Lithium-Abbau im sächsischen Zinnwald könnte 2030 beginnen

Schon seit längerem wird überprüft, ob im Erzgebirge Lithium abgebaut werden kann. Die Zinnwald Lithium GmbH will bei Altenberg eines der größten Lithiumabbau-Vorhaben Europas in die Tat umsetzen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt nun: 2030 könnte es losgehen.

Bild: Zinnwald Lithium

Sogar der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich vergangenes Jahr schon bei einem Ortstermin über den geplanten Abbau von Lithium in Zinnwald informiert und von einem „Projekt von höchster Priorität“ gesprochen. Schließlich wird Lithium, ein wichtiger Rohstoff für E-Auto-Batterien, bislang fast ausschließlich in Übersee gefördert und es gibt in Deutschland und Europa noch keine nennenswerten Abbaustätten.

Nun also meldet die Projektgesellschaft Zinnwald Lithium GmbH einen wichtigen Meilenstein für seine Pläne, Lithium-Erz im Erzgebirge abzubauen. Denn eine vorläufige Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass die Förderung des Lithiums technisch möglich und wirtschaftlich rentabel sei. Nach Angaben von Geschäftsführer Marko Uhlig soll der Abbau des Rohstoffs „oberflächenschonend“ in einer Tiefe von etwa 100 bis 400 Meter unterhalb der Ortschaft erfolgen. Die Erschließung des Vorkommens dürfte demnach rund eine Milliarde Euro kosten. Baubeginn könnte 2028 sein und Produktionsstart 2030.

Das Unternehmen rechnet damit, dass 1.200 Arbeitsplätze direkt und indirekt im Zusammenhang mit dem Vorhaben entstehen, darunter 300 bis 400 im Bergwerk und der Aufbereitung. Uhlig spricht davon, dass sich in einer ersten Phase pro Jahr 1,6 Millionen Tonnen Lithium-Erz fördern ließen. Damit verbunden wäre die Produktion von jährlich 18.000 Tonnen batterietauglichem Lithiumhydroxid in einer nahegelegenen Aufbereitungsanlage. Das wäre laut Angaben der Projektgesellschaft eine Menge, die für etwa 800.000 E-Auto-Batterien pro Jahr reichen würde. Wird dieses Förderungsniveau gehalten, so könnte das Bergwerk 70 Jahre lang betrieben werden. Bei Produktionserweiterung auf 35.000 Tonnen betrage die Laufzeit 45 Jahre.

Doch ob das ambitionierte Vorhaben wirklich zustande kommt, ist noch nicht komplett sicher. So wehren sich bereits Anwohner gegen die Pläne des Unternehmens, dessen Muttergesellschaft Zinnwald Lithium plc an der Börse in London notiert ist. Größter Gesellschafter mit 25,1 Prozent der Aktien und zugleich wichtigster strategischer Partner ist AMG Lithium, eine Tochtergesellschaft des börsennotierten Metallurgiekonzerns AMG Critical Materials. AMG Lithium würde das in Zinnwald geförderte Lithium gerne in seiner neuen Lithiumraffinerie in Bitterfeld-Wolfen verwenden, der zugleich ersten Lithiumraffinerie in ganz Europa.

Doch was sind die Bedenken? Die Bürgerinitiative Bärenstein befürchtet, dass das Projekt deutlich größer wird als ursprünglich geplant. „2019 wurde gefragt, ob der Bergbau von einer halben Millionen Tonne möglich wäre. Zwischenzeitlich waren es 1,5 Millionen Tonnen nun reden wir von drei Millionen Tonnen“, sagte der Initiative-Sprecher Malte Eismann gegenüber MDR Sachsen. Die Initiative warnt weiterhin vor einem gewaltigen Eingriff in die Umwelt, denn die Versiegelung von 115 Hektar durch die obertägigen Industrieanlagen der chemischen Aufbereitung und der Deponie inmitten eines hochsensiblen Natur- und Kulturraums von gesamteuropäischer Naturschutzbedeutung hätte fatale Folgen. Weiterhin befürchtet die Initiative auch gesundheitliche Beeinträchtigungen für die Anwohner.

Zwar stehen die Landesregierung und die scheidende Bundesregierung hinter dem Projekt. Die EU-Kommission stuft das Vorhaben aber aktuell nicht als strategisches Projekt im Rahmen des neuen EU-Gesetzes zum Umgang mit kritischen Rohstoffen (Critical Raw Materials Act) ein. Eine solche Einstufung dürfte helfen, das Vorhaben auch wirklich zu realisieren.

mdr.de, n-tv.de, baerenstein.org (Bürgerinitiative)

3 Kommentare

zu „Lithium-Abbau im sächsischen Zinnwald könnte 2030 beginnen“
Mike
01.04.2025 um 18:24
Oh, schon 2030? Kann gut sein, dass dann keiner mehr Lithium braucht, weil dann alle auf Natrium umgeschwenkt sind, was es weit häufiger gibt.
John
02.04.2025 um 15:53
Und die Russen könnten dann auch schon vor der Tür stehen. Hoffe das wird gepostet.
Micha
02.04.2025 um 08:10
Sehr unwahrscheinlich. Augrund der geringen Energiedichte wird Natrium Lithium so schnell im Automobilbereich nicht ersetzen können. Höchstens gibt es bis dahin erste Billigfahrzeuge mit geringer Reichweite mit Na.

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