VW legt „Masterplan“ mit Empfehlungen an Bundesregierung vor

Mitten in den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD hat Volkswagen einen umfassenden Zwölf-Punkte-Plan vorgelegt. Das Papier mit dem Titel „Masterplan für einen wettbewerbsfähigen deutschen Automobilstandort“ wurde bereits den Verhandlungsspitzen der potenziellen Regierungsparteien übermittelt.

volkswagen wolfsburg 2019 01
Bild: Volkswagen

Am Freitag will VW es auch der Belegschaft vorstellen, wie das „Handelsblatt“ berichtet – der Wirtschaftszeitung lag das elfseitige Dokument vorab vor. Volkswagen formuliere darin „seine Erwartungen und Empfehlungen an die nächste Bundesregierung“. Dabei geht es den Wolfsburgern um „eine verlässliche Industriepolitik und eine wettbewerbsfähige Wirtschaftsumgebung“, aber ganz konkret auch um eine Förderung der Elektromobilität.

In dem Schreiben setzt sich der Konzern klar für die Elektromobilität als Antrieb der Zukunft ein – auch wenn bei einigen Marken die ambitionierten Planungen angesichts der Marktentwicklung inzwischen angepasst wurden. „Die Zukunft der individuellen Mobilität wird elektrisch sein“, so VW. „Das ist der schnellste und effizienteste Weg, den Verkehrssektor zu dekarbonisieren.“

Die Wolfsburger belassen es aber nicht bei derartigen Allgemeinposten, sondern werden in ihren Forderungen erstaunlich konkret. In dem Papier werden „gezielte steuerliche Anreize“ gefordert, heißt es in dem Bericht – dabei geht es VW um eine Befreiung für E-Autos von der Kfz-Steuer über 2030 hinaus und eine „stärkere steuerliche Differenzierung zwischen Verbrennern und Elektroautos, auch bei Dienstwagen“.

„Social Leasing“ und günstigere Ladepreise gefordert

Als weiteren Anreiz schlägt Deutschlands größter Autobauer ein „Social-Leasing“-Modell vor, um einkommensschwache Haushalte zum (günstigen) Umstieg auf E-Autos zu bewegen – Details hierzu werden in dem Bericht nicht genannt. Die Finanzierung solle aber ab 2026 „über den Klima-Sozialfonds der EU erfolgen und für alle Fahrzeugklassen gelten“. Auch wenn sich VW hier öffentlich für eine Förderung aller Fahrzeugklassen einsetzt, dürfte es bei einer gezielten Subvention für einkommensschwache Haushalte wohl eher um die günstigeren Elektro-Kleinwagen gehen – hier stehen mit den Serienversionen der Studien ID.2all und ID.EVERY1 in den kommenden Jahren wichtige Modellpremieren bei VW an.

Um die Elektromobilität attraktiver zu machen, müsse auch die Ladeinfrastruktur verbessert werden. Hier schlagen die Wolfsburger ganz konkret eine Schnellladerpflicht für Tankstellen vor – eine solche Pflicht hat die damalige Ampel-Regierung bereits im Mai 2024 beschlossen (mit Wirkung zum 1. Januar 2028) und im August vergangenen Jahres sogar noch gegen Kritik von Branchenvertretern verteidigt. Möglich ist also, dass es VW um strengere Vorgaben geht als von der Regierung bisher beschlossen. Außerdem soll das öffentliche Laden mittels steuerlichen Entlastungen günstiger gemacht werden.

Das große Aber: So schnell scheint der Konzern nicht mit steigenden Elektroauto-Zulassungen zu rechnen, denn parallel setzt sich VW dafür ein, dass der Anfang März von der EU-Kommission in Aussicht gestellte Aufschub bei den CO2-Flottengrenzwerten über drei Jahre sogar auf fünf Jahre ausgeweitet wird, um die Vorgaben einzuhalten. Zudem solle die nächste Bundesregierung Strafzahlungen für Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und Lkw in den Jahren 2025 und 2026 aussetzen. Und auch die Berechnung der Flottengrenzwerte an sich solle überarbeitet werden, etwa mit Blick auf Plug-in-Hybride und E-Fuels.

