CATL will angeblich Akku-Tausch-Stationen von Nio übernehmen
Die beiden Unternehmen sind schon seit längerem im Austausch und hatten erst im März eine umfangreiche Kooperation angekündigt: CATL will bis zu 2,5 Milliarden Yuan (über 310 Millionen Euro) in Nio Power investieren, die Tochter von Nio fürs Energiegeschäft. Umgekehrt soll die neue Kleinwagen-Marke Firefly von Nio ab dem zweiten Modell auf das neue Choco-SEB-System von CATL wechseln. CATL ist zudem der Haupt-Zelllieferant für die Elektroautos von Nio.
Wie nun die Nachrichtenagentur Reuters nun berichtet, ist CATL mit Nio in Gesprächen, um eine Mehrheitsbeteiligung an Nio Power zu erwerben. Das sollen vier mit der Angelegenheit betraute Personen gegenüber Reuters gesagt haben. Unbekannt ist jedoch noch, wieviel CATL für Nio Power bietet oder bieten will. Zuletzt soll Nio Power im vergangenen Jahr bei einer Kapitalbeschaffungsrunde mit mehr als 10 Milliarden Yuan (ca. 1,25 Milliarden Euro) bewertet worden sein. CATL lehnte eine Stellungnahme zu dem Thema ab.
Nio ging nicht direkt auf die Fragen von Reuters zu der möglichen Transaktion ein, teilte aber mit, dass es den gemeinsamen Bau von Akku-Tausch-Stationen „mit mehreren Investoren, einschließlich CATL“, fördere. Weiter hieß es vom Unternehmen: „Nio und CATL werden die Zusammenarbeit in den Bereichen Kapital und Geschäft vertiefen und die strategische Partnerschaft weiter festigen, um gemeinsam das weltweit größte Netz von Akku-Tausch-Stationen aufzubauen.“
Eine Mehrheitsbeteiligung oder Übernahme von Nio Power durch CATL könnte spannend werden, da die Idee hinter einem Akku-Tausch-System, ein Elektroauto so schnell wieder „aufzutanken“ wie einen Verbrenner, zwar smart ist, aber sehr kapitalintensiv. Solange nur Autos eines einzigen Herstellers die Akku-Tausch-Stationen nutzen können, ist die Auslastung der Stationen eine echte Herausforderung. Zudem müssen solche Stationen idealerweise flächendeckend errichtet werden und nicht nur punktuell. Nio hat daher eine Infrastruktur von weltweit 3.240 Standorten aufgebaut, von denen sich über 3.000 in China befinden. Ob ein solcher Deal auch Einfluss auf die Akku-Tausch-Stationen von Nio in Europa hätte, ist bislang unklar.
Durch eine solche Transaktion mit CATL böte sich die Chance, ein herstellerübergreifendes System aufzubauen. Genau diesen Plan hat CATL Anfang 2022 vorgestellt und ein Netz von Akku-Tausch-Stationen namens EvoGo angekündigt, das Ende dieses Jahres bereits die Marke von 1.000 Standorten erreichen soll. Durch eine Übernahme des Nio-Geschäfts würde sich das Netzwerk schlagartig vergrößern. Allerdings, und das dürfte die größte Herausforderung sein, sind beide Systeme nicht kompatibel. CATL setzt auf eigens entwickelte Akku-Packs namens Choco-SEB (Swapping Electric Blocks), die Autoherstellern für künftige E-Auto-Modelle angeboten werden. Erste Partner, die Modelle für das neue System angekündigt haben, sind BAIC, Changan, GAC, Hongqi, SAIC und Wuling.
CATL-Gründer und -CEO Robin Zeng hatte angekündigt, sein 25 Jahre altes Unternehmen neu erfinden zu wollen. Es soll über die Batterieherstellung hinaus zu einem Anbieter von grüner Energie werden. Zeng hat sich vorgenommen, in den nächsten Jahren ein Drittel der Tankstellen in China ersetzen zu wollen.
Gerade erst ist CATL eine Partnerschaft mit der staatlichen Ölgesellschaft Sinopec eingegangen, um in den nächsten Jahren 10.000 Akku-Tausch-Stationen einzurichten, davon 500 noch in diesem Jahr. Beide Partner wollen ein nahtloses „Wechseln so schnell wie Tanken“-Erlebnis schaffen.
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