Northvolt AB meldet auch in Schweden Insolvenz an
In Schweden haben neben der Northvolt AB auch die Tochtergesellschaften Northvolt Ett AB, Northvolt Labs AB, Northvolt Revolt AB und Northvolt Systems AB einen entsprechenden Insolvenzantrag eingereicht, wie das Unternehmen mitteilt. Dabei handelt es sich um die Betreibergesellschaft der schwedischen Zellfabrik Northvolt Ett, das Forschungszentrum, die Recyclingtochter und das Unternehmen zur Produktion von Batteriemodulen und -packs.
„Trotz der Ausschöpfung aller verfügbaren Optionen zur Verhandlung und Umsetzung einer finanziellen Restrukturierung, einschließlich eines Restrukturierungsverfahrens nach Chapter 11 in den USA, und trotz Liquiditätsunterstützung durch unsere Kreditgeber und wichtige Gegenparteien konnte das Unternehmen die notwendigen finanziellen Voraussetzungen für einen Fortbestand in seiner derzeitigen Form nicht schaffen“, schreibt das Unternehmen in der Mitteilung. „Der Vorstand entschied daher, dass dies die einzige verfügbare Lösung ist, während das Unternehmen alle realistischen Optionen zur Finanzierung seiner Fortführung während des schwedischen Insolvenzverfahrens prüft.“
Treuhänder übernimmt die Verantwortung
Sprich: Es ist noch nicht vorbei, das Unternehmen wird nicht abgewickelt. Der Insolvenzantrag zeigt aber auch, dass die finanzielle Lage nach wie vor sehr ernst ist und der weitere Betrieb alles andere als sicher ist. „Es ist hervorzuheben, dass das Unternehmen durch diesen Prozess großen Zuspruch bei potenziellen Partnern und Interesse von Investoren fand – was den starken Wert und das Zukunftspotenzial von Northvolt unterstreicht und seine Erfolge bestätigt“, lässt Northvolt wissen. „Aufgrund der begrenzten Zeit und der begrenzten finanziellen Ressourcen war das Unternehmen jedoch nicht in der Lage, die notwendigen Vereinbarungen zur Sicherung seiner Zukunft abzuschließen.“ In der Mitteilung werden auch Faktoren wie steigende Kapitalkosten, geopolitische Instabilität, daraus resultierende Lieferkettenunterbrechungen und Veränderungen der Marktnachfrage angeführt, die nicht nur Northvolt, sondern auch andere Unternehmen aus der Batteriebranche beeinträchtigt hätten.
Wie geht es jetzt weiter? Nach der Einreichung des Antrags wird nun ein vom schwedischen Gericht bestellter Treuhänder den Prozess überwachen, einschließlich des Verkaufs des Unternehmens und seiner Vermögenswerte sowie der Begleichung ausstehender Verbindlichkeiten. Der Prozess wird gemäß schwedischem Insolvenzrecht durchgeführt, wobei der Schwerpunkt auf einem geordneten Übergang für Mitarbeiter, Partner und Gläubiger liegt. Northvolt hat Mikael Kubu zum Treuhänder ernannt.
Deutschland-Tochter vorerst nicht betroffen
Da es sich bei Northvolt Deutschland, also dem für den Bau der Batteriefabrik Northvolt Drei im schleswig-holsteinischen Heide verantwortlichen Unternehmen, und Northvolt North America (für den Bau der Fabrik Northvolt Six in Kanada) um hundertprozentige Tochtergesellschaften von Northvolt AB handelt, „werden alle Entscheidungen bezüglich dieser Unternehmen vom gerichtlich bestellten Treuhänder von Northvolt AB in Absprache mit den Kreditgebern des Konzerns zu gegebener Zeit getroffen“, wie die Schweden mitteilen.
Auch die Deutschland-Tochter hat bereits reagiert. „Northvolt Germany ist heute darüber informiert worden, dass die Muttergesellschaft Northvolt AB in Stockholm einen Antrag auf Insolvenz nach schwedischem Recht gestellt hat. Vorausgegangen waren intensive Verhandlungen mit interessierten Investoren, die aufgrund der angespannten Finanzlage nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen werden konnten“, so ein Sprecher. „Die Northvolt Drei Project GmbH ist als eigenständige GmbH nicht Teil des Insolvenzantrags und steht in Kontakt mit dem nun eingesetzten Verwalter für Northvolt AB in Schweden. Der Betrieb in Deutschland wird fortgesetzt. Northvolt Germany hat die Bundes- und Landesregierung über alle Entscheidungen unterrichtet und steht in engem Austausch mit allen Akteuren.“
Northvolt war im vergangenen Jahr zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Zum einen stand das Unternehmen beim Hochfahren der Produktion in der Fabrik Northvolt Ett vor „erheblichen internen Herausforderungen – sowohl in einer für die hochkomplexe Branche erwartbaren Weise als auch in einer unvorhergesehenen Weise“, wie es jetzt heißt. Die Fabrik hat auch fast zwei Jahre nach Produktionsbeginn nicht die erwarteten Mengen produziert, weshalb geplante Umsätze fehlten und im Sommer Anteilseigner BMW einen Milliarden-Auftrag storniert hatte. Da sich aufgrund der globalen Lage auch die weitere Finanzierung schwieriger gestaltete und Investoren (teilweise aufgrund eigener Probleme) nicht mehr bereit waren, weiter Geld nachzuschieben, wurde die Situation immer brisanter. Northvolt hatte in der Folge seine aggressive Expansionsstrategie kassiert und sich von ersten Töchtern getrennt, erst vor wenigen Wochen wurden Teile der Modulfertigung an den Kunden Scania verkauft. Im November 2024 folgte dann ein Gläubigerschutzverfahren nach US-Insolvenzrecht und CEO Peter Carlsson trat ab, was aber auch nicht den erhofften Durchbruch gebracht hat.
Northvolt betont zwar „mehrere Erfolge“ bei der Neuausrichtung (etwa eine höhere Produktionsmenge, die Reduktion des operativen Cashflows um 55 Prozent sowie den Verkauf der angesprochenen Töchter). Ausreichend Investoren konnte das Unternehmen in der kurzen Zeit damit aber nicht locken.
„Dies ist ein unglaublich schwieriger Tag für alle bei Northvolt. Wir hatten uns vorgenommen, etwas Bahnbrechendes zu schaffen – echte Veränderungen in der Batterie-, Elektrofahrzeug- und europäischen Industrie voranzutreiben und den Übergang zu einer grünen und nachhaltigen Zukunft zu beschleunigen“, sagt Tim Johnstone, der Interims-Vorsitzende des Vorstands. „Das Ergebnis ist besonders erschreckend, wenn man nicht nur das Engagement und Interesse potenzieller Partner und Investoren in den letzten Monaten bedenkt, sondern auch die deutliche Verbesserung und Aufwärtsentwicklung, die wir in der Northvolt-Produktion in Skellefteå beobachten. Dort hat sich die Zellproduktion aus Serienproduktionslinien verdoppelt und wir konnten seit September eine 50-prozentige Verbesserung der Produktionsausbeute erzielen.“
northvolt.com (schwedische Mitteilung), Info per E-Mail (Reaktion Northvolt Deutschland)
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