Weitere Forderungen betreffen die Produktion und Wirtschaftsumgebung an sich. Der Konzern fordert einen Industriestrompreis von rund sechs Cent pro Kilowattstunde, um in Europa wettbewerbsfähig produzieren zu können – ausdrücklich auch Batteriezellen. Und auch die politischen Rahmenbedingungen für autonomes Fahren und Software-definierte Fahrzeuge müssen „innovationsfreundlich“ sein, um den Entwicklungsstandort Deutschland zu stärken. Konkret geht es dem Unternehmen hier um schnellere Genehmigungsprozesse, gezielte Subventionen für Forschung und den Abbau regulatorischer Hürden, so das „Handelsblatt“.

Volkswagen selbst steckt mitten im Umbruch und stellt sich derzeit neu auf. In der Tarifeinigung kurz vor Weihnachten 2024 wurden Milliarden-Einsparungen und der Abbau von rund 35.000 Stellen bis Ende des Jahrzehnts beschlossen. Offiziell sollen zwar keine Werke in Deutschland geschlossen werden, einige Standorte gelten aber dennoch als angezählt und benötigen eine sichere Zukunftsperspektive.

Das „Handelsblatt“ sieht in dem Schreiben von VW an die Spitzen von Union und SPD mitten in den Koalitionsverhandlungen einen Beleg für die dramatische Lage bei VW – denn ein solcher Vorstoß eines einzelnen Unternehmens ist an sich schon höchst ungewöhnlich, erst recht in der aktuellen politischen Lage. Eigentlich würden Branchen und Interessensverbände (wie etwa der VDA) derartige Forderungen platzieren. „Der Schritt unterstreicht die Dringlichkeit, die VW-Konzernchef Oliver Blume dem Thema beimisst“, heißt es in dem Bericht.

