Beyond Aero optimiert seinen Brennstoffzellen-Jet

Das französische Startup Beyond Aero hat sein Wasserstoff-elektrisches Leichtflugzeug verbessert, treibt die Zertifizierung voran und hat sich die Unterstützung von führenden Köpfen aus der Branche gesichert.

Bild: Beyond Aero

Seit der Vorstellung des ursprünglichen Konzepts in Le Bourget im Juni 2023 hat Beyond Aero zahlreiche Verbesserungen vorgenommen, um die Zertifizierung und Kommerzialisierung zu beschleunigen. Ziel des Unternehmens ist es, bis 2030 den ersten zertifizierten Wasserstoff-elektrischen Leichtjet zu liefern.

Das BYA-1 genannte Modell ist laut Beyond Aero das erste elektrische Leichtflugzeug, das für den Antrieb mit einer Brennstoffzelle konzipiert wurde und eine für gasförmigen Wasserstoff optimierte Clean-Sheet-Architektur aufweist. Das BYA-1 bietet Platz für sechs Passagiere und erzielt bei einer Reisegeschwindigkeit von 310 Knoten (rund 575 km/h) eine Reichweite von 800 nautischen Meilen (knapp 1.500 Kilometer). Mit dieser Reichweite sind laut Beyond Aero rund 80 Prozent der europäischen Flugrouten abgedeckt.

Anders als die gehypten Flugtaxis startet und landet das Modell konventionell auf Start- und Landebahnen. Aber: Es benötigt eine Startbahn von nur 620 Meter Länge und kann dadurch auch Flughäfen mit einer sehr kurzen Start- und Landebahn wie z.B. den London City Airport nutzen.

Bemannter Testflug bereits durchgeführt

Das Unternehmen hat bereits Absichtserklärungen im Wert von 914 Millionen Dollar für den Kauf von 108 solcher Flugzeuge vorliegen. Vor kurzem hat Beyond Aero zudem seinen ersten bemannten, vollständig Wasserstoff-elektrischen Testflug in Frankreich durchgeführt.

Zu den wichtigsten Verbesserungen gegenüber des 2023 vorgestellten Konzepts gehört u.a. ein batterieloses Wasserstoff-Brennstoffzellensystem mit eingebauter Redundanz: Die modulare Architektur mit zwei elektrischen Triebwerken, die von unabhängigen Triebwerkskanälen angetrieben werden, soll die Ausfallsicherheit und Skalierbarkeit erhöhen und übertreffe „die Sicherheitsstandards der Branche“, so das Unternehmen. Die Leistung des Brennstoffzellen-Stacks wurde dabei auf 2,4 Megawatt erhöht.

Weiterhin wurde die Platzierung der Tanks für gasförmigen Wasserstoff für mehr Sicherheit optimiert: Die 700-bar-Treibstofftanks sind nun oberhalb der Flügelkastenstruktur integriert, was die Crashsicherheit erhöhe. Durch den Verzicht auf Hochdruck-Kraftstoffleitungen innerhalb der Druckkabine soll die Konstruktion das Risiko minimieren und entspricht den Sicherheitsprotokollen der Luft- und Raumfahrt.

Außerdem sollen integrierte elektrische Mantellüfter die Antriebseffizienz und Leistung unter extremen Bedingungen verbessern. Eine speziell entwickelte Full Authority Digital Engine Control sorgt für präzise Leistung in allen Flugphasen. Dieses System wird im Rahmen eines TC-Engine-Rahmens zertifiziert und soll einen neuen Maßstab für elektrische Antriebe setzen.

Diese technischen Entscheidungen sollen zugleich zu deutlich niedrigeren Wartungs- und Betriebskosten führen. Laut Beyond Aero profitiert das BYA-1 Leichtflugzeug von einem vereinfachten vollelektrischen Antriebsstrang mit 90 Prozent weniger beweglichen Teilen, der eine Hochtemperaturturbine überflüssig macht und ein modulares Triebwerkswechselsystem für eine einfache Überholung bietet. Diese Konstruktion verringere die Komplexität der Wartung erheblich, senke die Betriebskosten um bis zu 55 Prozent und gewährleiste gleichzeitig eine höhere Zuverlässigkeit für die Betreiber von Geschäftsflugzeugen, so Beyond Aero.

Um bei der Zertifizierung schnell voranzukommen, hat Beyond Aero einen beratenden Expertenausschuss zusammengestellt, der sich aus Führungskräften und Ingenieuren führender Luft- und Raumfahrtunternehmen und Interessengruppen der Luftfahrt zusammensetzt.

Da die CS-23-Vorschriften wasserstoffbetriebene Flugzeuge noch nicht berücksichtigen, arbeitet Beyond Aero mit der Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) zusammen, um sicherzustellen, dass sein Flugzeug die strengen Sicherheits- und Zertifizierungsstandards erfüllt. „Beyond Aero schafft einen Präzedenzfall für die Zertifizierung von wasserstoffelektrischen Flugzeugen“, sagt Walter Filho, Leiter der Abteilung Zertifizierung bei Beyond Aero. „In enger Zusammenarbeit mit der EASA gestalten wir die regulatorischen Wege, die eine sichere und effiziente Einführung des Wasserstoffantriebs in der Luftfahrt ermöglichen werden.“

Beyond Aero wurde 2020 gegründet. Das Startup mit Büros in Toulouse, Paris und Los Angeles verfügt über ein Team von mehr als 70 Ingenieuren aus führenden Luft- und Raumfahrtunternehmen, 30 weitere sollen bald hinzukommen. Beyond Aero hat bislang über 44 Millionen Dollar an Finanzmitteln erhalten, die von Investoren wie Giant Ventures, Bpifrance und früheren Unterstützern wie Initialized Capital, Female Founders Found und 7 Percent Ventures bereitgestellt wurden.

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2 Kommentare

zu „Beyond Aero optimiert seinen Brennstoffzellen-Jet“
ganzjahresreichweite
24.03.2025 um 10:05
Die Gastanks für H2 an den Flügelenden sehen nicht sehr groß aus. Mit Hilfe von KI kann man einen Bestcase Verbrauch von 30kg H2 pro Stunde für so ein Flugzeug ableiten und worstcase 50kg/h. Für die angegebene Reichweite wären das bestcase ca. 100kg. Ein H2 Drucktank wiegt dann ca. 1,8t, und das an den Flügelspitzen. Wenn man sich die Tankgrößen von z.B. Voith ansieht, sind das auf dem Bild niemals 100kg Tanks. Die Reichweite dürfte dann eher 1h bzw. ca. 500km sein. Sorry, aber das ist für mich nur rendering kombiniert mit Reichweiten, die dann irgendwann in 2050 erreichbar wären und dann doch vermutlich nur mit flüssigem H2.
Heiko
24.03.2025 um 10:25
"Die 700-bar-Treibstofftanks sind nun oberhalb der Flügelkastenstruktur integriert" , das werden also die Wülste am Rumpf über den Flügeln sein .

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