Aufschub beendet: USA errichten Zollbarriere zu Mexiko und Kanada
Der neue US-Präsident baut seine Wirtschaftspolitik im Wesentlichen auf Zöllen auf: Kaum im Amt hatte Trump im Januar Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Waren aus China sowie in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Kanada und Mexiko erhoben – räumte aber gegenüber seinen beiden Nachbarländern zunächst einen 30-tägigen Aufschub ein. Diese Schonfrist endet nun. Gleichzeitig heben die USA den Zoll auf Waren aus China auf 20 Prozent an – zuzüglich der bereits vor Trumps Amtsantritt bestehenden Zölle.
Die betroffenen Staaten reagieren mit Gegenmaßnahmen: Kanada führt seinerseits Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren ein – zunächst für Produkte mit einem Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar. Nach 21 Tagen soll dies Waren im Wert von 155 Milliarden Dollar betreffen. In dieser zweiten Phase sollen die Zölle wie berichtet auch für Elektrofahrzeuge gelten.
Auch China reagiert mit Gegenzöllen: Seit Anfang Februar verlangt die Volksrepublik beispielsweise 15 Prozent Aufschlag auf Kohle und verflüssigtes Erdgas aus den USA. Konfrontiert mit der zweiten Erhöhung innerhalb weniger Wochen kündigt Peking zudem an, ab 10. März zusätzliche Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle sowie zehn Prozent Aufschlag auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte aus den USA einzuführen. Und: Weiteren US-Unternehmen könnten Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäten in China drohen. Einen saftigen Sonderzoll auf E-Autos aus China hatte bereits Trump-Vorgänger Biden eingeführt.
Die „New York Times“ berichtet, dass die drei von den USA nun mit zusätzlichen Zöllen belegten Nationen zu den wichtigsten Partnern der Vereinigten Staaten gehören. Zusammen machen ihre Einfuhren 40 Prozent aller US-Importe aus. Trump begründet die Zölle damit, dass Kanada und Mexiko nicht ausreichend gegen Drogenhandel und illegale Migration an den gemeinsamen Grenzen tun. Auch bei China soll es vordergründig um Drogenschmuggel gehen.
Für die Autoindustrie könnten diese neuen Barrieren innerhalb Nordamerikas zum großen Problem werden: Etliche Hersteller produzieren in Mexiko und führen ihre Fahrzeuge oder Komponenten bisher zollfrei in die USA ein. Auch Kanada nutzen einige OEMs als Produktionsstandort, um den US-Markt zu beliefern. Volkswagen hat genau das etwa mit einer künftigen Batteriezellfabrik für Elektroautos in Ontario vor.
Während sich die heute in Kraft gesetzten Zölle gegen ganze Länder richten, hat Trump auch schon Zölle speziell gegen die Autoindustrie angekündigt. So plant er, ab April auf Auto-Importe Abgaben in Höhe von rund 25 Prozent zu erheben, blieb bei seiner Ankündigung Mitte Februar aber gewohnt unpräzise: „Ich werde Ihnen das wahrscheinlich am 2. April sagen, aber es wird in der Nähe von 25 Prozent liegen“, antwortete Trump auf eine entsprechende Frage vor Pressevertretern. Und fügte hinzu, dass Autofabriken in anderen Ländern wie Mexiko geschlossen würden.
Unklar blieb, ob Trump ein pauschaler Zoll für alle Auto-Einfuhren vorschwebt oder bestimmte Länder bzw. Weltregionen mit Zöllen belegen will. Trumps Verweis auf den 2. April ergibt sich dabei aus der Tatsache, dass Beamte seiner Regierung bis zum 1. April Zeit haben, Berichte vorzulegen, die die rechtliche Grundlage für neue Zölle auf eine Reihe von Importen bilden sollen. Darunter auch auf Halbleiter und Pharmazeutika. Im Zentrum stehen dabei sogenannte reziproke Zölle, was nichts anderes heißt, als dass die USA überall dort Zölle anheben wollen, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.
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