handelsblatt.com

9 Kommentare

zu „VW legt „Masterplan“ mit Empfehlungen an Bundesregierung vor“
KBDCALLS
14.03.2025 um 10:53
Auch wenn die Autobauer dank Lobbyarbeit eventuell einen Aufschub bekommen sollten sie erst mal bei sich selbst anfangen.Dazu gehört zum BeispielWarum Autoverkäufer E-Autos oft nur widerwillig verkaufen Die Beratung bei E-Autos könnte deutlich besser seinhttps://www.elektroauto-news.net/news/autoverkaeufer-e-autos-haendlerKunden sind meist besser informiert als die Verkäufer,Ist eigentlich ein Armutszeugnis für Hersteller und Händler/Verkäufer.
tacjazo
14.03.2025 um 11:09
Die deutsche Autoindustrie ist aber auch ein Fähnchen im Wind. Erst setzen sie alles auf Elektro, dann widerrufen sie die eigenen Ziele, weil der E-Auto Absatz ein halbes Jahr schwächelt und die Bild-Zeitung massiv drüber herzieht. Dann meckern sie über Gewinneinbrüche, da die Chinesen keine Verbrenner mehr kaufen und jetzt wollen sie noch mehr staatliche Unterstützung? Liebe Leute, ihr habt euch von der öffentlichen Meinung in Deutschland leiten lassen und die weltweite Entwicklung ignoriert. Jetzt kommt aus dem Schlamassel bitte selber raus, indem ihr die lange von Habeck geforderten günstigen E-Autos baut.
erFahrer
17.03.2025 um 08:07
In D laufen die BEV von VW am besten lt. KBA. Wir sieht das in EU aus? Weltweit werden jeden Tag 2.000.000 kW (=Kernkraftsgröße) Photovoltaik installiert, Dieser Zuwachs an gigantischen Strommengen trägt VW kaum Rechnung. Wo sind die V2L Steckdosen? Wo der direkte Anschluss von PV für das Direktkaden. Weltweit verliert Öl seinen Wert, da unabhängig Energieversorgung per se den Planeten verändert. Das hat der Konzern wohl gut erkannt. Jetzt wäre es an der Zeit diese Mobilität ganzheitlich zu denken und handeln. Das heißt eben nicht an todgeweihten Tankstellen nun eine Pflicht zu Rettungsringen einzuführen die aus Beton sind (Preise bei Shell, Aral,Total,Esso) das bremst den Fahrzeugabsatz, auch weil es Netzkapazitäten vergeudet. Laden per Sonne, Wasser und Wind sind ideal, weltweit. Und wer ganzheitlich umsetzt hat die besten Chancen im Markt oben zu bleiben.
E. Wolf
17.03.2025 um 08:10
So ist VW gestrickt: Erstmal "Kohle" rüber, dann bewegen wir uns (vielleicht) - (Diesel-)Betrug können wir alleine, Transparenz stört.Dabei könnten wir bei ca. 16 Mio E/2FH extrem leicht die eMobilität - ohne Förderung - steigern: V2H, das eAuto als eHeimspeicher.Selbst die Bundesregierung schreibt in der Drucksache: 20/14985 vom 14.02.2025: Für V2H sind keine verbleibenden regulatorischen Hürden bekannt. (https://dserver.bundestag.de/btd/20/149/2014985.pdf - Seite 3/Mitte) !Also - eAuto Interessenten: - Fragt nach eAuto's, die die Nutzung des DC-Schützes nicht behindern - Fordert DC-BiDi-Wallboxen ein, 4,2 kW Ladeleistung reichen zu Hause idR aus.
Prof. Dr. Hans-Jürgen Pfisterer
17.03.2025 um 10:10
Meine Arbeitsgruppe an der Hochschule Osnabrück hat 2012 die erste bi-direktionale CCS-Schnellladesäule entwickelt, gebaut und seit dieser Zeit betrieben. Wir haben die Technologie 2016/17 VW vorgestellt. Das Interesse war sehr gering. Die heutige Norm weicht nur in kleinen Details von unserem Ansatz von 2012 ab. Wir könnten seit über zehn Jahren bi-direktionales Laden serienreif in Deutschland haben wenn die Automobilindustrie dieses zugelassen hätte. In dieser Zeit haben wir knapp 200 Produktentwicklungen meist energieeffiziente Antriebe und Leistungselektronik für die Industrie durchgeführt. Die bi-di CCS-Ladesäule wäre ein kostenloses Konjunkturprogramm und ein entsprechendes Werbemittel für die Elektromobilität gewesen. Leider bis heute kaum Interesse an dieser Technologie.
Berti
18.03.2025 um 11:58
Genauso kennt man die Autoindustrie, und ganz besonders VW. Wie ein Jagdhund, den man zur Jagd tragen muss. Muss er aber nicht, solange der Fressnapf immer wieder gefüllt wird. Bisher haben unsere Premiumhersteller (und VW) immer gut davon gelebt, übergroße, über -motorisierte und überteuerte Autos durch Firmenfahrzeuge (steuersubventioniert) in den Markt zu schieben. Privatleute kaufen sich dann die Autos gebraucht und wer noch weniger Geld hat dann eben, wenn sie alt sind. Und jetzt?
Richard
17.03.2025 um 12:54
Natürlich vertraue ich den Managern von VW. Die haben schließlich alles richtig gemacht. Prima Dieselskandal. Prima Modelle eingestampft. Prima neue Modelle die massenhaft Kunden kaufen wollen. Mit einer Software von übermorgen…
Markus
17.03.2025 um 13:58
Natürlich will VW erst den großen Run auf E Fahrzeuge wenn sie auch die entsprechenden Fahrzeuge haben. Davor doch bitte erst noch schön an den Flottengrenzwerten schrauben und feste Verbrenner verkaufen. Nicht das man aus versehen was von anderen Konzernen kauft.
sig
18.03.2025 um 02:51
eine Art Merit-Order für Transport-Energie; je kWh.

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