Probleme mit BZ-Bussen in Posen und Antwerpen

Der polnische Verkehrsbetreiber MPK Poznan hat vor kurzem alle 25 Wasserstoffbusse aus dem Verkehr gezogen, nachdem die Borddiagnosesysteme einiger Fahrzeuge unerwartete Fehlfunktionen festgestellt hatten. Und in Antwerpen werden fünf H2-Busse dauerhaft aus der Flotte genommen.

Bild: Solaris

Bei einigen Fahrzeugen hat der Bordcomputer am Nachmittag des 3. März eine Panne signalisiert, weshalb man alle 25 Solaris Urbino 12 Hydrogen zurück ins Depot geholt hatte, teilt MPK Poznan mit. Der Linienbetrieb sei aber nicht beeinträchtigt, da die Fahrzeuge durch Batterie-elektrische Busse und Dieselfahrzeuge ersetzt werden konnten.

Als Ursache hat Hersteller Solaris angeblich die mangelhafte Qualität des Wasserstoffs ausgemacht, den Orlen an die H2-Tankstelle geliefert hat. „Dies wird derzeit in unabhängigen Laboren anhand von Wasserstoffproben aus der Station, die die Busse in Posen versorgt, geklärt und überprüft“, teilte der Hersteller mit. Auch MPK Poznan äußerte sich ähnlich: „Gemeinsam mit dem Bushersteller und dem Wasserstoff-Kraftstofflieferanten arbeiten wir derzeit an der Klärung der Ursache und Behebung der Probleme und halten Sie hierüber auf dem Laufenden.“

Details wurden aber noch nicht kommuniziert. Klar ist, dass Brennstoffzellen Wasserstoff mit einem sehr hohen Reinheitsgrad benötigen, um ordnungsgemäß zu funktionieren – Wasserstoff für andere Anwendungen in der Industrie hat oft nicht diese Qualität. Die Probleme könnten bei der Produktion, über Verunreinigungen oder schlichtweg durch eine Verwechslung zustande gekommen sein.

MPK Poznan will aber grundsätzlich an den Wasserstoff-Bussen festhalten. Der ÖPNV-Betreiber in Posen hatte erst im Februar neun weitere Fahrzeuge bei Solaris bestellt, die ab April 2026 die Flotte auf dann 34 H2-Busse erweitern sollen.

Eine andere Nachricht erreicht und aus Belgien: Dort wird die H2-Flotte jedoch nicht erweitert, sondern verkleinert. In Antwerpen wurden nun die von De Lijn eingesetzten fünf Wasserstoff-Busse endgültig ausgemustert. „Aus betrieblicher und finanzieller Sicht ist Wasserstoff derzeit keine praktikable Option für den öffentlichen Verkehr in Belgien“, erklärte die flämische Mobilitätsministerin Annick De Ridder. Ausschlaggebend war aber auch die Insolvenz des Herstellers Van Hool, da der technische Support und die Wartungsoptionen weggefallen sind, was sich in potenziell deutlich höheren Wartungs- und Betriebskosten geäußert hätte. „Unsere Elektrifizierungsstrategie konzentriert sich auf batteriebetriebene Fahrzeuge. Es gibt keine Pläne, Wasserstoffbusse einzusetzen“, so De Ridder.

h2-view.com (Posen), h2-view.com (Antwerpen)

