Mehr Zeit für Verbrenner-Verkauf: EU will CO2-Ziel erst 2027 gelten lassen
Die Flottengrenzwerte legen fest, wie viel CO2 alle neu zugelassenen Autos in der EU durchschnittlich ausstoßen dürfen. Bis 2024 lag dieser Wert bei 115 Gramm CO2 pro Kilometer und Fahrzeug. Dieses Jahr hätte er auf knapp 94 Gramm sinken sollen. Doch unter dem Druck von Teilen der Autolobby will die EU-Kommission den Herstellern nun erlauben, das CO2-Ziel nicht schon in diesem Jahr erreichen zu müssen – sondern in den kommenden drei Jahren. Es würde also erst das Jahr 2027 bei der Berechnung möglicher Strafen zählen. Bereits im vergangenen Jahr waren Stimmen laut geworden, die CO2-Flottengrenzwerte abzuschwächen, um den unter Druck stehenden Autobauern genau solche Milliarden-Strafen zu ersparen. Diese Stimmen kommen vor allem von jenen Autobauern, die bisher nicht genug Elektroautos verkaufen – etwa Renault, Volkswagen oder auch Mercedes. Eine Möglichkeit, die früh ins Spiel gebracht wurde: Das CO2-Ziel an sich bleibt bestehen, die Hersteller sollen aber mögliche Überschreitungen 2025 mit künftigen Unterschreitungen verrechnen können. Auf ein solches Konstrukt läuft es jetzt hinaus. Und da wären wir beim Elektroauto, das den entscheidenden Hebel beim CO2 ausmacht – weil es eben keines ausstößt. Ändert die EU jetzt die Regeln, hätte das zur Folge, dass dieses und vermutlich auch nächstes Jahr weniger Elektroautos in der EU verkauft werden als gedacht. Spätestens 2027 müssten die Hersteller dann deutlich mehr verkaufen, um im Durchschnitt ihre Ziele zu erreichen. Was nach einem pragmatischen Ansatz klingt, bestraft allerdings jene Firmen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben und bereit wären, die CO2-Vorgaben schon dieses Jahr einzuhalten. Genannt seien hier etwa BMW oder Volvo. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkauft ihren Ansatz als eine „Atempause“ für die Hersteller. Der europäische NGO-Dachverband Transport and Environment kritisiert die geplante Lockerung dagegen und spricht von einem „beispiellosen Geschenk für Europas Autoindustrie“. Und damit nicht genug: Ursula von der Leyen signalisiert zudem, den Autoherstellern eine mögliche Hintertür für das ab 2035 beschlossene Aus für fossile Verbrenner zu öffnen.
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