BMW macht Einkaufsvorstand Joachim Post zum Entwicklungschef
Offiziell hat der Aufsichtsrat mit den Entscheidungen „die personellen Weichen gestellt, um auch in Zukunft den Führungsanspruch des Unternehmens in den Bereichen Innovation und Technologie sicherzustellen“. Was in der Mitteilung des Unternehmens nicht erwähnt wird: Laut dem „Handelsblatt“ soll Post „ein aussichtsreicher Kandidat als Nachfolger von Vorstandschef Oliver Zipse“ sein – weshalb in Konzernkreisen von einer „richtungsweisenden“ Entscheidung die Rede sei.
Hintergrund der Personal-Rochade ist keine Unzufriedenheit mit dem aktuellen Entwicklungsvorstand, sondern die BMW-interne Altersgrenze für Vorstandsmitglieder. Bei BMW scheiden Vorstände in der Regel mit dem 60. Lebensjahr aus – oder es werden nur Ein-Jahres-Verträge unterzeichnet. Beim Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse hatte der Aufsichtsrat aber eine Ausnahme gemacht: Bei seinem Vertragsende 2026 ist Zipse 62 Jahre alt.
Für Frank Weber gab es hingegen keine Ausnahme. Weber hatte den Posten 2020 übernommen und erreicht nun diese Altersgrenze. „Frank Weber und das gesamte Entwicklungsressort haben in den vergangenen Jahren eine hervorragende Leistung vollbracht, um das zentrale Zukunftsprojekt von BMW zur Serienreife zu entwickeln: die Neue Klasse. Für diese Leistung gebührt Frank Weber unser aller Dank“, sagt Aufsichtsratschef Norbert Reithofer. „Wir wünschen ihm und seinem privaten Umfeld alles Gute für die Zukunft. Und gemeinsam mit dem Vorstand der BMW AG freuen wir uns auf den Start der Neuen Klasse Ende dieses Jahres.“
Joachim Post ist seit 2002 bei BMW und im Januar 2022 in den Vorstand berufen worden – für das Ressort Einkauf und Lieferantennetzwerk. Diesen kritischen Posten hatte der heute 53-Jährige also mitten in der Corona-Pandemie mit extrem volatilen Lieferketten und vor allem den branchenweit fehlenden Halbleitern übernommen – und seine Aufgabe als Krisenmanager gut gemacht. In der Folge kam BMW besser durch die Krise als etwa Mercedes-Benz und Audi.
Vor seiner Zeit im Vorstand hat der gebürtige Schwabe zahlreiche Posten bei BMW durchlaufen, er kennt das Unternehmen sehr gut. Er war zuvor unter anderem Leiter Produktlinie Mittelklasse BMW im Ressort Entwicklung sowie Leiter Fahrzeugstrategie, hat aber auch verantwortungsvolle Posten in den China-Joint-Ventures und war auch für die Kooperation mit Toyota zuständig. „Joachim Post hat in den vergangenen Jahren seine große technologische Kompetenz und Führungserfahrung unter Beweis gestellt“, so Reithofer.
Auch wenn Post laut dem „Handelsblatt“-Bericht als Zipse-Nachfolger gehandelt wird, ist noch nicht ausgemacht, dass er tatsächlich im Sommer 2026 als CEO übernimmt. Denn es werden auch Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic (56) und Personalchefin Ilka Horstmeier (55) als Kandidaten gehandelt – Post ist jedoch der jüngste der Drei und könnte den CEO-Posten lange bis zur Altersgrenze besetzen.
Als Nachfolger für Joachim Post wurde Nicolai Martin zum 1. Juni in den Vorstand der BMW AG berufen. Er ist derzeit Produktlinienleiter Oberklasse BMW, Rolls-Royce und hatte zuvor unterschiedliche Führungsfunktionen innerhalb des Entwicklungsressorts inne. Nach Stationen in den Bereichen Gesamtfahrzeug und Antrieb leitete er den Bereich Fahrerlebnis, der die Entwicklung der Fahrdynamik, aller Funktionalitäten des Fahrwerks und dem Automatisierten Fahren bündelt. „Mit Nicolai Martin zieht ein weiterer Ingenieur aus Leidenschaft in den Vorstand der BMW AG ein“, sagt Reithofer über die Personalie. „Mit seiner zusätzlichen betriebswirtschaftlichen Kompetenz ist er die richtige Besetzung für das Ressort Einkauf und Lieferantennetzwerk.“
0 Kommentare