Teure Expansion: Fastned weitet Verlust auf 26,6 Millionen Euro aus

Fastned will in Europa bis 2030 auf 1.000 Ladeparks kommen. Aus dem aktuellen Geschäftsbericht geht hervor, dass die Niederländer derzeit bei 346 Ladestandorten in sieben Ländern stehen. Angesichts des teuren Expansionskurses schreibt das Unternehmen aber weiter rote Zahlen.

Bild: Fastned

Fastned ist ein aus den Niederlanden operierendes Schnellladeunternehmen, das zu den großen HPC-Ladenetzbetreibern in Europa zählt. In seinem Geschäftsbericht meldet Fastned nun 346 aktive Ladestandorte mit 2.109 Ladepunkten in Europa. Letzteres ist ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein 2024 kamen 50 Ladeparks hinzu. Die Anzahl der Ladevorgänge stieg laut Fastned parallel um 35 Prozent gegenüber 2023 auf gut 5 Millionen. Dabei wurden 2024 etwas mehr als 140 GWh erneuerbare Energie abgegeben (+41% YoY). Die Nutzer luden also mehr Energie pro Ladevorgang.

Die Niederlande waren und sind Fastneds Kernmarkt. Dort betreibt die Firma 181 Standorte, in Frankreich und Deutschland sind es 44 bzw. 42, wobei sich hier in 2024 relativ wenig tat: In Frankreich kamen sechs, in der Bundesrepublik drei Locations hinzu. Perspektivisch soll sich aber speziell in diesen beiden Ländern viel tun. Dazu gleich mehr. Weitere bestehende Fastned-Märkte sind die Schweiz (10 Standorte), Belgien (36), Dänemark (3) und Großbritannien (30). Im laufenden Jahr sollen auch erste Stationen in Italien und Spanien entstehen. Als weitere Zielmärkte hat Fastned bereits Polen und Irland ins Auge gefasst.

139 Standorte neu in der Pipeline

Als interessanten Wert im Geschäftsbericht nennen die Niederländer zudem, wie viele Standorte sie erworben haben. Für 2024 sicherte sich Fastned demnach 139 Locations, die das Unternehmen nun seiner „Pipeline hinzugefügt“. Im Betrieb oder in der Entwicklung hat Fastned aktuell somit 569 Standorte. Dazu schreibt Fastned einordnend: „Im Laufe des Jahres 2024 haben wir bedeutende Ausschreibungserfolge erzielt (z. B. bei der Deutschlandnetz-Ausschreibung in Deutschland) und innovative neue Partnerschaften geschlossen, wie z. B. mit Places for London. Allein im ersten Quartal 2024 wurden mehr Standorte gesichert als im gesamten Jahr 2023.“

In der Tat ist Deutschland der Markt mit den meisten im Jahr 2024 gesicherten Fastned-Entwicklungsstandorten – nämlich 50 an der Zahl. Die zweitmeisten perspektivischen Standorte, die Fastned vergangenes Jahr fix gemacht hat, finden sich in Frankreich (19), gefolgt von UK (17), der Schweiz (16) und Belgien (13).

Mehr Umsatz, aber höherer Verlust

Was die Wirtschaftlichkeit von Fastned angeht, erzielte der Ladenetzbetreiber laut den nun vorgelegten Zahlen zwar das zweite Jahr in Folge ein positives EBITDA. Im Jahr 2024 betrug dieses 7,4 Millionen Euro – gegenüber 4,6 Millionen Euro im Jahr 2023. Aber: Unterm Strich gab es einen Verlust von 26,6 Millionen Euro. Das waren 38 Prozent mehr Verlust als die 19,3 Millionen Euro im Jahr 2023.

Den Umsatz beziffert das Unternehmen auf 86 Millionen Euro (+43% YoY). Zur Erinnerung: 2022 lag dieser noch bei 34 Millionen Euro. Es geht also stetig bergauf. Die Jahreseinnahmen pro Station stiegen laut Fastned auf 270.000 Euro (+21% YoY), während das Jahresvolumen pro Station auf 440 MWh kletterte (+20% YoY).

Die Kostentreiber im Unternehmen sind die mit der Netzgröße steigenden Betriebsausgaben und die Kosten für die Expansion. Erstere lagen 2024 bei knapp 36 Millionen Euro (nach 21 Millionen und 12 Millionen in den Jahren 2023 und 2024). Die Ausgaben für die Erweiterung des HPC-Netz beziffert Fastned auf 23 Millionen Euro (nach 15 Millionen und 12 Millionen in den Jahren zuvor). Auf der Einnahmeseite führt Fastned für 2024 u.a. einen Kapitalzustrom von 82 Millionen Euro aus drei Anleiheemissionen, was „die anhaltende Unterstützung unserer Investorengemeinschaft demonstriert“, wie Fastned schreibt.

