ZF erhält bundesweite Erprobungsgenehmigung für Level 4

Der Automobilzulieferer ZF hat vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Genehmigung erhalten, ein Level-4-System für das autonome Fahren deutschlandweit auf öffentlichen Straßen zu erproben. Bisher gab es solche Genehmigungen nur für vorab klar definierte Streckenabschnitte oder Stadtgebiete.

Bild: Rheinbahn

Level 4 bedeutet, dass ein Fahrzeug unter bestimmten Bedingungen komplett autonom agieren kann und keinen Sicherheitsfahrer mehr zum Eingreifen benötigt. Allerdings ist die Autonomie des Fahrzeugs bei Level 4 noch an bestimmte Bedingungen geknüpft, etwa einer definierten Strecke, dem Fahren auf der Autobahn oder im Parkhaus. Level 4 ist aber ein deutlicher Fortschritt gegenüber Level 3, das zum Beispiel Mercedes-Benz bereits unter dem Namen „Drive Pilot“ anbietet. Doch noch befindet sich Level 4 in Deutschland in der Erprobung und es gibt noch keine Serienfahrzeuge mit diesem Funktionsumfang.

„Die deutschlandweite Level-4-Erprobungsgenehmigung für unser System für das autonome Fahren markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung autonomer Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr. Die KBA-Genehmigung ist ein Katalysator für den Einsatz von autonomen Transportsystemen in ganz Deutschland, und damit auch für die gesamte Branche“, sagt Alexander Makowski, Leiter ZF Mobility Solutions.

„Wir können autonome Mobilitätssysteme nun in unterschiedlichsten Umgebungen erproben – von urbanen Zentren bis hin zu ländlichen Regionen. Dafür benötigen wir in Zukunft keine separate Erprobungsgenehmigung mehr. Damit sparen unsere Kunden Zeit und Geld. Sie können nun schneller, kostenoptimierter und effizienter im städtischen und regionalen Nahverkehr Projekte umsetzen“, erklärt Makowski.

ZF Mobility Solutions fokussiert sich mit seiner KBA-Genehmigung auf Projekte im Personennahverkehr. Autobahnen, Kraftfahrstraßen und Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von größer 100km/h sind von der Genehmigung daher ausgenommen. Die Genehmigung ist bis Ende 2026 gültig und kann im Anschluss bis Ende 2028 verlängert werden.

Ein erster Einsatz mit der erweiterten Genehmigung erfolgte in Nordrhein-Westfalen im Februar: In Düsseldorf testete die ZF Mobility Solutions im Auftrag der Rheinbahn AG den kurzzeitigen Einsatz einer autonomen Mobilitätslösung mit Sicherheitsfahrer im öffentlichen Straßenraum. Im Rahmen der Leitmesse für autonome Technologien und Robotik namens Xponential und den darauffolgenden Kundentagen erhielten ÖPNV-Betreiber sowie Vertreter von Städten und Kommunen die Möglichkeit, in einem autonomen Transportsystem mitzufahren. Auch interessierte Besucher konnten sich für die kostenlosen Erprobungsfahrten zwischen Messeparkplatz und Messehallen anmelden.

„Autonomes Fahren ist ein entscheidender Baustein für die Verkehrswende und ein weiterer Schritt hin zu nahtloser, inklusiver und nachhaltiger Mobilität. Die jüngst erteilte bundesweite Genehmigung stärkt uns darin, mit Partnern weiter in die praktische Umsetzung zu gehen, gemeinsam zu lernen und innovative Mobilitätslösungen voranzutreiben“, sagt Annette Grabbe, Sprecherin des Vorstands der Rheinbahn AG.

Zuvor konnte die ZF Mobility Solutions bereits im Projekt RABus erste Erfahrungen für die Genehmigung eines Level-4-Projekts sammeln. Für zwei ausgewählte Strecken in den baden-württembergischen Städten Friedrichshafen und Mannheim hatten die Projektpartner im vergangenen Jahr vom KBA als einer der ersten eine Level-4-Erprobungsgenehmigung gemäß der national geltenden Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung (AFGBV) erteilt bekommen. Im Rahmen des Projekts werden autonome Shuttles im Mischverkehr eingesetzt. Diese stammen vom Shuttle-Hersteller eVersum aus Österreich, der für das Projekt vier Elektro-Shuttles liefert, die mit Technik von ZF für autonomes Fahren ausgestattet wurden.

Das vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg geförderte Projekt wurde von Minister Winfried Hermann Ende letzten Jahres in Friedrichshafen verlängert. Die verlängerte Projektlaufzeit nutzt ZF Mobility Solutions, um die technische Entwicklung weiter voranzutreiben und zusätzliche Testmöglichkeiten zu schaffen, um das eingesetzte ZF-System für das autonome Fahren unter realen Bedingungen weiter zu optimieren.

„Baden-Württemberg hat mit RABus Pionierarbeit im autonomen Fahren mit Shuttle-Bussen geleistet. Die bundesweite Zulassung des Betriebs des RABus in ganz Deutschland ist für mich eine Art Ritterschlag für das Projekt. Die Erkenntnisse aus dem Land helfen nun dabei, autonome Mobilitätssysteme bundesweit weiterzuentwickeln und der Marktreife von SAE-Level 4 näherzukommen. Ich freue mich besonders, dass Nordrhein-Westfalen mit seinen Projektpartnern dieses Thema ebenfalls vorantreibt und mit uns an einem Strang zieht. So entstehen wertvolle Synergien, die den autonomen ÖPNV in Deutschland insgesamt stärken. Auch in Baden-Württemberg arbeiten wir weiter daran, die Grundlage für diese intelligente Technologie zu schaffen“, sagt Winfried Hermann, Verkehrsminister Baden-Württemberg.

„In Baden-Württemberg haben wir im Projekt RABus den Einsatz autonomer Mobilitätssysteme im realen Betrieb erprobt und unter Beweis gestellt“, ergänzt ZF-Manager Alexander Makowski. „Von dieser aufgebauten Expertise können nun auch andere Städte und Kommunen profitieren.“

zf.com

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