US-Zölle: Trump gewährt US-Autobauern 30 Tage Aufschub

Nachdem die US-Regierung die Import-Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko Anfang der Woche in Kraft gesetzt hat, gibt es eine erste, wichtige Ausnahme für die Autobranche: Donald Trump hat US-Autobauern unter bestimmten Voraussetzungen zunächst einen einmonatigen Aufschub der Zölle gewährt.

Bild: Volkswagen

Der Präsident habe am Mittwoch mit den Herstellern Stellantis (in den USA etwa von Chrysler und Jeep), Ford und General Motors gesprochen, sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. „Der Präsident gewährt ihnen eine Ausnahmeregelung für einen Monat, damit sie nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.“ Sie betonte, dass die Ausnahmeregelung nur für Autos gelte, die den Bedingungen des Handelsabkommens USMCA zwischen den USA, Mexiko und Kanada entsprächen. Diese sehen unter anderem einen gewissen Prozentsatz in Nordamerika gefertigter Teile vor.

Trump hatte im Januar zunächst Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent für Waren aus Kanada und Mexiko verhängt (und die Zölle für Einfuhren aus China von zehn auf 20 Prozent verdoppelt), die Regelung für Kanada und Mexiko aber für einen Monat außer Kraft gesetzt. Seit Anfang dieser Woche werden die Zölle aber erhoben – nur nicht für die drei Autobauer.

Das USMCA hatten die drei Staaten während Trumps erster Amtszeit als US-Präsident unterzeichnet. Auf dieser Basis hatten die Unternehmen ihre weitere Produktion geplant. Alle US-Hersteller betreiben Werke in Kanada und/oder Mexiko, wobei einige Komponenten im Fertigungsprozess teils mehrmals über die Grenze transportiert werden, etwa von einem Komponentenwerk in den USA zum Fahrzeugwerk nach Kanada und dann als fertiges Auto zurück in die Vereinigten Staaten.

Daher könnten diese neuen Handels-Barrieren innerhalb Nordamerikas für die Autobranche zu einem Problem werden. Davon will das Weiße Haus vorerst noch nichts wissen: „Er [Trump] sagte ihnen, sie sollten sich an die Arbeit machen, anfangen zu investieren, sich zu bewegen und ihre Produktion hierher in die Vereinigten Staaten von Amerika zu verlagern, wo sie keine Zölle zahlen müssen. Das ist das ultimative Ziel“, sagte Leavitt.

Allerdings bezweifeln mehrere Experten, dass die Autobauer innerhalb von einem Monat ihre Produktionskapazitäten verlagern können. Denn dazu seien strategische Planung, Investitionen sowie massive Neueinstellungen und Schulungen erforderlich, halten etwa einige US-Medien als Fazit fest.

Stattdessen gibt es eine andere Befürchtung: Die Regelung könnte Unternehmen einen Vorteil verschaffen, die etwa in Europa oder Asien produzieren und die Fahrzeuge nur einmal in die USA einführen – und nicht Teile mehrmals über die mexikanische oder kanadische Grenze transportieren. „Es gibt südkoreanischen, japanischen und europäischen Unternehmen freie Hand“, zitierte CNN Ford-Chef Jim Farley auf einer Konferenz im vergangenen Monat. „Sie bringen 1,5 bis 2 Millionen Fahrzeuge in die USA, die nicht den mexikanischen und kanadischen Zöllen unterliegen würden. Für diese Unternehmen wäre das einer der größten Glücksfälle aller Zeiten.“

Aber auch das könnte bald vorbei sein, denn Trump will im April weitere Auto-Zölle verhängen, auch für Importe aus anderen Ländern. „Ich werde Ihnen das wahrscheinlich am 2. April sagen, aber es wird in der Größenordnung von 25 Prozent liegen“, antwortete Trump im Februar auf eine entsprechende Frage und fügte hinzu, dass Autofabriken in anderen Ländern wie Mexiko geschlossen würden. Und Leavitt sagte Reportern am Mittwoch, dass die US-Regierung keine Ausnahme von den anstehenden gegenseitigen Zöllen in Betracht ziehen werde.

Bereits die Zölle auf die Importe aus Kanada und Mexiko betreffen aber nicht nur US-Autobauer. Volkswagen gab bekannt, einen Notfallplan aktiviert zu haben und seine Produktion in Mexiko anpassen zu wollen. VW betreibt in Puebla ein großes Werk, in dem auch Modelle für den US-Markt produziert werden. Andere US-Modelle werden direkt in den USA im VW-Werk in Chattanooga gefertigt. Allerdings werden dort noch immer Komponenten aus Mexiko verwendet, auf die nun ebenfalls Zölle erhoben werden. Und im kanadischen St. Thomas (Ontario) baut die VW-Tochter PowerCo eine große Batteriefabrik für seine US-Modelle.

Ziel des Notfallplans sei es, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und „unsere Unternehmen, Lieferketten, Einzelhändler und Verbraucher zu schützen“, berichtet das Handelsblatt. Der deutsche Autobauer forderte Trump zudem auf, die Zölle abzuschaffen, da diese auch „amerikanische Arbeitsplätze, Wirtschaftswachstum und Familien im ganzen Land“ betrafen. Die Zölle hätten „verheerende Auswirkungen auf die Automobilindustrie“ und würden sowohl den amerikanischen Einzelhändlern als auch den dortigen Kunden schaden. Am Rande der Premiere des Concept Cars ID. EVERY1 in Düsseldorf betonte VW-Konzern-CEO Oliver Blume vor Journalisten, dass man den Dialog mit der US-Regierung suche und auf Gesprächsbereitschaft setze.

cnn.comreuters.com, handelsblatt.com (VW)

1 Kommentar

zu „US-Zölle: Trump gewährt US-Autobauern 30 Tage Aufschub“
Wilhelm
07.03.2025 um 08:13
Das Genie im Weißen Haus weiß jeden Tag aufs Neue durch Stringenz und Klarheit zu bezaubern. Planungssicherheit, was war das nochmal?

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