Hoffnung für Canoo?
Mit dem Erwerb der Vermögenswerte für vier Millionen Dollar würde das von Aquila geführte Finanzunternehmen WHS Energy Solutions Canoo auch elf Millionen Dollar Schulden erlassen, die Canoo vor der Insolvenz geliehen wurden. Zwar scheint der Kaufpreis sehr gering, da im Februar vor dem Insolvenzgericht noch von 145 Millionen Dollar an Vermögenswerten die Rede war. Der Konkursverwalter hält den Verkauf an Aquila allerdings für die „beste Vorgehensweise“. So fehlt Canoo selbst das Geld, das „zur Aufrechterhaltung der Integrität der Vermögenswerte notwendig“ sei. Und die Pleiten weiterer EV-Startups hätten zu einem „Überangebot an Elektroauto-bezogenen Vermögenswerten“ geführt – weshalb die Preise niedrig seien.
Interessenten könnten demnach bis zum 28. März „höhere und bessere Angebote“ für die Vermögenswerte des Unternehmens einreichen. Ist das nicht der Fall, würde WHS Energy Solutions die Produktionsanlagen, fertigen Fahrzeuge, das geistige Eigentum, Verträge sowie weitere Lagerbestände und Vermögenswerte von Canoo übernehmen, jedoch keine Pachtverträge oder die Haftung für die Forderungen anderer Gläubiger.
Canoo hatte vor seiner Insolvenz nur wenige E-Transporter an einige staatliche Stellen ausgeliefert, unter anderem an das Verteidigungsministerium, den US-Postdienst USPS und die Nasa. Genau dort will Aquila offenbar ansetzen. Gegenüber dem Konkursverwalter gab Aquila als ein Hauptmotiv an, dass es sein Wunsch sei, „Canoos Verpflichtung nachzukommen, Dienstleistungen und Unterstützung für bestimmte Regierungsprogramme bereitzustellen“. Auf eine Anfrage von TechCrunch hat Aquila allerdings nicht reagiert. Nach der Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump ist die Zuverlässigkeit staatlicher Abnehmer vorerst fraglich.
Die Hoffnung für eine Wiederaufnahme des Betriebs von Canoo scheint also vorerst gering, es könnte aber unter neuem Namen weitergehen. Ohne Stellungnahme von Aquila bleiben dessen genaue Pläne aber vorerst unklar. Mit Neuigkeiten ist Ende März zu rechnen, wenn die Bieterfrist abläuft.
Canoo wurde einst als Evelozcity gegründet und in den Anfangsjahren unter anderem von den deutschen Automanagern Ulrich Kranz, Stefan Krause und Karl-Thomas Neumann geleitet, die später aber alle das Unternehmen verlassen haben. Auf Basis einer eigens entwickelten Skateboard-Plattform sollten vier für den urbanen Einsatz optimierte E-Fahrzeuge entwickelt werden, die ausschließlich im Abo angeboten werden sollten. Finanzexperte Tony Aquila war 2020 im Zuge des SPAC-Börsengangs an Bord gekommen und übernahm 2021 den CEO-Posten – Aquila war auch einer der größten Investoren von Canoo. Unter seiner Führung wurde der einstige Abo-Fokus verworfen und auch Partnerschaften zum Bau von E-Fahrzeugen anderer Hersteller auf der Canoo-Plattform wurden gekündigt – da dies knapp nach dem Börsengang geschah und das nicht im IPO-Prospekt angekündigt war, musste Canoo später eine Millionen-Strafe zahlen. Den angepeilten Ausliefer-Termin für die Fahrzeuge hat das Unternehmen aber nie wirklich einhalten können, was dann Anfang des Jahres zur Insolvenz geführt hat.
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