Daimler Truck schickt Wasserstoff-Lkw zu Tests in die Alpen
Der Stuttgarter Hersteller gab vor einem Dreivierteljahr bekannt, die ersten fünf Vorserien-Exemplare des GenH2 nach langen, internen Testfahrten in die Kundenerprobung zu schicken. Ein Jahr wird das Quintett auf seine Alltagstauglichkeit getestet. Die Reichweite des Fahrzeugs soll über 1.000 Kilometer betragen, wie Daimler Truck im vergangenen September selbst demonstriert hatte: Mit einer Tankfüllung kam ein straßenzugelassener Prototyp 1.047 Kilometer weit. Nun folgte mit der Wintererprobung ein weiterer wichtiger Baustein im Entwicklungsprozess – zumal sich hier bereits die nächste Prototypen-Generation beweisen musste.
Konkret schickte Daimler Truck zwei Fahrzeuge der nächsten Entwicklungsstufe an den Simplonpass im schweizerischen Wallis, um unter widrigen Bedingungen bei Kälte und Schnee sowie inmitten der bergigen Topografie die Limits des Wasserstoff-Lkw auszuloten. „Bei der Weiterentwicklung unseres Mercedes-Benz GenH2 Trucks knüpfen wir nahtlos an die Erfahrungen der ersten Prototypengeneration an und können so die verbesserte Technologie von Anfang an unter Extrembedingungen testen“, erklärt Rainer Müller-Finkeldei, Leiter Mercedes-Benz Trucks Product Engineering. Mit einer Passhöhe von über 2.000 Metern über dem Meeresspiegel und einem Aufstieg von 600 auf 2.000 Meter Höhe habe die Strecke über den Simplonpass gute Voraussetzungen geboten, um das Zusammenspiel des Brennstoffzellenaggregats mit weiterentwickelten Komponenten zu testen.
Während der Erprobung wurde etwa das Zusammenspiel aller wesentlichen Komponenten geprüft, darunter die Brennstoffzelle, die Hochvolt-Batterie, die E-Achse, das Tanksystem und das Thermomanagement. Ein besonderer Fokus lag den Verantwortlichen zufolge dabei auf dem Einsatz des topografieabhängigen Tempomats („Predictive Powertrain Controls“). Ziel sei es dabei gewesen, die Batterie in Kombination mit der Brennstoffzelle effizient einzusetzen, sowohl was den Abruf der Energie für den Vortrieb als auch die Rekuperation bei Abwärtsfahrten betrifft.
Die beiden Wasserstoff-Lkw absolvierten so in einem Zeitraum von 14 Tagen ein ausgiebiges Testprogramm mit bis zu 40 Tonnen Gesamtfahrzeuggewicht. Sie legten nach Herstellerangaben insgesamt 6.500 Kilometer zurück und überquerten dabei Passstraßen mit einem Gesamtanstieg von 83.000 Höhenmetern. Als besonders herausfordernd beschreiben die beteiligten Entwickler die circa 20 Kilometer langen Passauf- und -abfahrten mit einem Steigungsgrad von 10 bis 12 Prozent, die sich auf eine Distanz von insgesamt 1.600 Kilometern aufsummierten. Betankt wurden die Brennstoffzellen-Lkw während der Wintererprobung über eine mobile Wasserstofftankstelle von Air Products.
Bei der Entwicklung des GenH2 erhält Daimler Truck übrigens öffentliche Unterstützung: Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie die Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sagten dem Hersteller im Herbst 2024 Fördermittel in Höhe von insgesamt 226 Millionen Euro zu. Die Zuschüsse sind konkret für die Entwicklung, Kleinserienproduktion und den Kundeneinsatz von 100 Brennstoffzellen-Lkw vorgesehen. Die Sattelzugmaschinen werden im Mercedes-Benz Werk Wörth gebaut und sollen ab Ende 2026 bei verschiedenen Kunden in den Praxisbetrieb gehen.
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