Atlante, Electra, Fastned und Ionity schmieden HPC-Bündnis
Die Chefs von Atlante, Electra, Fastned und Ionity sind heute nach Paris gereist, um ihr neues Bündnis zu besiegeln. Ziel der Spark Alliance ist es den Partnern zufolge, ein nahtloses Ladenetzwerk zu schaffen, ohne mit verschiedenen Apps oder Zahlungsmethoden hantieren zu müssen: „Die Suche nach den besten öffentlichen Ladestationen im Labyrinth unterschiedlichster Anbieter, Apps und Preisstrukturen kann überwältigend sein“, lautet die Situationsanalyse des Quartetts. Als Spark Alliance versprechen sie, diese Komplexität zu beseitigen. Fahrer von Elektroautos aller Marken sollen bald nahtlos auf mehr als 1.700 Ladestationen der vier Mitglieder in 25 europäischen Ländern zugreifen, laden sowie bezahlen können – „und das zu transparenten Preisen“, heißt es. Dafür könnten sie die App ihres bevorzugten Ladenetzbetreibers nutzen, ohne eine weitere App herunterladen zu müssen.
Das klingt ziemlich nach Roaming. Und wird es auch sein, aber mit einem Premium-Ansatz: Anstatt wie andere Anbieter auf schiere Masse zu setzen -manche Apps wie die vom EnBW Hypernetz bieten dank der Anbindung ans Intercharge-Netzwerk von Hubject europaweit Zugriff auf über 800.000 Ladepunkte – will die Spark Alliance den Nutzern nur einen Zugriff auf ausgewählte Ladestationen anbieten. Und zwar solche, die besonders schnell und zuverlässig sind.
In der Praxis sollen Fahrer künftig eine beliebige Ladestation des Alliance-Netzwerks ansteuern und jede der Apps der Alliance-Mitglieder verwenden können, um ihre Ladesession zu starten, zu stoppen und zu bezahlen. Zur Ortung werden die Mitglieder daher auch nicht mehr nur ihre eigenen Stationen in den Routenplanern ihrer Apps anzeigen, sondern auch die Stationen der anderen Mitglieder. „Dies wird die Suche nach einer der 11.000 hochwertigen Spark-Ladepunkten, die zu 100 % mit erneuerbarer Energie betrieben werden, so einfach wie nie zuvor machen“, werben die Initiatoren, die von einer „bahnbrechenden Zusammenarbeit“ sprechen.
Ab Sommer 2025 sollen die Ladestationen der jeweils anderen Partner in der App des jeweiligen Allianz-Mitglieds angezeigt werden. In einem ersten Entwicklungsschritt sollen Nutzer der jeweiligen App an der Ladesäule von Allianz-Partnern an die Zahlungsseite des jeweiligen Spark-Mitglieds weitergeleitet werden, wo dann der Ladeprozess zum Ad-Hoc-Preis gestartet werden kann, wie eine Ionity-Sprecherin gegenüber electrive erklärt. In den nächsten Entwicklungsschritten soll dieser Prozess weiter vereinfacht werden und ab Herbst soll echtes Roaming möglich sein – dann erfolgt die Abrechnung von Ladevorgängen bei den Ladestationen der anderen Parter also direkt über das Nutzerkonto der App, von der der Ladevorgang ausgelöst wurde. Und was auch noch wichtig ist: Einheitliche Preise sind nicht geplant. Vielmehr wird jedes Ladenetzwerk weiterhin seine eigenen Preise festlegen.