10 Kommentare

zu „Probleme mit BZ-Bussen in Posen und Antwerpen“
Arndt Schäffler
11.03.2025 um 19:15
„Aus betrieblicher und finanzieller Sicht ist Wasserstoff derzeit keine praktikable Option für den öffentlichen Verkehr in Belgien“ Danke Belgien. Ein weiteres Kreuz für den virtuellen H2-Bus-Friedhof dieser Welt. Der Batterie-elektrische-Bus ist die Zukunft. Wasserstoff ist keine praktikable Alternative für Mobilität zu Land. (Auf den H2-Bus-Friedhof-Link verzichte ich an dieser Stelle.)
Beat
11.03.2025 um 21:52
Im Bezug auf die BZ-Busse gebe ich Recht. Aber ich bin der Meinung, dass der alleinige Fokus auf die BEV-Busse nicht allgemeingültig erklärt werden kann. In einigen europäischen Ländern sind O-Busse weit verbreitet und dies ist aus meiner Sicht auch eine sehr gute Lösung. Inzwischen sind auch einige Busse auf dem Markt, die nur eine teilweise elektrifizierte Strecke benötigen.
Arndt Schäffler
12.03.2025 um 12:50
Natürlich, dort wo Oberleitungsbusse etabliert sind, ist der O-Bus klar im Vorteil gegenüber allen anderen Bus-Technologien. Es ging allein um den Vergleich BEV/FCEV-Bus.
Stefan
12.03.2025 um 11:52
Oberleitungsbusse allein sind nicht teurer als Wasserstoffbusse. Der Bau und die Instandhaltung der Oberleitungen ist aber teurer als die Wasserstoff-Infrastruktur. Nur im Vergleich zur Straßenbahn kann ein Oberleitungsbus günstiger sein. Straßenbahnen/S-Bahn/U-Bahn lohnen sich bei hohen Passagieraufkommen, die in ein Bus nicht hineinpassen würden.
CHris
12.03.2025 um 09:03
Das Problem ist halt, dass O-Busse noch teurer und aufwändiger als Wasserstoff.
erFahrer
12.03.2025 um 08:21
Bedauerlich, das es bei diesen (vorhersehbaren) Ergebnisse zu einem Rückschritt kommt - der Diesel-Bus. Freut natürlich Öl und Gas-Unternehmen das man ihnen trotz ihres mangelhaften H2 aus klimaüberhitzendem Erdgas weiterhin die Treue hält. Doch der Wandel ist unaufhaltsam, selbst wenn mit solche Bremsklötzen es punktuell zu solchen funkensprühenden Reibungsverlusten kommt. Gut das diese E-Bus- Entwicklung gut weiter geht, den O-Busse sind keine Weg für den ländlichen Raum.
Gregor
12.03.2025 um 09:04
Aktuell besteht Wasserstoff aus 99% Gasreformierung. Erzeugt also ebenfalls haufen CO2 und ist damit dreckig. Die Busse wussten das. :P
Robert
12.03.2025 um 09:52
„Aus betrieblicher und finanzieller Sicht ist Wasserstoff derzeit keine praktikable Option für den öffentlichen Verkehr" ja wer hätte das dann vorher wissen sollen konnte ja keiner ahnen (ironie Off) Es kommt was kommen muss jeder mit Hirn im Kopf hätte das vohersagen können auch ohne Glaskugel aber anscheinend ist man nur scharf auf die hohen Fördergelder und setzt scheinbar der Verstand komplett aus zum Nachteil der Bürger und Steuerzahler die für dieses Hirngespinst jede Menge Geld zahlen mussten.
Sig
12.03.2025 um 11:00
NECAR 1-5 hat mit viel Forschungsgeldern all die Probleme klar aufgezeigt. Deshalb ja die eigentlich dafür geschaffene A-Klasse ohne BZ Systeme -> zu hoher Schwerpunkt mit ICE -> Elchtest.... dafür jetzt ESP überall serienmäßig. Zumindest etwas Gutes...
Arndt Schäffler
12.03.2025 um 15:59
Anmerkung zur H2-Tankstellen-Thema in Polen: Diese Tankstellen sind immer Insellösungen. Häufig Betankt und geliefert per H2-Tanklastwagen (Dieselantrieb?). Wenn nun Verkehrsbetriebe großflächig (Duisburg, Essen, Aachen etc.) H2-Busse einflotten werden, benötigt es eine Backup-Lösung für den Worst-Case - sonst bleibt ein großer Teil der Fahrgäste an den Haltestelle stehen, weil gar kein Bus kommt. Was kann so ein Worst-Case sein? - technische Defekte der Tankstelle (kommen häufig vor, Reparaturdauer beliebig); - Aussetzung der technischen Genehmigung durch die TAB, bei Serienfehlern von Baugruppen der Tanke (kommt schonmal vor); - kein Wasserstoff in ausreichenden Mengen lieferbar; - Tankwagenfahrer streiken; - Tankwagen werden von der TAB aus dem Verkehr gezogen;... ist alles schon vorkommen, in Deutschland. Fällt also die H2-Tanke auf dem Betriebshof aus, und ist keine andere in unmittelbarer Nähe - steht die ganze H2-Busflotte auf dem Hof. Womöglich länger als nur ein paar Tage. Das kommt in Polen vor und passierte schon bei sämtlichen anderen H2-Busflotten-Betreibern auf der ganzen Welt. Jetzt könnten die Betriebe sagen: wir haben ein paar BEV-Busse als Backup. [kurze Gedenkpause für alle] Das schöne an BEV ist, es gibt ein weltumspannendes Netz von Leitungen, welches BEV mit Fahrstrom versorgen kann. Verkehrsbetriebe können sogar selbst Strom produzieren und ihre eigene Flotte damit beladen (mindblowing) und das auf langfristige Sicht (Sonne, Wind, Geothermie) sogar supergünstig. Und als Strom-Zwischenspeicher für den Energiehunger der eBusse über Nacht, dienen große Batteriespeicher, welche immer günstiger werden. Die Bundesnetzagentur hat einen imensen Antragsstau zu bewältigen, weil Batteriespeicherkraftwerke der neue hot shit sind! Es braucht definitiv kein H2 im Verkehr zu Land!

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