SungEel stoppt Batterie-Recycling-Projekt in Gera

Der südkoreanische Recycling-Spezialist SungEel HiTech wollte ursprünglich zusammen mit Samsung eine Batterie-Recyclinganlage in Thüringen errichten, konkret im Gewerbegebiet Gera-Cretzschwitz. Aus der geplanten Anlage wird jedoch nichts mehr.

Bild: SungEel

Wie SungEel mitteilt, hat der Vorstand das Projekt gestoppt, womit auch ein Rückzug aus Thüringen einhergeht.  Die Entscheidung sei Teil einer globalen Strategieanpassung. „Aufgrund der aktuellen weltwirtschaftlichen Entwicklung haben wir uns entschlossen, das geplante Projekt in Gera nicht weiterzuverfolgen“, wird ein Sprecher zitiert. Das Unternehmen begründete den Rückzug mit sinkenden Metallpreisen für Nickel, Kobalt und Lithium sowie einer geringeren Nachfrage nach Batterien aufgrund der Marktlage.

SungEel und Samsung hatten das Projekt im September 2023 angekündigt. Demnach sollte der Baustart für das 45-Millionen-Euro-Projekt im März 2024 erfolgen, die erste Produktionslinie sollte schon Anfang 2025 in Betrieb gehen, zwei Jahre später die zweite. Allerdings hatte sich der Bau verzögert, weshalb zuletzt von einer Inbetriebnahme der ersten Linie im Jahr 2027 ausgegangen wurde. Geplant war eine Anlage, in der alte Batterien zerlegt und die Rohstoffe für die weitere Verarbeitung vorbereitet werden sollten.

Allerdings gab es bis heute keine finale Genehmigung: Nachdem der Stadtrat im September 2023 grundsätzlich seine Zustimmung signalisiert hatte, begann das Genehmigungsverfahren. Das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) prüfte seitdem, ob das Vorhaben die Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) erfüllt.

Am 19. März habe der Investor die Stadt über die Entscheidung informiert, wie die Geraer Stadtverwaltung mitteilt. „Für den Wirtschaftsstandort Gera ist diese Entscheidung natürlich bedauerlich. Allerdings ist es dem Investor auch nicht gelungen, die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt von dem Projekt zu überzeugen“, sagt Oberbürgermeister Kurt Dannenberg. „Nach fast anderthalb Jahren sind noch viele Fragen ungeklärt und auch eine vom Stadtrat geforderte freiwillige Umweltverträglichkeitsprüfung wurde bis dato nicht eingeleitet. Diese hätte Vertrauen in das Vorhaben schaffen können.“ Künftige Ansiedlungen sollen sorgfältiger und besser kommuniziert werden, so der Oberbürgermeister.

Gegen das umstrittene Projekt hatte sich etwa eine Bürgerinitiative gegründet. Beim Landesamt für Umwelt und Bergbau gingen über 7.000 Einwendungen ein, die laut einer DPA-Meldung größtenteils auf die Bürgerinitiative zurückgehen sollen. Dieser Punkt und die damit verbundene, schleppende Umsetzung dürfte vermutlich den Investor aus Südkorea gestört haben: Denn laut dem MDR werden sich SungEel „demnächst nach neuen Möglichkeiten für Batterierecycling in Deutschland umsehen“.