Boost auch für HPC-Normen und Innovationen
Die vier CEOs melden sich je mit eigenen Statements zu Wort: Stefano Terranova, CEO von Atlante, betont die gemeinsamen Werte und das Engegement der Gründungsmitglieder für die Zukunft der Ladeinfrastruktur. Und: „Wir werden Ressourcen, Fachwissen und vor allem Leidenschaft und Entschlossenheit einbringen, um bestehenden und potenziellen E-Auto-Besitzer:innen das bestmögliche Ladeerlebnis zu bieten. Wir beginnen mit praktischen Features, wie dem Anzeigen unserer Stationen in den Apps der anderen Mitglieder […] Gleichzeitig treiben wir die Vorbereitung der Branche auf den breiten Einsatz von Elektrofahrzeugen voran. Die Festlegung von Standards für die öffentliche Ladeinfrastruktur und die Einführung von Innovationen gelingt nur gemeinsam.“
Aurelien de Meaux, Co-Founder und CEO von Electra, schließt sich an: „Zusammen standardisieren wir das Ladeerlebnis und beseitigen weitere Barrieren für die Einführung von Elektrofahrzeugen. Bei Electra haben wir stets die Geschwindigkeit, Einfachheit und Zuverlässigkeit des Ladevorgangs
betont. Mit der Spark Alliance gehen wir noch einen Schritt weiter […].“
„E-Auto-Fahrer:innen finden sich oft in einem Labyrinth wieder: Zu viele Apps, Ladekarten und Ladepunkte von geringer Qualität schaffen Verwirrung und Unsicherheit“, konstatiert Michiel Langezaal, Co-Founder und CEO von Fastned. „Wir lösen dieses Problem, indem wir die führenden Ladeinfrastrukturunternehmen Europas zusammenbringen […].“
Jeroen van Tilburg, CEO von Ionity, kommentiert: „Unsere Zusammenarbeit, angetrieben von Europas führenden Ladespezialisten, ist ein
bedeutender Schritt nach vorne und sendet ein starkes Signal für die E-Mobilität in Europa: zuverlässiges schnelles Laden, unkompliziert über 25 EU-Länder hinweg – alles innerhalb der App, der die Fahrer:innen bereits vertrauen. Vereint durch eine gemeinsame Mission ebnen wir den Weg für eine neue Ära des umweltfreundlichen, nahtlosen Reisens durch Europa.“
Atlante und Electra haben ihren Sitz in Italien und Frankreich, Fastned ist in den Niederlanden und Ionity in Deutschland ansässig. Vor nicht einmal zwei Monaten hatten die vier Akteure bereits mit weiteren Ladeinfrastruktur-Betreibern (CPOs) eine gemeinsame Initiative mit Fokus auf Frankreich angeschoben. Dort schlossen sie sich im Februar zum Verband Charge France zusammen, um den Ausbau des französischen HPC-Ladenetzes auf 40.000 ultraschnelle Ladepunkte bis 2028 anzuschieben. Dies würde einer Vervierfachung des aktuellen Angebots entsprechen.
Geballtes Know-how vom Roll-out hunderter Ladeparks
Bei ihrem jeweiligen Roll-out haben Atlante, Electra, Fastned und Ionity übrigens teils unterschiedliche regionale Schwerpunkte, mit denen sie sich bei der Spark Alliance ergänzen wollen. Der mit dem Autokonzern Stellantis verknüpfte Schnelllade-Anbieter Atlante wurde 2021 in Italien aktiv, konzentriert sich inzwischen vor allem auf Südeuropa und betreibt nach eigenen Angaben aktuell gut 900 Ladeparks mit über 2.000 Ladepunkten in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal.
Electra ist nach eigenen Angaben der französische Marktführer im HPC-Ladebereich und in neun Ländern aktiv, konkret in Frankreich, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Deutschland, Italien, der Schweiz, Österreich und Spanien. Das Unternehmen betreibt 2.600 Ladepunkte und verfolgt das Ziel, bis 2030 mehr als 15.000 Ladepunkte zu erreichen.
Fastned ist bereits ein alter Hase im CPO-Business und seit 2012 am Markt. In seinem jüngsten Geschäftsbericht meldete das Unternehmen vergangene Woche 346 aktive Ladestandorte mit 2.109 Ladepunkten in Europa. Bis 2030 will Fastned auf 1.000 Ladeparks kommen.
Das größte Netzwerk stellt Ionity mit aktuell rund 700 Ladeparks und gut 4.800 HPC-Punkten in 24 europäischen Ländern. Ionity wurde 2017 gegründet und ist ein Joint Venture von der BMW Group, Ford, Hyundai, Kia, Mercedes-Benz, der Volkswagen Group (einschließlich Audi und Porsche) und der BlackRock Climate Infrastructure Platform.
Interessant ist natürlich auch, wer nicht unter den Allianzmitgliedern ist: Zuvorderst natürlich Tesla, aber auch Anbieter wie Allego, Chargepoint, Engie Vianeo oder Izivia. Und mit Blick auf Deutschland ist natürlich die EnBW zu nennen. Ob die Spark Alliance offen für weitere Mitglieder ist, ist nicht bekannt.
Eine weitere Konsolidierung des Lademarkts ist mit der heutigen Initiative jedenfalls eingeleitet. Die „Automobilwoche“ zitiert Ionity-CEO van Tilburg mit folgenden Worten: „Der Lade-Markt hat viele Charakteristika eines Plattform-Marktes. Und dort gilt: The winner takes it all.“ Es könne gut sein, dass es bald nur noch eine Handvoll sehr großer Anbieter gebe. Das genannte Quartett positioniert sich also dahingehend, dass Kunden künftig weniger nach Konkurrenzangeboten schauen sollen.
Quelle: Infos per E-Mail, presseportal.ch, automobilwoche.de
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