Fördermittel-Zusage für neue Batterie-Recyclinganlage in Goslar
Im Zentrum des Projekts steht ein neuartiger Prozess zur Rückgewinnung wertvoller Metalle aus der sogenannten Schwarzmasse, also den zermahlenen Bestandteilen gebrauchter Lithium-Ionen-Batterien nach dem Entfernen des Gehäuses. Das Verfahren hat H.C. Starck Tungsten selbst entwickelt und dafür sechs Patente beantragt.
Laut Firmenangaben erzielt dieses neue Verfahren, bei dem die übliche Mixer-Settler-Technologie durch ein ausgeklügeltes Kolonnensystem ersetzt wird, gegenüber etablierten Methoden eine erheblich bessere Rohstoffausbeute bei einem deutlich geringeren Verbrauch an Hilfsstoffen und Energie. Außerdem fällt lediglich ein Zehntel der CO2-Emissionen an, die beim Abbau von primärem Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan entstehen würden. Die Rückgewinnungsraten für diese vier Rohstoffe sollen bei über 95 Prozent liegen. Die angestrebte Recyclingkapazität liegt bei rund 20.000 Tonnen Schwarzmasse pro Jahr, vergleichbar dem Batterieinhalt von ungefähr 100.000 Elektro-Kleinwagen. Die Kapazitäten der Anlage sind damit vergleichbar mit den Plänen des Aaachener Startups Cylib.
Die Anlage soll im Metallurgiepark Oker in Goslar entstehen, das voraussichtliche Investitionsvolumen beträgt rund 340 Millionen Euro. Der Bau soll in der ersten Jahreshälfte 2027 beginnen und rund zwei Jahre dauern.
Der mit dem Vorhaben verbundene Förderantrag wurde auch von Mitsubishi Materials Corporation unterstützt. Der japanische Konzern, der unabhängig vom Autohersteller Mitsubishi ist, hatte H.C. Starck Tungsten vergangenes Jahr übernommen, und zwar von Masan High-Tech Materials aus Vietnam.
Gefördert wird das Projekt mit 60 Millionen Euro. Die Mittel, die zu 70 Prozent das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und zu 30 Prozent das Land Niedersachsen bereitstellen, werden im Rahmen der EU-Richtlinie zur „Resilienz und Nachhaltigkeit des Ökosystems der Batteriezellfertigung“ vergeben. Sie sollen dazu beitragen, Produktionskapazitäten entlang der Batteriewertschöpfungskette in Deutschland und der Europäischen Union auf- und auszubauen, Beschäftigung und Wertschöpfung am Standort Deutschland zu sichern und eine klimafreundliche Massenproduktion von nachhaltig produzierten Batteriezellen in Europa zu ermöglichen.
Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sagt zur Förderung des Projekts: „Süd-Niedersachsen und insbesondere Goslar haben eine gute Tradition in der Erzgewinnung und der Metallverarbeitung. Das Land Niedersachsen unterstützt die Region schon lange dabei, sich im Bereich Recycling international wettbewerbsfähig aufzustellen und die Wertschöpfungsketten im Recycling von Lithium-Ionen-Batterien zu optimieren. Die Förderung von H.C. Starck Tungsten ist ein Meilenstein für ein umweltfreundliches Recycling von Schwarzmasse im industriellen Maßstab und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffsicherung und zur Sicherung von Industriearbeitsplätzen.“
Dr. Hady Seyeda, CEO der H.C. Starck Tungsten, ergänzt: „Diese umfassende Förderungszusage markiert einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur industriellen Nutzung unserer innovativen Schwarzmasse-Recyclingtechnologie. Wir freuen uns sehr, dass Bund und Land die Realisierung unseres Konzepts so konkret unterstützen.“
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