Volvo rüstet EX90 auf 800 Volt um
Wie CEO Jim Rowan gegenüber AutoExpress erklärt, soll dieser Wechsel beim EX90 nicht erst mit einem Facelift kommen (das SUV-Flaggschiff ist noch nicht einmal ein Jahr lang auf dem Markt), sondern bereits deutlich früher mit einem Modelljahreswechsel. „In Zukunft werden wir alles auf 800 Volt umstellen – wir werden den EX90 bei einem der Modelljahreswechsel aufrüsten“, wird Rowan zitiert.
Eine Batteriespannung von 800 Volt ist kein Selbstzweck, kann aber bei richtiger Anwendung eine höhere Effizienz und vor allem deutlich kürzere Ladezeiten ermöglichen. Mit 500 Ampere ist der CCS-Standard bei 400 Volt auf 200 kW Leistung limitiert, selbst mit der Anhebung auf 650 Ampere sind nur kurzzeitig mehr als 200 kW Ladeleistung möglich. Mit 800 Volt ist theoretisch jeweils das Doppelte möglich. Es gibt aber auch 800-Volt-Systeme, die nicht weit über die 200 kW, die auch mit 400 Volt zu erreichen sind, hinausgehen, dafür aber dieses Niveau lange halten können.
Beim Blick auf die technischen Daten des neuen ES90 ist der Unterschied aber deutlich: Die Allrad-Varianten (106 kWh) können mit bis zu 350 kW in der Spitze laden und erreichen nach 20 Minuten Ladezeit die 80 Prozent Ladestand. Der EX90 Twin Motor (111 kWh) reizt zwar mit 250 kW in der Spitze das absolute Maximum der 400-Volt-Technik aus, benötigt aber für den vergleichbaren Standard-Ladevorgang satte 30 Minuten. Mit so großen Batterien und in der Preisklasse jenseits der 80.000 Euro sind zehn Minuten Unterschied für die Kunden groß.
Rowan begründet gegenüber AutoExpress den geplanten Umstieg mit den schnelleren Ladegeschwindigkeiten und „teilweise“ mit der Reichweite – der EX90 mit 800 Volt dürfte also effizienter werden, aber vermutlich nicht (viel) teurer. „Wenn man sich China und die chinesischen Konkurrenten ansieht, werden fast alle neuen Modelle 800 Volt und mehr haben“, so der Volvo-CEO. „Und weil viele der elektronischen Komponenten [in China] hergestellt werden, sinken die Preise der Komponenten.“
Kleinere Modelle wie den EX30 erwähnte Rowan zwar nicht, aber die 800-Volt-Technik wird der neue Standard für kommende Elektro-Baureihen der Schweden. „Der EX60 auf der SPA3 wird ebenfalls mit 800 Volt herauskommen“, so Rowan. Dann liegt auch eine entsprechende Limousine namens ES60 nahe. Ob es auch einen elektrischen Volvo-Kombi geben wird – also eine EV60 oder EV90 – ist noch nicht bekannt.
Dafür wird beim EX90 nicht nur die Systemspannung angepasst, sondern auch noch eine Hardware-Aufrüstung. Die duale NVIDIA DRIVE AGX Orin-Softwareplattform des ES90 soll auch in den EX90 kommen. Damit soll die Rechenleistung auf das Achtfache des aktuellen Systems steigen. „Wir wollen, dass dies allen Kunden zur Verfügung steht“, wird Alwin Bakkenes, Leiter der globalen Softwareentwicklung bei Volvo, in dem Bericht zitiert. Dabei geht es auch um eine Nachrüstung bereits ausgelieferter EX90: „Wir führen eine Nachrüstung durch, d. h. wir aktualisieren tatsächlich bestehende Kundenautos, die mit einer früheren Generation von Kerncomputern hergestellt wurden, auf denselben Computer, der im ES90 verbaut ist. Wir machen das als kostenloses Upgrade.“
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