Bild: Europcar Mobility Group Germany
InterviewFlotten

Wie E-Autos im Fuhrpark flexibel getestet werden können – Sieben Fragen an Christopher Alting von Europcar

Elektroautos sind im Alltag angekommen und auch immer häufiger im Firmen-Fuhrpark anzufinden. In vielen Köpfen bleiben aber Fragen zur Reichweite, dem Laden und dem Restwert offen. Christopher Alting von Europcar kennt die Bedenken der Fuhrparkmanager – und rät dennoch, E-Autos in der eigenen Flotte flexibel zu testen.

Elektroautos im Fuhrpark – es ist klar, das E-Antriebe die Zukunft sind. Aber es ist auch eine Zukunft, bei der einiges anders läuft als bei Benzin oder Diesel und einige Fragen sind noch nicht allgemeingültig geklärt. Während klar ist, dass das Verbrenner-Auto ab und zu an die Tankstelle muss, ist das Thema Laden beim E-Auto ungleich komplexer – am Firmen-Standort, beim Dienstwagenfahrer zu Hause oder doch an öffentlichen Ladepunkten unterwegs? Und überhaupt: Passt das Elektroauto zum geforderten Einsatzzweck?

Letztgenannte Frage kann immer häufiger mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden – die Zahl der verfügbaren Elektroautos auf dem Markt steigt stetig, die Technik verbessert sich laufend, Ladezeiten sinken und die Preise teilweise auch. Das bietet für die Unternehmen Chancen, für sie passende E-Autos zu finden und in ihren Fuhrpark aufzunehmen. Doch soll man das neue Auto gleich kaufen oder doch zu einem Leasing oder einem noch flexibleren Abo greifen?

Im Vorfeld der „Flotte!“ haben wir mit Christopher Alting gesprochen, dem Director Fleet von Europcar Mobility Group Germany. Er erklärt, wo es bereits attraktive Angebote gibt, wo die passenden E-Auto-Modelle seiner Meinung nach noch fehlen und wie Europcar als Mobilitätsdienstleister das Laden so einfach wie möglich machen will.

Herr Alting, wenn Sie mit Unternehmen sprechen, die einen Teil ihres Fuhrparks auf E-Autos umstellen wollen, was sind da die größten Punkte, die die Flottenbetreiber heute bewegen?

In Gesprächen mit Flottenbetreibern geht es im Moment vor allem um zwei große Themenfelder: Erstens die Anschaffung und die technische Versorgung von Elektrofahrzeugen. Unternehmen stehen aktuell vor einer großen Vielfalt an neuen Marken, mit sehr unterschiedlichen After-Sales-Strukturen, und müssen diese mit etablierten Anbietern vergleichen. Dabei spielt die Kostenfrage eine entscheidende Rolle: Sollte man auf günstigere, aber weniger bekannte Marken setzen oder auf bewährte, aber dafür teurere Modelle? Parallel dazu geht es immer auch um die Ladeinfrastruktur, einschließlich der Frage einer transparenten Abrechnung. Damit verbunden bleibt die Reichweite ein wichtiger Faktor, da sie direkte Auswirkungen auf die Einsatzplanung hat. Aber auch die Erwartungen der Mitarbeitenden spielen eine große Rolle. Viele wünschen sich Ladesäulen am Arbeitsplatz, aber gerade Vielfahrer – so wie ich selbst – nutzen dann doch eher die leistungsstarken HPC-Ladesäulen für das Laden bei Bedarf.

Zweitens geht es um Erfahrungen und Emotionen. Viele Mitarbeitende sind jahrzehntelang Verbrenner gefahren und sollen sich nun auf eine neue Technologie einstellen. Hier ist motivierende Überzeugungsarbeit gefragt, um Akzeptanz zu fördern und Ängste abzubauen. Vorzüge, wie zum Beispiel geringe Betriebskosten, modernste Ausstattungsfeatures und positive Auswirkungen auf die Umwelt, müssen betont werden. Eine offene Kommunikation und gezielte Schulungen helfen Mitarbeitenden, die Vorteile von E-Fahrzeugen zu erfahren und Elektromobilität als persönliche Chance anzunehmen.

