Kanada erhebt Gegenzölle auf US-Autos
Die neuen kanadischen Zölle gelten für „vollständig montierte Fahrzeuge, die aus den Vereinigten Staaten nach Kanada importiert werden“ und nicht dem Abkommen zwischen Kanada, den Vereinigten Staaten und Mexiko (USMCA oder CUSMA, wie die Kanadier es nennen) entsprechen. Die neuen Zölle gelten auch für „nicht-kanadische und nicht-mexikanische Inhalte von CUSMA-konformen vollständig montierten Fahrzeugen, die aus den Vereinigten Staaten nach Kanada eingeführt werden“.
Das ist einer der Hauptunterschiede zu den Zöllen in den USA: Letztere erheben Zölle auf alle nicht in den USA montierten Fahrzeuge. Kanada zielt speziell auf ein Land ab, nämlich die Vereinigten Staaten, da diese das oben erwähnte Freihandelsabkommen USMCA nicht einhalten. Mexiko hingegen schon, weshalb es keine Zölle auf Autos oder Autoteile in Kanada zu befürchten hat.
Die kanadischen Einfuhrzölle gelten für „Kraftfahrzeuge und andere Kraftfahrzeuge, die in erster Linie für die Beförderung von Personen bestimmt sind“ sowie für „Kraftfahrzeuge für die Beförderung von Gütern“.
Die kanadischen Gegenzölle sind trotz der jüngsten Ankündigung Donald Trumps, die Zölle für die meisten Länder vorerst für 90 Tage auszusetzen, weiterhin relevant – denn Trump hat nur die generellen Einfuhrzölle gegen ganze Länder ausgesetzt, nicht aber die separat verhängten Zölle auf Autos und Autoteile. Diese gelten weiterhin.
Genau deshalb haben US-Branchenverbände Präsident Trump kritisiert. Die Regionalkammer Detroit und MichiganAuto fordern in einer Erklärung, Trump müsse die komplexe internationale Lieferkette der Automobilindustrie vor einer schädlichen Fragmentierung schützen, die ihre globale Wettbewerbsfähigkeit schwäche. „Michigans führende Industrie, die Lieferketten und die Beschäftigten, die sie tragen, werden weiterhin unter der Unsicherheit und den Störungen dieser schwankenden Handelspolitik zu leiden haben“, heißt es. Gerade die US-Autowerke in Michigan sind eng mit Zulieferer-Werken in der kanadischen Provinz Ontario verbunden, Komponenten wechseln im Fertigungsprozess teils mehrfach die US-kanadische Grenze.
„Kanada wird weiterhin mit Nachdruck auf alle ungerechtfertigten und unangemessenen Zölle reagieren, die von den USA auf kanadische Produkte erhoben werden“, sagt der kanadische Finanzminister François-Philippe Champagne. „Die Regierung ist fest entschlossen, diese US-Zölle so schnell wie möglich zu beseitigen, und wird Kanadas Arbeitnehmer, Unternehmen, Wirtschaft und Industrie schützen.“
Das Ziel ist klar: Kanada erhebt die Zölle nur, um die USA zur Aufhebung ihrer Zölle zu bewegen. „Diese Gegenmaßnahmen werden so lange in Kraft bleiben, bis die USA ihre Zölle gegen den kanadischen Automobilsektor aufheben“, erklärte die kanadische Regierung. In den USA wurden die 25-prozentigen Zölle auf alle in die USA eingeführten Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeuge Anfang dieses Monats in Kraft gesetzt. Die Zölle auf Autoteile werden nächsten Monat folgen. Als Reaktion darauf schloss beispielsweise Stellantis ein Werk in Kanada für zwei Wochen, und Volkswagen stoppte die Einfuhren aus Mexiko in die USA.
international.gc.ca, canada.ca (Automotive Retaliation List), msn.de (US-Kritik an Auto-Zöllen)
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