Porsche verschiebt elektrischen 718-Nachfolger auf 2027
„Bei der elektrischen Baureihe im 718-Segment können auch wir uns dem Thema Verfügbarkeit von hochleistungsfähigen Zellen nicht entziehen“, sagte Porsche- und VW-Konzern-Vorstandschef Oliver Blume der „Automobilwoche“. Hier baue das Unternehmen gerade Alternativen auf. „Deshalb werden wir das Fahrzeug nun nach dem elektrischen Cayenne bringen.“
Auch in der Mitteilung zum Geschäftsbericht für 2024 wird die Verzögerung vom Unternehmen indirekt bestätigt: „Nach dem vollelektrischen Cayenne werden die vollelektrischen Sportwagen im 718-Segment vorgestellt“, heißt es dort – es wird zwar keine Jahreszahl genannt, aber da die Zweisitzer mehrfach für 2025 angekündigt wurden und der Cayenne auf Basis der weiterentwickelten PPE erst später vorgestellt werden sollte, ist klar, dass es sich um eine deutliche Verzögerung handelt.
Zwar gab es schon Ende vergangenen Jahres Berichte, dass die vermutete Verzögerung beim elektrischen 718-Nachfolger tatsächlich eintreffen dürfte (auch wegen der im November angemeldeten Chapter-11-Insolvenz von Northvolt in den USA), allerdings soll es auch Probleme mit einem nicht näher genannten „Bauteil im Antriebsstrang“ gegeben haben. In seinem aktuellen Statement lässt Porsche-CEO Blume aber keine Zweifel daran, dass es um die Verfügbarkeit der Batteriezellen geht.
Auch andere Elektro-Fahrzeuge werden derzeit neu geplant – gegenwärtig ist nur der für 2026 angepeilte Elektro-Cayenne als zweites PPE-Modell nach dem Macan gesetzt. Das Projekt K1, das einen elektrischen Siebensitzer-SUV aus dem Werk Leipzig als neues Topmodell ergeben sollte, wird wohl nicht wie geplant 2027 kommen – obwohl die Bauarbeiten für die eigene Produktionshalle schon weit fortgeschritten sind. „Der rein elektrische K1 wird kommen. Wir kalibrieren gerade die Abfolge der Modelle und analysieren die Märkte. Davon abhängig entscheiden wir über den Zeitpunkt der Markteinführung“, wird Blume von der „Automobilwoche“ zitiert.
Porsche hatte sich für den 718-Nachfolger auf die riskante Single-Sourcing-Strategie eingelassen, bei der eine wichtige und unersetzliche Komponente von nur einem Zulieferer bezogen wird – in diesem Fall die Batteriezellen. Bei seiner kleinsten Baureihe steht Porsche vor der Herausforderung, dass der zweisitzige Sportwagen nicht viel Platz für große Batteriepacks bietet. Wenn das Auto aber ähnlich kompakt ausfallen soll wie der Vorgänger (um auch einen gewissen Abstand zur Markenikone 911 zu wahren) und es gleichzeitig eine hohe Leistung und Reichweite bieten soll, sind nicht nur eine effizientes Packaging, sondern auch Batteriezellen mit hoher Energiedichte essenziell. Daher hatte sich Porsche auf die angekündigten Northvolt-Zellen verlassen. Nach der Episode um die V4Drive-Zellen von Varta für den 911 GTS t-hybrid ist das schon der zweite Fall in jüngster Zeit, bei dem Porsche mit dem Single-Sourcing-Ansatz Probleme bekommen hat.
Northvolt hat bekanntlich selbst mit dem im November gestarteten Restukturierungsverfahren nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts trotz erster Sanierungserfolge keine ausreichende Finanzierung einsammeln können. Daher haben auch die schwedische Muttergesellschaft sowie die in Schweden registrierten Tochtergesellschaften am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Dort übernimmt jetzt ein Treuhänder und geht die nächsten Schritte an – zur Sanierung oder auch dem (Teil-)Verkauf des Unternehmens. Die Töchter in Deutschland und Kanada sind nicht insolvent.
automobilwoche.de, porsche.com (Geschäftsbericht)
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