Audi streicht 7.500 Jobs, bekennt sich aber zu deutschen Standorten

Bei Audi haben das Management und der Betriebsrat ein Sparpaket geschnürt, das in Deutschland den Abbau von bis zu 7.500 Stellen bis 2029 vorsieht. Werksschließungen wie bei VW sind dagegen kein Thema. Im Gegenteil: Die Ingolstädter wollen die deutschen Standorte stärken, allerdings sollen dort Verbrenner länger laufen als bisher geplant.

Bild: Audi

Audi begegnet seiner aktuellen Krise mit Stellenstreichungen, abgespeckten Mitarbeiterboni und Vorstandsgehältern, aber auch mit Investitionszusagen für die deutschen Standorte. Außerdem verspricht das Management, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten und den Stellenabbau abzumildern, indem bislang teuer ausgelagerte Tätigkeiten wieder in das Unternehmen zurückgeholt werden (vor allem Entwicklungsleistungen). Ziel ist es laut den am Montag präsentierten Sparplänen der VW-Tochter, an den deutschen Standorten Neckarsulm und Ingolstadt jährlich rund eine Milliarde Euro pro Jahr einzusparen.

Gleichzeitig will Audi bis 2029 rund acht Milliarden Euro in die deutschen Werke investieren – größtenteils in die Elektromobilität. Erste grobe Vorhaben macht Audi direkt publik: So soll im Werk Neckarsulm künftig ein noch nicht näher bestimmter E-Audi hergestellt werden. Aktuell wird im Neckarsulmer Hauptwerk kein Elektromodell gebaut, nur in der angegliederten Manufaktur Bölliger Höfe wird das Audi-Topmodell e-tron GT montiert. Auch in seinem Stammwerk in Ingolstadt will Audi ein weiteres Elektromodell neben dem A6 e-tron und dem Q6 e-tron fertigen – konkret ein Stromer „im Einstiegssegment“. Das letzte Wort hierbei hat aber die Planungsrunde des Volkswagen-Konzerns. Klar ist deshalb auch bereits: Sollte Neckarsulm das Elektromodell doch nicht bekommen, verpflichtet sich das Management, einen mit 250 Millionen Euro gefüllten Transformationsfonds für den Standort zu füllen.

Was Ingolstadt angeht, wird die Verbrennerproduktion doch nicht 2030, sondern nach aktuellem Stand erst 2033 auslaufen. Audi gibt zudem an, doch noch länger in die Verbrenner-Technologie zu investieren zu wollen als ursprünglich geplant. Eigentlich sollte die Weiterentwicklung von Autos mit Benzin- und Dieselantrieben ab 2026 eingestellt werden. Diese Schritte legen nahe, dass bei der VW-Tochter auch der übergeordnete Plan wackelt, ab 2033 in Europa nur noch Elektroautos zu verkaufen – also zwei Jahre bevor dies nach aktuellem Stand gesetzlich vorgeschrieben ist.

Was den Stellenabbau angeht, will Audi vor allem Bereiche außerhalb der Produktion in den Fokus nehmen – und gestaffelt vorgehen: 6.000 Stellen sollen bis Ende 2027, jeweils 750 in den beiden Jahren danach wegfallen. Die Beschäftigungssicherung verlängern die Ingolstädter gleichzeitig um vier Jahre bis Ende 2033, so dass der Personalabbau nur sozialverträglich erfolgen muss.

Dass es bei Audi nicht weitergehen kann wie bisher, ist schon länger klar. Im Februar schaffte die VW-Tochter eigens eine Organisations-Einheit für Transformation. Aufbauend auf der zum Jahreswechsel eingeführten Baureihenorganisation kündigten die Ingolstädter an, „mit einer effizienteren Organisation und weniger Komplexität“ das Tempo zu erhöhen. Schon zu diesem Zeitpunkt machte der Autobauer klar, dass der Umbau aber auch Arbeitsplätze kosten werde.

Die Zeit drängt, denn der Absatz ist bei Audi auffällig rückläufig: 2024 waren es 1,67 Millionen Einheiten oder zwölf Prozent weniger als 2023. Davon wiederum waren 164.500 Elektroautos (-7,8 %), was einem E-Auto-Anteil von etwas unter zehn Prozent entspricht. Vor allem auf den einst wichtigen Märkten USA und China hat Audi massive Probleme. In China wird nun der Versuch gestartet, mit der Submarke AUDI E-Autos ohne die vier Ringe an der Front zu verkaufen, um den Trend umzukehren. Und da Audi – anders als Mercedes und BMW – kein US-Werk hat, wären die Ingolstädter von einer Eskalation im Zollstreit stärker betroffen. Es wird zwar über eine US-Fertigung (gemeinsam mit Porsche, das vor den gleichen Problemen steht) nachgedacht, ein Werksbau kostet aber viel Geld und dauert eine ganze Weile.

Mit dem Sparkurs soll Audi wieder höhere Renditen erzielen, im Konzern ist wohl von „höheren einstelligen Umsatzrenditen“ bis zum Ende des Jahrzehnts die Rede. In den ersten drei Quartalen 2024 kam Audi nur noch auf 2,5 Prozent, was in der Branche selbst für Volumenhersteller als zu niedrig gilt. Die Geschäftszahlen für das vierte Quartal und Gesamtjahr 2024 legt Audi im Laufe des Tages vor.

„In Zeiten des Umbruchs ziehen Unternehmensleitung und Betriebsrat an einem Strang“, sagt Audi-CEO Gernot Döllner zum aktuellen Stand. „Mit der klaren Vereinbarung stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherheit von Audi gleichermaßen. Gemeinsam setzen wir ein deutliches Zeichen für mehr Fokussierung, Effizienz und Wirtschaftlichkeit an den deutschen Standorten. Damit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, um die Transformation an den Inhalten ausgerichtet fortzusetzen.“

Sparen muss derweil fast die ganze Branche – dafür stehen umfassende Jobabbau-Programme etlicher hiesiger Hersteller: Bereits Ende 2024 hatte Volkswagen den Abbau von rund 35.000 Arbeitsplätzen in Deutschland publik gemacht, auch bei Porsche und Mercedes sowie bei den Zulieferern wie Bosch, ZF und Continental werden tausende Jobs eingespart.

spiegel.de, handelsblatt.com, audi-mediacenter.com

1 Kommentar

zu „Audi streicht 7.500 Jobs, bekennt sich aber zu deutschen Standorten“
gerd
18.03.2025 um 11:49
so wird also F1 finanziert

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