verkehrsrundschau.de, mdr.de, gera.de

9 Kommentare

zu „SungEel stoppt Batterie-Recycling-Projekt in Gera“
Hans aus Gera
25.03.2025 um 13:02
Zitat OB "[...] Allerdings ist es dem Investor auch nicht gelungen, die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt von dem Projekt zu überzeugen.“ Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gera haben in der BTW2025 zu 42,2% ihre erste und zu 40,5% ihre zweite Stimme einer braunen Partei gegeben. Internationale sowie nationale Investoren tun gut daran, sich eine Region auszusuchen, welche Innovation, Progression und Internationalität lebt. Die Stadt und Region um Gera lebt jedoch Exnovation, Deprivation und Bildungsresistenz.
Mascar Pone
26.03.2025 um 08:30
Traurig aber wahr. Vielleicht wird E. Murks seine GIGA-factory von Berlin nach Gera verlegen? Dort stört sich niemand an hochgereckten Armen.
Lars vom Lande
26.03.2025 um 08:00
Und bei alldem darf natürlich nicht vergessen werden, dass die Bläulichbraunen und ihre Wähler:innen wie immer die Opfer sind. Im Zweifel ist einfach die EU Schuld. Das zieht immer.
Hermann
26.03.2025 um 09:52
wieder einen Investor und potenziellen Arbeitsgeber vergrault....Ich hab ja meinen Job und Einkommen. Wenn sich dann etwas ändert, müssen die anderen es richten....
KKlausi
27.03.2025 um 13:38
Zitat Art. 20 GG (2)Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.Wenn es demjenigen noch was wert ist, dann findet euch damit ab! Und Gera hat dagegen gekämpft und was erreicht. Es entspricht dem Interesse der Einwohner.
Bernd Marscheider
28.03.2025 um 22:48
Humbug jedesmal den Paragraph 2 GG anzuführen! Nach ihrer Logik dürfte auch nur Paragraph 1 der STVO reichen . Jeder fährt dann wie er will.Die nachfolgenden Generationen haben auch ein Recht auf gesunde Luft und eine intakte Umwelt!! Das sagt nicht nur der gesunde Menschenverstand sondern auch das Bundesverfassungsgericht.
KKlausi
29.03.2025 um 19:45
Natürlich, ich befürworte ebenfalls Umweltschutz und eine nachhaltige Struktur.Doch befinden wir uns wirklich auf dem richtigen Weg mit unseren Elektroautos? Wenn ich dran denke, dass die Fahrzeuge nach ca. 10 Jahren einen wirtschaftlichen Totalschaden erleiden aufgrund von Batterieversagen. Bei Bränden kaum beherrschbar sind und ein erhebliches Risiko darstellen. Die Entsorgung der Akkus als Sondermüll gilt.Dann steht der Verbrenner eindeutig besser da. Den kann ich auch in 2 Minuten tanken und brauche kein Klappfahrrad mitnehmen, weil die nächste Ladesäule so weit entfernt ist. Also wofür dann ein Batterieentsorgungswerk, welches eh nach 10 Jahren als günstige Immobilie zu erwerben ist?Ja, die Verbrenner stinken so fürchterlich. Derzeit ist es besonders schlimm, da so viele alte Turbodiesel rumfahren, welche damals einen regelrechten Hype erfahren haben … beschissen wurde da wohl auch …Schonmal mit synthetischen Kraftstoffen beschäftigt? Wenn der Wirkungsgrad noch verbessert wird, eindeutig der bessere Weg. Dies kombiniert mit sehr lang haltenden Fahrzeugen ( >20 Jahre), einfache robuste Technik mit guten Abgasreinigungssystemen. Denke da ist die Gesamtenergiebilanz deutlich besser im Gegensatz zu E-Wegwerfautos
Hans aus Gera
27.03.2025 um 20:46
Dann sollte im Interesse des Förderalismus im Gegenzug die Transferleistungen nach Gera gekürzt werden. Wenn Bürgerinnen und Bürger von Gera bewusst private Investoren vergraulen, sollten Investitionen des Landes und des Bundes in die Region Gera sofort zurückgefahren werden. Anders gesprochen: entfallene Gewerbeeinnahmen der Stadt wegen schwurbelnden Wutbürgern dürfen nicht durch Überschüsse von Gutbürgern ausgeglichen werden.
KKlausi
28.03.2025 um 09:16
Wenn man Ihren Vorschlag zu Ende denkt und konsequent auf alle Bereiche anwendet, sähe es in anderen Bereichen der BRD äußerst düster aus. Dazu zähle ich auch die z.T. bewusste Unfähigkeit des Bundes in gewissen Bereichen, wo das Geld einfach versickert. Von der Neuverschuldung ist da nicht einmal die Rede.

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