell sind es 81,4 kWh – bei Hyundai-Kia handelt es sich dabei um Brutto-Angaben, die Netto-Energiegehalte werden in der Regel nicht kommuniziert. Im EV4 Long Range sollen so 630 Kilometer nach WLTP möglich sein – angesichts der 605 Kilometer des weniger aerodynamischen EV3 ein erwartbarer Wert. Was allerdings überrascht: Für den Standard-Range-Akku gibt Kia nur 430 Kilometer Reichweite an, dabei ist der EV3 mit dieser Batterie mit 436 Kilometern zertifiziert. Diese Reichweiten gelten übrigens für die Limousine, der Fünftürer soll 410 bzw. 590 Kilometer weit kommen.













Auch das Lade-Verhalten ist vom EV3 bekannt: Der große Akku kann offiziell mit 128 kW in der Spitze geladen werden, was eine Ladezeit von 31 Minuten für den Standard-Ladevorgang von zehn auf 80 Prozent ergibt – in unserem Test des EV3 haben wir sogar mehr als 130 kW erreicht. Der kleine Akku ist mit 101 kW Peak-Ladeleistung angegeben, hier dauert es 29 Minuten, bis der Akku zu 80 Prozent gefüllt ist. Für das AC-Laden ist ein 11-kW-Onboard-Charger verbaut, der auch Vehicle-to-Load mit bis zu 3,6 kW unterstützt und auch Vehicle-to-Grid-fähig sein soll. Hier sollen bis zu 10 kW Leistung möglich sein.
Unabhängig von der Batterie ist im EV4 der bekannte 150-kW-Elektromotor an der Vorderachse montiert. Dabei handelt es sich um eine Permanentmagnet-Synchronmaschine (PSM) mit 283 Nm Drehmoment. Da die Batterie im Standard-Range-Modell etwas leichter ist, kann diese Version mit 7,4 Sekunden etwas schneller aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen als das Longe-Range-Modell (7,7 Sekunden). Die Höchstgeschwindigkeit ist in beiden Fällen mit 170 km/h gleich.
EV4 Standard Range | EV4 Long Range | |
---|---|---|
Antrieb | FWD | FWD |
Leistung | 150 kW | 150 kW |
Drehmoment | 283 Nm | 283 Nm |
Beschleunigung | 7,4 s | 7,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h | 170 km/h |
WLTP–Reichweite | 410/430 km | 590/630 km |
Batteriekapazität | 58,3 kWh | 81,4 kWh |
Ladeleistung DC | 101 kW | 128 kW |
Ladezeit DC 10-80% | 29 min | 31 min |
Preis | – | – |
Mit dem Serienmodell hat Kia auch die genauen Abmessungen veröffentlicht, die bisher noch nicht bekannt waren. Die Breite von 1,86 Metern und der Radstand von 2,82 Metern (14 Zentimeter mehr als der EV3) ist bei beiden Versionen gleich. Die Limousine ist mit dem gestreckten Heck aber 4,73 Meter lang und 1,48 Meter hoch. Die Schrägheck-Version ist am Heck deutlich kürzer und wird mit 4,43 Metern angegeben – also satte 30 Zentimeter Unterschied. Mit 1,485 Metern ist der Fünftürer auch minimal höher. Die große Differenz bei der Länge führt dazu, dass der Kofferraum der Limousine mit 490 Litern nach VDA-Norm ein gutes Stück größer ist als beim Fünftürer (435 Liter). Mit umgeklappten Rücksitzlehnen könnte der Fünftürer aber wiederum mehr Platz bieten als die flachere Limousine – Zahlen hierzu und etwa auch zur Anhängelast nennt Kia noch nicht.
Dafür gibt es Details zur Produktion: Der Viertürer wird in Gwangmyeong in Südkorea gebaut, als Start of Production (SoP) wird Mitte März angegeben. Das Schrägheckmodell zielt vorrangig auf den europäischen Markt ab und wird – wie es Gerüchte seit einiger Zeit besagt haben – im europäischen Kia-Werk in der Slowakei gebaut. Die Produktion in Zilina soll in der zweiten Jahreshälfte anlaufen. Die Fertigung für Nordamerika und andere Regionen sei „später im Jahr geplant“, so Kia.
Serien-EV2 soll 2026 kommen
Noch keine Aussagen zur Fertigung gibt es zum Concept EV2, wohl aber zum Marktstart des Serienmodells. Obwohl Kia bei dem Event im spanischen Tarragona nur die Stuide vorgestellt hat, soll der EV2 „in Europa und anderen Regionen“ bereits 2026 auf den Markt kommen.
Der EV2 wird ein vollelektrisches SUV im B-Segment, die Abmessungen nennt Kia noch nicht. Angesichts der 4,31 Meter des EV3 dürfte sich der EV2 um die Vier-Meter-Marke bewegen – das typische Kleinwagen-Segment also. Als SUV dürfte er dann mit dem VW ID.2 X und dem Skoda Epiq konkurrieren, die im VW-Konzern als 25.000-Euro-Stromer entwickelt werden – aber wohl erst 2027 auf den Markt kommen.