Das Unternehmen betont, dass das positive Finanzwachstum „in einem für die Branche turbulenten Jahr“ gelungen sei. Michiel Langezaal, Mitbegründer und CEO von Fastned, kommentiert: „Ich bin sehr erfreut über unsere sehr ermutigenden Ergebnisse im Jahr 2024. Unsere Markteinführung beschleunigt sich weiter, und unsere hervorragende Wirtschaftlichkeit der Ladestationen hat zu Rekordumsätzen und einer führenden Position auf dem Schnelllademarkt geführt.“ Europas Ziel einer rein elektrischen Zukunft bis 2035 sei bekräftigt worden – „und diese Ergebnisse stimmen mich sehr zuversichtlich, dass wir bei dieser Umstellung eine Schlüsselrolle spielen werden, wenn wir weiter so schnell skalieren.“

Die bisherigen Ziele von 1.000 Ladeparks bis 2030 angesichts des zuletzt etwas schleppenden Hochlaufs der Elektromobilität in einigen Märkten zu revidieren, kommt für Fastned also offenbar nicht in Frage. Die EnBW hat genau deshalb diese Woche ihre Pläne beim Ausbau des Ladenetzes deutlich abgespeckt. Bis 2030 will das Energieunternehmen statt der angekündigten 30.000 Schnellladepunkte jetzt nur noch „über 20.000“ in Deutschland betreiben.

fastnedcharging.com

5 Kommentare

zu „Teure Expansion: Fastned weitet Verlust auf 26,6 Millionen Euro aus“
Ulf
28.03.2025 um 19:32
Klingt super, aber ich habe Zweifel. Ich hab z.B. diese Zahl zurückgerechnet....440 MWh pro Jahr pro Ladestation bedeutet beispielsweise 10 Ladevorgänge mit 60 kWh/Ladevorgang jeden Tag das ganze Jahr. Und das im Durchschnitt auf alle Stationen... Klingt gar nicht nach dem, was die Auslastung an deutschen Ladestationen zeigt. Also ich glaube den Zahlen nicht, auch wenn ich gern würde.
LePe
29.03.2025 um 00:06
Sie verwechseln Ladestationen mit Ladestandorten. 140 GWh wurden geladen an 346 Standorten mit 2109 Ladepunkten. 140.000.000 kWh/ 2109 = 66.382 kWh/Säule/Jahr Macht 66.382/365 = 182 kWh/Ladepunkt/TagDas sind ca. drei Ladevorgänge mit 60 kWh, bei im Schnitt 8 Ladepunkten also 24 Ladevorgänge pro Standort pro Tag. Hört sich für mich realistisch an.
TeeKay
30.03.2025 um 10:56
EBITDA (Earnings before Interest, Tax, Depreciation and Amortization) ist eine völlig bedeutungslose Kennzahl bei einem Geschäftsmodell, das zu 100% auf kreditfinanzierten (Interest), abzuschreibenden (Depreciation and Amortization) Investitionen in Hardware beruht. Diese beiden herausgerechneten Posten machten mit 34,3 Mio Euro mehr als den kompletten EBITDA Gewinn aus. Selbst ohne Zinsen, wenn die Hardware zu 100% mit Eigenkapital finanziert wäre, würde Fastned noch Verlust machen.Dann auch noch zu sagen, dass das EBITDA seit 2023 stieg, während der Nettoverlust massiv anstieg, weil Zinsen und Abschreibungen stärker stiegen als der positive EBITDA, setzt dem ganzen dann noch die nichtjournalistische Krone auf. Korrekte Artikelüberschrift wäre also: "Fastneds Verlust hoch wie nie". Berichtet doch bitte, was ist, und nicht was euch börsennotierte Aktiengesellschaften als wünschenswerten Bericht einliefern.
Florian Treiß
30.03.2025 um 19:36
Danke für den wichtigen Hinweis! Wir haben den Artikel nun entsprechend korrigiert. Florian Treiß (Redaktion electrive)
Mascar Pone
31.03.2025 um 08:18
Kein Wort über den Elefanten im Raum. Mich als Nutzer interessiert der Preis. Dieser ist schließlich entscheidend für die Auslastung. Ohne einen (fairen) Wettbewerb, wie bei den Verbrennern, wird der Knoten nicht platzen. Je geringer die Präsenz in der Fläche, desto weniger werde ich mich für die "Gold-Memberschaft" von Fastnet entscheiden. Henne-Ei.

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