Haben sich diese Themen in den vergangenen Jahren verändert?

Mit der steigenden Zahl von E-Fahrzeugen, Marken und der zunehmenden Berichterstattung über Features und Leistung entsteht auch immer mehr Wissen und Akzeptanz in der Bevölkerung. Faktisch hat sich auch die Ladeinfrastruktur deutlich verbessert, insbesondere entlang der Autobahnen. Dennoch gibt es nach wie vor Lücken an Flughäfen und anderen wichtigen Verkehrsknotenpunkten, die für Geschäftsreisende und Mobilitätsdienstleister entscheidend sind. Nicht zu vergessen die Notwendigkeit, auch in Zukunft mit der EV-Flotte mitzuwachsen.

Sie sprechen auf der „Flotte!“ zur „Elektrifizierung in der betrieblichen Mobilität – Erfahrungswerte und Best Practices“. Die Elektromobilität ist jetzt schon seit vielen Jahren ein Thema, aber viele Firmenflotten sind noch von Verbrennern dominiert. Was würden Sie den Flottenbetreibern auf der Messe in Düsseldorf raten, die das Thema E-Auto im Fuhrpark bisher ignoriert haben?

Mein Rat ist simpel: Einfach mal ausprobieren. Wie überall, braucht es auch an dieser Stelle Pioniere, die den ersten Schritt wagen. Wenn dann auf dem Parkplatz unter Kollegen über die Erfahrungen im Alltag gesprochen wird, folgen automatisch die Nächsten. Unsere Beobachtung ist: Wer einmal elektrisch gefahren ist, will meist gar nicht mehr zurück zum Verbrenner. Wie beim Smartphone wird es am Ende noch einige wenige geben, die dem Thema kritisch gegenüberstehen. Aber die Mehrheit ist überzeugt und das Thema kommt buchstäblich ins Rollen.

Europcar bietet die Möglichkeit, Elektromobilität flexibel zu testen und erste Erfahrungen im Alltag zu sammeln. Mit unseren EV-Events (z.B. der E-Xperience Rallye 2024) haben wir innovative Formate entwickelt, in denen unsere Kunden Elektromobilität in der Praxis ausprobieren können. Diese Veranstaltungen sind echte ‚Erlebniswelten der Elektromobilität‘ für B2B Kunden – Probefahren, ‚Energie tanken‘ und Networking inklusive. Generell geht es nicht darum, den Fuhrpark von heute auf morgen komplett umzustellen, sondern passende Anwendungsfälle zu identifizieren, um die Zahl der E-Fahrzeuge Schritt für Schritt zu erhöhen. Wie das funktionieren kann, zeigen wir auch auf der “Flotte”. Schauen Sie gerne vorbei!

Mit dem Fahrzeug-Leasing sind Flottenbetreiber flexibler als mit dem Fahrzeug-Kauf. Greifen Unternehmen bei den ersten Versuchen mit Elektroautos im Fuhrpark oft auf das noch flexiblere Auto-Abo zurück? Wie sind da Ihre Erfahrungen bei Europcar?

Tatsächlich setzen viele Unternehmen beim Einstieg in die Elektromobilität bewusst auf flexible Modelle. Bei unseren Long-Term Solutions Flex und Superflex – den Auto-Abos von Europcar für Businesskunden – ist der Anteil an Elektrofahrzeugen überdurchschnittlich hoch. Das zeigt, dass viele Flottenbetreiber die Möglichkeit nutzen, E-Autos erst einmal in der Praxis zu testen, bevor sie langfristige Entscheidungen für ihren Fuhrpark treffen.
Wenn es darum geht, eine neue Technologie zu implementieren, stellt sich ja immer die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt. Auch wenn manchmal noch suggeriert wird, dass die automobile Zukunft offen ist, bin ich persönlich überzeugt, dass an Elektromobilität kein Weg vorbeiführt. Deshalb halte ich es für strategisch sinnvoll, so schnell wie möglich mit dem Umstieg zu beginnen. Und zusammen mit einem Mobilitätsdienstleister wie Europcar bleibt das Risiko kalkulierbar.

