Renaults H2-Tochter Hyvia wird abgewickelt
Hyvia teilt in einem kurzen Statement mit, dass das zuständige Gericht das seit einigen Wochen laufende Insolvenzverfahren am 18. Februar in eine gerichtlich angeordnete Liquidation umgewandelt habe. Als Grund gibt das Joint Venture an, dass der Insolvenzverwalter bei seiner Suche nach Kaufinteressierten auf kein „glaubwürdiges Übernahmeangebot“ gestoßen sei. Und weiter: „Die Schwierigkeiten, mit denen Hyvia konfrontiert ist, ergeben sich im Wesentlichen aus dem zu langsamen Entstehen von Ökosystemen für die Wasserstoffmobilität in Europa und den sehr hohen Entwicklungskosten, die für Wasserstoffinnovationen erforderlich sind.“
Wie Mitte des Monats berichtet, hatte Hyvia nach seinem Insolvenzantrag im Dezember am Handelsgericht von Versailles zwischenzeitlich eine Verlängerung des sogenannten gerichtlichen Sanierungszeitraums erwirkt (der ursprünglich am 31. Januar enden sollte), um doch noch einen Käufer zu finden. Bei dem ganzen Verfahren handelte es sich um eine „procedure de redressement judiciaire“, also ein gerichtliches Verfahren mit dem Ziel einer Sanierung. Und zunächst nicht um ein Liquidationsverfahren („procedure de liquidation judiciaire“).
Doch nun ist klar: Hyvias Kampf um die Existenz ist zu Ende. Denn bis zur zweiten Deadline Mitte Februar ist es augenscheinlich nicht gelungen, eine Sanierungslösung zu finden. Hyvia selbst äußerte kürzlich, als eines der ersten Unternehmen drei Jahre lang in die Wasserstoffmobilität investiert zu haben, um ein Angebot auf einem Markt zu entwickeln, „der leider immer noch nicht vorhanden ist“.
Kurzer Rückblick: Hyvia war 2021 angetreten, um von Frankreich aus leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb in Europa zu kommerzialisieren. Erstmals angekündigt hatten Renault und Plug Power die gemeinsame Initiative im Januar 2021, ehe das Joint Venture im Sommer 2021 gegründet wurde. Anschließend ließ Hyvia zwei Versionen von H2-Transportern (im April 2023 und im Juni 2024) zu und leitete die Entwicklung einer dritten Generation ein, auf die das Unternehmen vor einigen Monaten auf der IAA Transportation und dem Pariser Autosalon auch erste Blicke gewährte. Parallel weihte Hyvia im französischen Flins 2022 ein Werk für die Montage und Prüfung von Brennstoffzellen ein.
Hyvia gelang es anfangs auch, öffentliche Gelder einzusammeln. So wurde das Joint Venture etwa als wichtiges Projekt von gemeinsamem europäischem Interesse („IPCEI – Hy2Tech“) anerkannt. Schnell reklamierte Hyvia, in Europa bis 2030 einen Marktanteil von 30 Prozent anzustreben. Die Belegschaft wuchs entsprechend an: auf 110 Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Insolvenz.
Parallel zum noch laufenden Insolvenzverfahren äußerte sich Renault-Chef Luca de Meo Anfang dieses Monats vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung zur Lage und zu den Aussichten des Renault-Konzerns in Frankreich. Dabei ging es auch um die Nachfrage nach Pkw und leichten Nutzfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Auch Luca de Meo sieht in diesem Bereich trotz vieler Initiativen aktuell „keinen Markt“. Trotz erheblicher finanzieller Investitionen und zahlreicher öffentlicher Fördermittel würden sich wasserstoffbetriebene Fahrzeuge „mangels ausreichender Nachfrage nicht verkaufen“. Der Wasserstoff wird laut dem Renault-Chef „Lkw auf den Hauptstraßen antreiben und vielleicht verwendet, um grünen Stahl zu machen. Aber ich sehe, dass die Sache langsamer anläuft, als wir erwartet haben.“ Er betonte jedoch, dass ein für 2026 geplanter Transporter von Flexis (ein Joint Venture von Renault, der Volvo Group und CMA-CGM) mit einer Brennstoffzelle ausgestattet werden könnte.
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