Volocopter soll Interesse von Diamond Aircraft geweckt haben

Das insolvente Flugtaxi-Startup Volocopter hat offenbar einen Investor gefunden. Der Retter soll in Gestalt eines österreichischen Flugzeughersteller mit chinesischem Eigentümer daherkommen. Offiziell bestätigt ist der Deal allerdings noch nicht.

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Nach Informationen der „Wirtschaftswoche“ übernimmt der österreichische Flugzeughersteller Diamond Aircraft das zahlungsunfähige Unternehmen aus Bruchsal. Eigentümer von Diamond ist der chinesische Automobilzulieferer Wanfeng. Die Österreicher machen ihr Geschäft laut dem Bericht vor allem mit Motorseglern und Kleinflugzeugen für den Privatmarkt, haben aber auch Ambitionen im Elektro-Bereich. Volvocopter selbst bestätigt offiziell nur, weiter in Investoren-Gesprächen zu sein.

Aus dem Umfeld des Unternehmens hat die „Wirtschaftswoche“ aber erfahren, dass ein Deal mit Diamond vereinbart ist – zu welcher Verkaufssumme ist bisher unbekannt – und dass der neue Eigentümer das Volocopter-Team anschließend von rund 500 auf etwa 160 Mitarbeiter verkleinern will. Am Montag hatte der insolvente Flugtaxi-Entwickler bereits allen Mitarbeitern gekündigt, die Arbeitsverträge laufen Ende Juni aus. Für ein Drittel der Belegschaft könnte es nun also doch eine Zukunft geben.

Kurzer Rückblick: Am zweiten Weihnachtsfeiertag hatte Volocopter einen Antrag auf Insolvenzeröffnung gestellt. Es handelte sich bei dem Fall nach Lilium bereits um das zweite deutsche E-Flugtaxi-Startup, das zahlungsunfähig ist. Seit Dezember arbeitete daraufhin der vorläufige Insolvenzverwalter Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwälte an einer Sanierungslösung. Der Geschäftsbetrieb lief aber weiter und Volocopter kündigte an, bis Ende Februar „ein Sanierungskonzept entwickeln und mit Investoren umsetzen“ zu wollen. „Das Unternehmen braucht eine Finanzierung, um die letzten Schritte zum Markteintritt zu gehen“, kommentierte Rechtsanwalt Tobias Wahl. Bis Anfang März hatte sich aber offenbar noch keine Lösung aufgetan, sodass die vorläufige Insolvenz am 3. März in ein reguläres Insolvenzverfahren mündete, gefolgt von der Kündigungs-Nachricht.

Zu Volocopter selbst ist zu sagen, dass es sich bei der Firma um ein 2011 in Bruchsal gegründetes Unternehmen handelt, das vollelektrische Senkrechtstarter (eVTOL) entwickelt. Wie mehrere Firmen dieser Zukunftsbranche steht Volocopter kurz vor der Erlangung der Musterzulassung und der Markteinführung seines städtischen eVTOLs names VoloCity. Doch für die Entwicklung verbrauchte Volocopter sehr viel Kapital. Und zuletzt machten sich die Geldgeber rar. Dass sich Volocopter nicht aufgibt, zeigte aber bereits eine im Februar abgeschlossene Vereinbarung mit dem französischen Unternehmen Jet Systems Hélicoptères Services. Beide Seiten haben eine Vereinbarung unterzeichnet, um Dienste für elektrische Senkrechtstarter nach Frankreich zu bringen.

Nun soll es also unter dem Diamond-Dach eine Zukunft geben. Laut „Wirtschaftswoche“ beschäftigt das Unternehmen gut 600 Angestellte und unterhält u.a. einen Standort im hessischen Egelsbach. Ferner ist bekannt, dass der Einstieg von Wanfeng Aviation Industry bei Diamond 2017 nach langen Krisenjahren erfolgte und dem Bericht zufolge auch die Geschäftsführung mit Managern aus den eigenen Reihen besetzt wurde.

Schon länger treibt Diamond unter dem chinesischen Einfluss eine eigene Elektro-Agenda voran: So meldete das Unternehmen im August 2023 den Erstflug seines vollelektrischen Trainingsfliegers eDA40 am Hauptsitz des Unternehmens in Wiener Neustadt. Der Flug umfasste laut damaligen Angaben Systemprüfungen, alle grundlegenden Manöver und eine erste Leistungsbewertung.

Das zweisitzige Modell soll als E-Flugzeug mit DC-Schnellladung auf den Markt kommen und den E-Motor Engineus 100 des französischen Anbieters Safran beherbergen, der eine maximale Startleistung von 130 kW liefert. Das Batteriesystem liefert Electric Power Systems (EPS) zu.

wiwo.de

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