Wie bei einer Studie üblich, halten sich die Koreaner mit technischen Daten zurück und stellen vielmehr das Design und einzelne Features in den Vordergrund. Elemente wie die vertikalen Tagfahrleuchten und die betont robusten Stoßfänger dürften also schon einen Ausblick auf das (etwas abgeschwächte) Serien-Design geben und auch die angekündigte Vehicle-to-Load-Funktion und Over-the-Air-Updates können als gesetzt angesehen werden.
Die gegenläufig öffnenden Türen und schwebenden Sitzbänke sind hingegen – wie das Lenkrad-Design – typisch für eine Studie. Im Innenraum erwarten wir das bekannte Lenkad und Armaturenbrett-Layout aus dem EV3 und EV4. Das Sitzkonzept soll laut Kia aber flexibel ausfallen und so trotz der kompakten Abmessungen einen hohen Komfort und Nutzwert bieten. Ob es die abnehmbaren Lautsprecher aus der Türverkleidung in die Serie schaffen – unklar.
Dafür stehen jetzt die Serien-Spezifikationen des PV5 fest, dem ersten Elektro-Transporter von Kias PBV-Strategie („Platform Beyond Vehicle“). Damit wollen die Koreaner gewerblichen Nutzern nicht nur dank einer modularen Bauweise flexibel die passenden Fahrzeuge für ihre Zwecke bieten, sondern auch die nötigen Services dazu.
Fahrzeugseitig ist jetzt klar, dass der PV5 und der später folgende PV7 auf der sogenannten E-GMP.S basieren – also einer Abwandlung der aus dem Pkw-Bereich bekannten E-GMP. Dabei handelt es sich um eine flache Skateboard-Plattform, auf welche die flexiblen Fahrzeug-Karosserien aufgesetzt werden können – gleich dazu mehr. Die Passagier-Version und das lange Cargo-Modell sind zum Beispiel 4,70 Meter lang, 1,90 Meter breit und hoch. Der Radstand beträgt 3,00 Meter.
Zur Wahl stehen zwei Batteriegrößen mit 51,5 und 71,2 kWh mit NMC-Zellen, die im Falle des PV5 Passenger für bis zu 400 Kilometer Reichweite genügen sollen (also mit 71,2 kWh). Für den PV5 Cargo soll es zusätzlich die Option einer 43,3-kWh-Batterie mit LFP-Zellen geben, wenn zum Beispiel Lieferdienste nur in einem fest definierten Gebiet unterwegs sind und keinen größeren Akku für weite Strecken benötigen. Da Kia die Ladezeit von zehn auf 80 Prozent mit 30 Minuten angibt, liegt mit Blick auf den EV4 nahe, dass es sich um die 400-Volt-Technik der Plattform handelt. Aber: Anders als bei den Pkw-Modellen gibt Kia hier an, dass es sich um ein „Cell to Pack“-Batteriesystem handelt – die Zellen werden also ohne Umweg über die Module direkt in das Batteriepack integriert. Unabhängig von der Batterie treibt ein 120 kW starker Elektromotor mit maximal 250 Nm Drehmoment die Vorderräder an.
PV5 Passenger | PV5 Cargo | |
---|---|---|
Antrieb | FWD | FWD |
Leistung | 120 kW | 120 kW |
Drehmoment | 250 Nm | 250 Nm |
Batteriekapazität | 51,5/71,2 kWh | 43,3/51,5/71,2 kWh |
WLTP–Reichweite | bis zu 400 km | bis zu 400 km |
Länge | 4,695 m | 4,695 m |
Breite | 1,895 m | 1,895 m |
Höhe | 1,899 m | 1,899 m |
Radstand | 2,995 m | 2,995 m |
Weitere Daten zum Antrieb nennen die Koreaner nicht. Bei der Premiere des PV5 stand ohnehin das modulare Karosseriekonzept im Vordergrund. Das von Kia entwickelte „Flexible Body System“ soll die modulare Montage von Karosseriekomponenten ermöglichen, „ähnlich wie beim Zusammensetzen eines Puzzles“. So sollen kostengünstig nicht nur Standard-Modelle wie der Cargo Van, Passenger Van und Fahrgestell mit Kabine angeboten werden können, sondern auch eine Familien-Version und ein „WAV“(Wheelchair Accessible Vehicle). Mit dem Fahrgestell sind auch Umbaumodelle wie Crew Cab, Drop Side, Box Van, Freezer Box und Light Camper möglich.
Zum Start gibt es den PV5 Passenger für den (gewerblichen) Personentransport. Das Modell hat eine klassische Heckklappe und drei Sitzreihen. Die hinteren Sitze können flexibel umgeklappt oder ausgebaut werden. Kia betont, dass die „Open Source-Plattform des Fahrzeugs“ darauf ausgelegt sei, „die Installation und Nutzung verschiedener Zubehörteile zu erleichtern und so den Komfort für die Passagiere deutlich zu erhöhen“.













Der PV5 Cargo wird zunächst in den drei Spezifikationen Standard, Lang und Hochdach angeboten – letztgenannter kommt auf den namensgebenden Stauraum von 5,1 Kubikmetern. Die Versionen Standard und Lang werden ab Werk als Zweisitzer angeboten, drei Sitze vorne sind optional erhältlich und beim Hochdach Serie. Bei den Zweisitzer-Varianten ist optional auch eine Walk-Throug-Ausführung erhältlich, die etwa für Lieferdienste eine Schiebetür zum Laderaum bietet – was sonst eher in größeren Fahrzeugen verfügbar ist.
„Der Kia EV Day zeigt unsere Vision einer nachhaltigen Zukunft, in der Elektromobilität für alle zugänglich ist“, sagt Kia-Präsident und CEO Ho Sung Song. „Als ein Ausdruck unseres Engagements für innovatives Design, Spitzentechnologie und ein vernetztes Fahrerlebnis, das begeistert und inspiriert, verkörpert der EV4 diese Vision perfekt. Er stellt einen bedeutenden Schritt auf unserem Weg der Elektrifizierung dar und bietet hochentwickelte Technologien und verschiedene Karosserievarianten für Fahrer, die einen nahtlosen Übergang zur E-Mobilität suchen.“
kianewscenter.com (EV4 und Concept EV2), kianewscenter.com (PV5)
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