Mit VW bietet ein Hersteller selbst (im Rahmen einer begrenzten Leasing-Aktion) den ID.3 deutlich günstiger an als einen Golf, bei den laufenden Kosten haben Elektroautos in der Regel ohnehin Vorteile. Kippt mit der Preisparität bei der Anschaffung bzw. im Leasing die TCO-Frage endgültig in Richtung E-Autos?

Schon heute profitieren viele Kunden von niedrigeren Betriebskosten, insbesondere bei Wartung und Energieverbrauch. Wenn Elektroautos in der Anschaffung oder im Leasing preislich mit Verbrennern gleichziehen, wird die Rechnung der Gesamtbetriebskosten natürlich noch attraktiver. Diese Entwicklung dürfte die Akzeptanz von E-Fahrzeugen in Flotten weiter beschleunigen. Eine Herausforderung bleibt – gerade bei Marken ohne eigenes Werkstattnetz – die Stand- und Reparaturzeit. Da sind Vorteile im Einkauf schnell wieder passé.

Auch bei Europcar gibt es in der Langzeit-Miete zum Beispiel Kompaktmodelle wie den Cupra Born oder Renault Mégane E-Tech Electric günstiger als den Golf. Gibt es Modelle oder Segmente, wo Sie sich ein besseres Angebot bei den Elektroautos wünschen?

Während es bei kompakten und mittelgroßen Elektrofahrzeugen bereits attraktive Angebote gibt, fehlt es in einigen Kategorien noch an wettbewerbsfähigen Alternativen – gerade für Flottenkunden, die auf geräumige und vielseitige Fahrzeuge angewiesen sind. Insbesondere im klassischen Kombi-Segment sehen wir noch Luft nach oben.

Der persönliche Dienstwagen kann am Arbeitsplatz über Stunden langsam geladen werden, beim Pool-Fahrzeug mit vielen Nutzern sieht das schon anders aus. Welche Rolle spielt die Ladeinfrastruktur am Firmenstandort für eine erfolgreiche Elektrifizierung der Flotte?

Die Ladeinfrastruktur am Firmenstandort ist ein relevantes Thema – insbesondere bei Pool-Fahrzeugen, die häufiger im Einsatz sind und nicht über Nacht geladen werden können. Wenn es um den Umfang der benötigten Ladeinfrastruktur geht, sollten Unternehmen aber nicht vergessen, dass das „opportunistische Laden“ im Alltag, kombiniert mit der intelligenten Nutzung von HPC-Ladesäulen, den Bedarf am Standort erheblich reduzieren kann. Oft reichen schon Ladezeiten von fünf bis zehn Minuten, um die benötigte Reichweite wiederherzustellen oder die Wartezeit am Zielort sinnvoll zu nutzen.

Unsere Aufgabe als Mobilitätsdienstleister ist es, das Laden so einfach wie möglich zu gestalten – sei es durch Ladechips, eine unkomplizierte Abrechnung über den Mietvertrag oder praktische QR-Codes mit Anleitung. Natürlich unterstützen wir unsere Kunden auch bei Fragen zur lokalen Ladeinfrastruktur. Wir sind jedoch überzeugt, dass sich die Abrechnung zunehmend an bewährten Modellen wie Tankkarten oder Reisekostenabrechnungen orientieren wird. Dennoch kann es ein Mehrwert sein, Mietwagen und Ladestrom bequem auf einer einzigen Rechnung abzuwickeln. Unsere Europcar-Teams sind umfassend im Bereich Elektromobilität geschult und können auch bei komplexen Themen kompetent beraten und die individuell beste Lösung erarbeiten.

Das Interview ist Teil der Medienpartnerschaft von electrive mit der „Flotte! Der Branchentreff“ vom 26. bis 27. März in Düsseldorf. Der Vortrag von Christopher Alting findet am 26. März um 16:55 Uhr auf Bühne 3 statt.

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