Bild: We Drive Solar, Linkedin
InterviewInfrastruktur

Wie sich V2G-Laden und Carsharing koppeln lassen – Sechs Fragen an Robin Berg von We Drive Solar

Bidirektionales Laden – das ist nicht nur ein Use Case für die heimische Garage. Robin Berg von We Drive Solar ist überzeugt, dass sich Vehicle-to-Grid auch im stationären Carsharing bewähren kann. Er gehört zu den innovativen Köpfen hinter einem Utrechter Carsharing- und Ladeprojekt, das mit 500 E-Autos Menschen mobil und gleichzeitig das Stromnetz widerstandsfähiger machen will.

Robin Berg ist CEO von We Drive Solar und schickt sich an, mit Gleichgesinnten der Firmen MyWheels, Renault und der Stadt Utrecht den ersten groß angelegten Carsharing-Dienst mit V2G-Technologie in Europa zu starten. Dazu liefert Renault 500 Exemplare seines R5 E-Tech zu, der bekanntlich mit marktreifer Vehicle-to-Grid (V2G)-Technologie ausgestattet und damit in der Lage ist, an einer entsprechend V2G-fähigen Ladestation Strom zurück ins Netz zu speisen.

Und genau hier kommt We Drive Solar ins Spiel. Bergs Firma ist in dem Projekt für die bidirektionalen AC-Ladestationen zuständig. Die ersten 60 Einheiten werden diesen Monat in Utrecht installiert. Experimentiert wird in diesem Bereich bereits seit Jahren. Mit den 500 Renault 5 wird das Projekt nun aber auf die nächste Ebene gehoben. Vor der Fachkonferenz „Vehicle2Grid“, die Anfang April stattfindet, haben wir uns mit Robin Berg darüber unterhalten, was bidirektionales Laden in der Öffentlichkeit bringen kann – und was es bedingt.

Herr Berg, der Renault 5 ist das erste E-Auto mit marktreifer Vehicle-to-Grid (V2G)-Technologie an Bord. Ladeinfrastruktur-seitig waren Sie längst bereit. Wie lange haben Sie auf diesen Durchbruch im Pkw-Markt gewartet?

Wir haben zehn Jahre lang darauf gewartet. Unser erster V2G-Test fand bereits 2014 statt. Seitdem haben wir eine Menge kleinerer und größerer Tests durchgeführt. Mit dem R5 können wir nun endlich die V2G-Technologie in den Niederlanden und in ganz Europa einführen.

Bisher wurde bidirektionales Laden vor allem in Verbindung mit privaten Ladern gedacht – eben dort, wo das Auto lange steht. Sie starten nun den Bau eines neuen öffentlichen, V2G-fähigen Laders – ist dabei technisch oder kommunikationsseitig etwas Besonderes zu beachten?

Ja: Ein öffentliches bidirektionales Ladegerät muss die höchsten Standards in Bezug auf Sicherheit und Cybersicherheit erfüllen. Wir haben in diesen Bereich investiert, um das widerstandsfähigste V2G-AC-Ladegerät auf dem Markt zu haben.

Sind Carsharing und bidirektionales Laden kein Widerspruch? Für den Betreiber ist es ja lukrativ, wenn die Pkw möglichst wenig stehen, während für das bidirektionale Laden der Stillstand mit angestecktem Ladekabel Voraussetzung ist.

Auch Carsharing-Autos stehen die meiste Zeit still, so dass V2G für einen Carsharing-Betreiber sehr sinnvoll ist, da das Auto auch dann noch etwas Geld einbringt, wenn es eben stillsteht.

Wir nehmen an, dass es kein Zufall ist, dass Utrecht als Standort für das Projekt gewählt wurde?

Nein, unser Unternehmen ist in Utrecht angesiedelt, und Utrecht hat große Ambitionen in Bezug auf saubere Mobilität und Energie.

Können Sie uns generell etwas zu den Ambitionen der Niederlande bei der V2G-Technologie sagen? Und wie sieht es dort mit dem regulatorischen Rahmen aus? In Deutschland hakt es ja noch genau bei Letzterem.

Die Niederlande sind das Land mit den meisten Sonnenkollektoren pro Einwohner weltweit! Darüber hinaus bauen die Niederländer massive Windenergieprojekte in der Nordsee. Im Ergebnis wird unser Land im Jahr 2025 zu mehr als 80 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Dafür brauchen wir eine Menge Energiespeicher. Wenn wir dies mit V2G erreichen, können wir jeden rund um die Uhr mit billiger und sauberer Energie versorgen, und dies wird dann der Fahrplan für alle Länder sein, die Solar- und Windenergie, die bei weitem billigsten Formen der Energieerzeugung, ausbauen.

Wie schnell wird sich V2G in Ihren Augen in Europa und weltweit etablieren? Und wo sehen Sie den künftigen Anwendungs-Fokus? Im Privaten oder in der Öffentlichkeit?

Ich denke, dass der Durchbruch von V2G in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts, also ab diesem Jahr, erfolgen wird. Der Schwerpunkt wird zunächst auf Haushalten und Flotten liegen. Das können sowohl kommerzielle als auch öffentliche Flotten sein.

Das Interview ist Teil der Medienpartnerschaft von electrive mit der „Vehicle2Grid“ vom 02. bis 03. April in Aachen. Die Präsentation des Utrechter Projekts durch Robin Berg findet am 02. April um 15.10 Uhr statt.

1 Kommentar

zu „Wie sich V2G-Laden und Carsharing koppeln lassen – Sechs Fragen an Robin Berg von We Drive Solar“
E. Wolf
20.03.2025 um 08:11
Glückwunsch nach Utrecht und an Robin Berg. Hier kommt zusammen, was auch in DE nötig wäre: - Politsiche Unterstützung durch eine Gemeinde - Ein Netzbetreiber der wirklich technologieoffen Lösung sucht - Ein Betreiber, der einen Bedarf (Mobilität/Carsharing) mit einer verbleibenden-24/7 Nutzung der eAuto's kombiniert. Auf die weiteren Erfahrungen darf man/frau gespannt sein.

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